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Es hat sich eigentlich immer noch nichts geändert, seitdem ich ihm gebeichtet habe, dass ich seinen Bruder nicht getötet habe. Er ignoriert mich und ich ihn. Wenigstens hat er aufgehört mich zu schlagen und zu bestrafen. Ihm ist es so egal, ob man eine Frau oder ein Mann ist. Er scheut sich nicht dir eine auf die Fresse zu hauen. Er kommt jeden Tag mit einem neuen Frauengeruch nach Hause. Ab und zu hat er auf seinen Hemden auch Lippenstift drauf. Es macht mir nicht viel was aus, da ich ihn nicht liebe. Mir ist seit Tagen so langweilig. Er gibt mir nicht mal Geld, sodass ich raus kann. Ich bin hier gefangen und an ihn gebunden. Es nervt mich so sehr. Er gibt mir nicht mal die Möglichkeit ihm die Geschichte zu erzählen. Ich habe es mir aber fest vorgenommen, ihm die Geschichte zu erzählen. Er muss mir endlich zu hören. Ich kann nicht mehr hier bei ihm leben. 

Als er nach der Arbeit zurück kam, ging er wie immer in sein Arbeitszimmer. Dieses mal ging ich ihm hinter her. Als er mich sah schaute er verwirrt hoch. "Was ist los?" "Ich finde wir sollten über den Tod deines Bruders reden." "Nein." "Was? Wie nein? Ich will weg von hier, also musst du mir jetzt zu hören. Steh zu deinem Wort." "Setz dich." Ich tat das was er sagte und atmete tief ein und aus. "Fang an zu reden." "Ich weiß nicht wo ich anfangen soll, aber ich versuche es. Also wie du es schon geäußert hast. Ich kann nicht mit Waffen umgehen und ich dachte bis zu meinem 15. Lebensjahr, dass es niemand aus meiner Familie es tun kann. Der Tag, es war sehr regnerisch. Ich habe gewartet, dass mein Vater mich abholen kommt, aber er kam nicht. Ich schrieb ihm mehrere Male, aber es kam keine Antwort. Ich beschloss einfach zu Fuß zu gehen und nahm die Abkürzung durch den Friedhof. Ich sah in der Nähe das Auto von meinem Vater und ich hatte schon ein ungutes Gefühl. Ich lief die Gassen ab und irgendwann hörte ich ein weinen. Ich ging auf das Geräusch zu und sah, wie mein Vater-" Ich musste eine Pause einlegen. Es kostet mich eine große Überwindung, um das was ich jetzt sage, sagen zu können. Ich atmete noch einmal tief ein und aus. "Ich sah, wie mein Vater eine Waffe auf deinen Bruder richtete. Ich wollte deinen Bruder retten, aber bevor ich ihn erreichen konnte, erschoss mein Vater ihn. Seine Männer nahmen seinen leblosen Körper mit und ließ mich dort in der Gasse alleine. Ich weiß nicht wie, aber irgendwie kam ich dann nach Hause. Mein Vater erpresste mich und zwang mich zu schweigen. Ich versuchte es, aber als am nächsten Tag die Nachricht sich verbreitete, konnte ich mich nicht mehr zurück halten und wollte abhauen. Ich wusste, aber nicht, dass mein eigener Vater in mein Rücken gefallen ist und der Polizei berichtete, dass ich deinen Bruder ermordet habe. Ja ich weiß du wirst dich fragen, woher wusste sie von dem Ort der Waffe und von einigen Details, die nur der Mörder wusste." Ich nahm den Brief hervor, den mein Vater mir damals geschrieben hat und übergab ihm das. "Diesen Brief ließ mein Vater mir damals geben und dieser Brief ist der Grund, warum ich die Schuld auf mich genommen habe." Er nahm den Brief, faltete ihn auf und fing laut an zu lesen.

"Laila,

meine liebste Tochter. Ich weiß wie sehr du deine Mutter und deine Geschwister schätzt und nicht möchtest, dass sie früher von uns gehen. Also wirst du die Tat auf dich nehmen und so tun als hättest du diesen Bastard getötet. Die Polizisten werden dich vieles Fragen und wissen wollen wo die Tatwaffe ist. Diese ist in deinem Zimmer unter deiner Matratze, keine Sorge habe sie sauber gewischt, sodass man überhaupt keine Spuren von meiner Hand nachweisen kann. Außerdem ist die Waffe geklaut, da brauchst du dir auch keine Sorgen machen. Dein Motiv ist, dass er dich sexuell belästigt hat und du dich für seine Taten rächen wolltest. Falls du dies nicht tust Laia, dann wirst du es bereuen, geboren zu sein. Also tu das, was dein Vater sagt und übernehme die Schuld.

Liebe Grüße

Dein Vater"

Nachdem er mit dem lesen fertig war, knüllte er das Papier zusammen und schmiss es weg. Er stand auf und haut mit seinen Händen fest auf den Tisch. "Was hat dein Vater gegen meinen Bruder? Warum hat er meinen Bruder erschossen? Du weißt es bestimmt. Sag es mir!" "Ich weiß es nicht Nevio. Ich wusste bis zu meinem 15. Lebensjahr gar nicht, dass mein Vater solche Geschäfte am laufen hat." "LÜG MICH NICHT AN!" Ich fing an zu weinen. "Ich lüge nicht." "Ich hasse dich und deine verdammte Familie." Bevor ich etwas sagen konnte, lief er aus der Türe raus und schlug die Türe ganz fest zu. Ich habe ihm jetzt die Wahrheit erzählt. Er wird mich doch bestimmt los lassen oder? Er kann mit meinem "Vater" das tun, was er möchte. Er ist schon seit Jahren nicht mehr mein Vater. Es ist mir so egal, was ihm passiert. Er verdient seine gerechte Strafe. 

Ich wartete den ganzen Tag auf ihn und packte währenddessen meine Koffer in der Hoffnung, dass ich heute schon gehen darf. Als er wieder da war, beachtete er mich nicht und lief direkt in das Schlafzimmer. Ich lief ihm hinterher und als ich bei ihm war, schaute er verwirrt auf die gepackten Koffer. "Du meintest doch, wenn ich dir die Wahrheit erzähle, wirst du mich ins Freie lassen." "Nein." Er drehte seinen Rücken um und fing an sich umzuziehen. Ich ging auf ihn zu, aber er drehte immer wieder seinen Rücken zu mir um. "NEVIO!" Er stoppte und ich stellte mich vor ihn hin. "Was ist du dummes Weib?" "Was meinst du mit nein? Du hast mir versprochen mich frei zu lassen." "Du wirst bei mir bleiben." "Warum muss ich hier bleiben? Ich habe mein Versprechen eingehalten und du stehst nicht zu deinem Wort Nevio. Warum tust du das? Was habe ich dir angetan?" "Laila ich sagte du wirst bleiben. Pack sofort deine Koffer wieder aus." "ICH WILL ABER NICHT MEHR HIER BLEIBEN!" "Amore mio du kannst mich so viel anschreien, wie viel du willst, aber dein Platz ist seit langem schon neben mir." "Ich will dich aber nicht an meiner Seite haben. Ich will weg von dir, weg von deinem Leben und von meiner Vergangenheit sein." "Es ist mir so egal. Außerdem denk realistisch süße, du hast nicht mal Geld. Wohin würdest du gehen? Du hast diese letzte Woche sogar schwer überlebt, also hör auf zu träumen und leb dein Leben in diesem Haus." "Warum sollte ich hier leben wollen, wenn ich nicht geliebt und geschätzt werde? Außerdem will ich raus, ich brauch frische Luft. Ich will meinen Hobbys wieder nachgehen und Spaß haben. Ich will auch kein Geld von dir. Ich möchte mir eine Arbeit suchen und mein eigenes Geld verdienen." "Laila geh schlafen. Wir reden morgen ausführlich. Auch wenn ich dich niemals lieben werde, wirst du hier ein schönes Leben haben. Ich bin dazu verpflichtet deine vergeudeten Jahren mit dir aufzuholen." "Nein nicht du, sondern mein Vater." "Ich werde nicht mehr mit dir diskutieren. Du bleibst bei mir und wirst erst dann gehen, wenn ich es dir erlaube." Ich wollte weiterhin mit ihm diskutieren, aber er legte sich ins Bett. "Komm leg dich auch hin." Ich wollte aus dem Zimmer rausgehen, weil er mich provozierte, aber er ließ mich wieder stoppen. "Wenn du dich nicht neben mich legst, wirst du nie wieder mehr ein Fuß aus diesem Haus treten können." Ich hielt mich fest und ging auf das Bett zu und legte mich hin. Ich drehte mein Rücke zu ihm, aber er zog mich nah an sich. "Wieso tust du das?" "Weil ich es so möchte. Stell keine Fragen und schlaf jetzt." "Ich schloss meine Augen und schlief eine kurze Zeit später ein."



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