34 - Im Freiheitslabor II

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Katja starrte Linda mit großen Augen an. Wieder einmal verschlug es ihr beim Anblick des verwirrten Lächelns ihrer Ex-Freundin die Sprache. „Können wir kurz reden? Allein?", fragte sie mit einem kurzen Blick auf die junge Frau, welche immer noch zwischen ihnen stand.

„Ähm... ich warte dann mal im Büro, Linda", sagte diese und verschwand durch eine Tür links des Eingangs. „Komm mit", sagte Linda freundlich und betrat ihrerseits einen großen Raum, an dessen Tür Freiheitslabor stand.

„Also? Was ist los? Ist was mit den Jungs? Mit Clara?", fragte Linda besorgt und lehnte sich gegen einen Tisch. Für eine Sekunde sah Katja Linda einfach nur an. Und in dieser Sekunde brach ihr Herz tausende Male.

Sie war so schön. In jeder ihrer Facetten. Katja hatte Angst, dass sie sie verlieren könnte, so wie sie sie schon einmal verloren hatte. Damals hätte sie aus der Gesamtsituation heraus schon nicht die Kraft gehabt um Linda zu kämpfen. Heute sah das anders aus.

Es hatte erst den Schock gebraucht, dass Linda ihre Beziehung zu Sahra öffentlich machte, dass Katja sich ein wesentliches Detail eingestand: Sie liebte diese Frau noch immer mehr als alles andere und sie würde niemals jemanden wie Linda finden. Clara war nett. Clara war attraktiv und Katja hatte irgendeine Art von Gefühl für sie. Doch sie war nicht Linda. Linda, ihre große Liebe.

„Dein Tweet", sagte Katja nur. „Ja, wir haben uns entschlossen es öffentlich zu machen! Jetzt da Lindner weiß, das wir daran gearbeitet haben ihn abzusetzen, kann ich kaum noch tiefer fallen. Also warum nicht zu Sahra stehen? Ich liebe sie und so gehen wir ein kleines Stück in Richtung einer normalen Beziehung", sagte Linda und lächelte glücklich. Katja sah sie mit leerem Blick an.

„Du weißt, dass es jetzt kein zurück mehr gibt, oder? Die Welt weiß jetzt, dass du und Wagenknecht... Hast du dir das echt gut überlegt?" Verwirrt sah Linda Katja an. „Ja, natürlich. Katja, ich liebe sie und ich denke nicht, dass sich daran so schnell etwas ändern wird."

Die Worte trafen und zu Katjas Trauer stieg nun auch noch Wut in ihr auf. Nein, das würde sie nicht akzeptieren. Linda gehörte zu ihr und nicht zu irgendeiner größenwahnsinnigen Linken.

„Wie kannst du eigentlich mit einer wie Sahra zusammen sein? Sie verkörpert all das, was du verabscheust. Wagenknecht hat 1 zu 1 einmal gesagt sie würde lieber in der DDR leben als in dem Deutschland, in welchem sie jetzt leben muss! Die FDP ist für sie überflüssig! Verdammt nochmal, Linda, eigentlich musst du dich nicht wundern, dass Christian dir mit einem Ausschluss droht!"

Lindas Blick veränderte sich. Wütend sah sie Katja an. „Sahra ist viel mehr als ihre politische Meinung! Sie ist zuvorkommend, verständnis- und liebevoll! Sie ist bei mir nicht die Frau, die sie im Plenum ist, okay? Und bist du jetzt auf Christians Seite oder wie? Ich dachte du unterstützt mich, Katja! Ich dachte wir wären Freunde!"

Katja schnaubte wütend. Das war doch nur noch zum Lachen. Angespannt wischte sie sich mit der Handfläche über das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Linda ich bitte dich! Natürlich bin ich auf deiner Seite! Ich war immer auf deiner Seite! Sogar als du mich dort nicht mehr wolltest!"

„Was ist dein Problem mit Sahra?", fragte Linda und trat mit verschränkten Armen auf ihre Ex-Freundin zu. „Du bist doch selbst mit einer Linken zusammen! Sahras Einstellung kann es kaum sein!" Katja schüttelte den Kopf. „Clara und ich sind kein Paar", sagte sie. „Außerdem ist Clara nicht Wagenknecht! Die beiden kannst du kaum miteinander vergleichen."

Linda rümpfte leicht die Nase. Trotz der angespannten Situation schoss es Katja sofort durch den Kopf wie süß sie dabei aussah.
„Ich bin auch kein Fan von Sahras politischen Ansichten, okay? Aber nach all dem wie ihr mitgespielt wurde von ihrer Partei und ihren Ex-Männern, finde ich es inspirierend, dass sie immer noch an ihre Sache glaubt, auch wenn ich nicht daran glaube. Ist das Problem, dass sie wieder zurückgekommen ist nach ihrem Burn Out? Katja es war deine Entscheidung auszusteigen und ich dachte, du wärst glücklich damit."

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