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Nach der Tat sind jetzt einige Monate vergangen. Ich habe mich noch nicht ganz abfinden können, wie die Männer. Sie leben ihr Leben weiter, als wäre nichts geschehen. Für sie ist es auch normal jemanden aus der Familie zu töten. Wie oft die schon jemanden aus der Familie wohl umgebracht haben? Daran möchte ich gar nicht denken. 

Nevio hat seine Form wieder zurück und ist noch stärker, als davor. Irgendwie haben wir kein Fortschritt mehr mit ihm, seit der Sache gemacht. Wir reden normal miteinander, aber es kommt mir so vor, als wäre da keine Liebe mehr in der Luft. Dabei konnte ich ihm nicht mal meine Liebe voll und ganz zeigen. Es fühlt sich nicht gut an mit ihm so zu sein. Ich möchte wieder die Zeit zurück als wir beide, wie in Frankreich, nicht mehr ohne den anderen konnten. Zur Zeit ist Nevio nur noch mit Kadir unterwegs. Kadir ist jetzt der Partner von Nevio geworden. Die beiden sind jetzt beste Freunde seit neuestem. Sie vernachlässigen mich und machen alles alleine, sie schließen mich einfach von allem aus. Es macht mich echt traurig. Ich fühle mich irgendwie so ausgenutzt. Als hätte Nevio damals nur eine Person gebraucht, die ihm beisteht und nur seine Geschäfte weiter führt. Warum fühlt es sich die ganze Zeit so an? Warum zweifle ich and er Liebe von Nevio? 

Ich war grade in der Küche meine Kellogs essen, da platzte jemand mit voller Lautstärke in die Küche. Es war Leonardo, der irgendein italienisches Lied hörte. Beim genauen hinhören merkte ich, dass es das Lied war, wozu Nevio und ich auf unsere "Hochzeit" getanzt haben. "Wieso lächelst du?" "Nichts das Lied hat mich nur an etwas erinnert." "An was denn?" "Ach egal. Nicht so wichtig." "Na es muss wichtig sein, dass du allein an den Gedanken lächeln musstest." Ich gab nach und sagte ihm, weshalb ich lächeln musste. "Als Nevio und ich heirateten, lief als erstes dieses Lied. Auch wenn die Ehe damals nicht gewollt war, bin ich heute glücklich darüber ihn geheiratet zu haben." "Hm. Du arme." "Was meinst du?" "Naja vom beobachten her sehe ich, dass du meinen Bruder sehr liebst, aber er dich irgendwie gar nicht." "Das bildest du dir nur ein. Er liebt mich, genauso wie ich ihn liebe." "Naja ich kenne meinen Bruder, wenn er verliebt ist. Und so wie er sich bei dir verhält, kann ich dir garantieren, dass er nicht verliebt ist. Vielleicht hatte er für einen kurzen Augenblick einen Crush auf dich." Ich wurde plötzlich wütend  auf Leo. Warum erzählt der mir genau jetzt sowas? "Leo was ist deine Mission? Wieso sagst du mir das ausgerechnet jetzt?" "Laila du bist meine Schwester und er mein Bruder. Okay das klingt komisch, aber egal. Ich möchte nicht mehr, dass du leidest, indem du denkst, dass mein Bruder dich liebt und ich möchte auch nicht, dass mein Bruder leidet, indem er dich weiterhin in diesem Haushalt sieht. Deine Existenz tut ihm nicht gut." Meine aufgestauten Tränen flossen wie von alleine runter. "Hör auf sowas zu behaupten. Wir lieben uns beide, hör auf zu lügen." "Laila ich lüge nicht. Wenn du willst geh jetzt sofort zu ihm und konfrontiere ihn." "Das werde ich auch tun." "Gut er ist aber grade nicht zu Hause." "Wo ist er?", fragte ich ihn tränenverschmiert, "In der Firma." Ich lief weinend an ihm vorbei und bat einen der Sicherheitsmänner mich zur Firma zu fahren. Ich ziehe jetzt direkt einen Schlussstrich. Entweder wird Nevio mir seine Liebe gestehen oder ich werde mich dieses mal wirklich von ihm trennen. Ich halte das alles sonst nicht mehr aus. 

Der Sicherheitsmann fuhr eine sehr lange Strecke, die mir nicht bekannt vor kam. Sofort geriet ich in Panik. Was ist, wenn er ein Spion ist und mich töten will? Seit der Sache mit meinem Vater, bin ich voll mit Panik geladen und schöpfe bei jeder Kleinigkeit verdacht. Es muss aufhören. Ich muss zu einem Psychologen. 

"Wohin fährst du mich grade? Ich kenne den Weg der Firma und die Firma ist definitiv nicht eine Stunde von meinem zu Hause entfernt?" Ich hatte meine Waffe schon rausgezückt und wäre auch bereit den Fahrer vor mir auf der Stelle zu erschießen. "Herr Piemont hat grade ein Geschäftsessen. Ich soll sie dorthin fahren." Ich nickte und lehnte mich wieder an meinen Sitz und steckte die Waffe wieder weg. 

Es verging eine weitere halbe Stunde und wir kamen vor einem schicken Restaurant an. Der Fahrer öffnete mir die Türe und ich ging rein. Ich realisierte erst jetzt, dass ich noch meine Pyjama trug. Ich schlug mir mit der Hand auf die Stirn und wollte wieder rauslaufen zum Auto, aber das Auto war weg. Scheiße was soll ich jetzt machen? Es wäre Nevio bestimmt peinlich, dass sein Frau mit ihrem Pyjama zum Meeting kommen würde. Ich bleibe am liebsten draußen sitzen. Er soll sich nicht schämen. 

Ungefähr zehn Minuten später kam ein Kellner raus. "Sind Sie Frau Piemont?" "Ja genau die bin ich. Wer sind Sie und woher kennen Sie mich?" "Ich bin ein Kellner hier. Herr Piemont bat mich sie reinzuholen. Ihre Klamotten stören ihn nicht, meinte er." Ich zog meine Augenbrauen zusammen. Wenn er mich gesehen hat, warum ist er dann nicht selber rausgekommen? Naja komische Sache, aber gehen wir dann mal wieder rein. Als ich dem Kellner ins Restaurant folgte, merkte ich, dass eigentlich keine Menschenseele anwesend war. Die Panik stieg wieder in mir auf. Werde ich jetzt sterben? Werden Sie mich bestrafen? Ich folgte dem Kellner weiterhin. Plötzlich stoppte er mitten im Raum. Er schob mir mein Stuhl zur Seite und ich setzte mich hin. Es tönte auf einmal aus jeder Ecke das Lied, was Leo heute morgen hörte. Was wird das hier? Ich spürte wie jemand, wie aus dem nichts, mir ein Kuss auf meine Schulter gab. Ich drehte mich um und sah Nevio. "Nevio was wird das?", hauchte ich ihn an. "Warte nur ab meine Liebe. Komm lass uns tanzen." Er streckte mir seine Hand entgegen und ich nahm sie an. Wir gingen auf die Fläche und fingen an zu tanzen. Hätte ich bloß gewusst, dass er mir so eine Überraschung geplant hat, hätte ich mich besser gekleidet. Er im Anzug und ich in Pyjama. Man ey, wie unfair.

Als das Lied fertig war, setzten wir beide uns wieder hin. "War das alles von euch geplant?" "Ja wir planen das schon seit zwei Monaten." "Dieses Date?" "Es ist kein Date." "Na was ist es dann." "Laila ich habe sehr lange überlegt und mir ist aufgefallen, dass wir am Anfang, in Bezug auf unserer Beziehung, gar nichts freiwillig gemacht haben. Die Ehe war, weil ich dich  zwang und alles andere auch. So möchte ich nicht eine Familie gründen." "Willst du dich von mir trennen?" "Laila hör mir doch erst richtig zu." "Na gut." "Wie gesagt unsere Ehe bestand hauptsächlich nur aus Zwang. Ich habe uns beiden nicht mal Ringe gekauft. Und von unserer Hochzeit möchte ich gar nicht anfangen. Ich will dieses mal, dass unsere Ehe rein freiwillig und aus Liebe ist." Nevio nahm eine Schachtel aus seinem Jackett raus, ging in die Knie und tat das, was ich mir niemals vorstellen könnte. "Laila willst du mich heiraten und den Rest deines Lebens mit mir verbringen." Ich stand auf, fing an zu weinen und schmiss mich in seine Arme. "Ja ich will du Idiot." Nevio umarmte mich fest zurück. Als wir uns lösten, blickte er mir für einige Sekunden in die Augen. "Eigentlich habe ich auf den perfekten Moment gewartet, um dir das zu sagen und ich denke eigentlich, dass der perfekte Moment jetzt ist." "Was denn?" "Laila." "Ja?" "Ich liebe dich amore mio."

PerchéWo Geschichten leben. Entdecke jetzt