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Es ist schon eine Woche her, dass ich Nevio meine Gefühle ungewollt gebeichtet habe und ich bereue es wie noch nie. Wir haben und zwar seit dem Vorfall noch nicht gesehen, aber heute ist es so weit. Er wird vom Krankenhaus entlassen und wir werden uns sehen, egal ob gewollt oder ungewollt. Kadir ist seit einer Woche mit seiner Chaya beschäftigt und versetzt mich die ganze Zeit, der Hund, aber ich gönne es ihm. Er hat es auch verdient so glücklich zu sein. Und sie macht ihn definitiv glücklich. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich die Autos vor der Türe hörte. Ich atmete einmal tief ein und aus und ging vor die Türe, um ihn zu begrüßen. Ich öffnete die Türe und die Männer brachten Nevio langsam rein. "Hallo", begrüßte ich ihn, aber er gab mir keine Antwort. Seit wann so arrogant Herr Piemont? Sie brachten ihn in das Schlafzimmer und ich ging ihnen hinterher. Nachdem sie Nevio auf das Bett gelegt hatten, verließen sie wieder das Zimmer und ließen uns somit alleine. Ich nahm ein Stuhl und setzte mich zu ihm. "Wie geht es dir?" "Gut." Wir schwiegen uns beide danach an. Ich setzte immer wieder was an, um mit ihm zu reden, aber ich wusste nicht worüber. Es war mir echt unangenehm, deswegen stand ich doch auf und wollte das Zimmer verlassen. "Warum gehst du jetzt?" "Weil du mich nicht beachtest und ich merke, dass du keine Lust auf mich hast." "Das stimmt nicht." Ich setzte mich wieder auf den Stuhl. "Wenn du mich doch liebst, wieso bist du mich nicht besuchen gekommen? Wenn man jemanden liebt, sorgt man sich um ihn und ignoriert ihn nicht." Ich wurde rot und mir wurde die ganze Situation noch unangenehmer, als davor. "Willst du nicht etwas dazu sagen?" "Nevio ich bat dich das zu vergessen, was ich gesagt habe." "Ich möchte es aber nicht vergessen." "Wieso? Du kannst mich doch sowieso nicht leiden." "Das leugne ich auch nicht." "Und warum dann?" Er schwieg mich schon wieder an. "Nevio so können wir nicht miteinander kommunizieren. Wenn du nie mit mir reden möchtest, können wir auch nie normal miteinander leben." "Laila wir beide sind alles andere als normal." "Ist für mich kein Argument." "Ich bin erschöpft, ich will schlafen." "Mach das Nevio, mach das." Ich ging runter in die Küche und holte mir etwas zum essen. Danach ging ich in das Wohnzimmer und suchte mir einen Film raus. Ich fing an den Film zu schauen, aber war direkt gelangweilt und machte das Fernseher sofort wieder aus. Hm was kann ich machen? Nevio schläft und abgesehen davon wollte ich ihn in nächster Zeit nicht mehr sehen. Ich nahm mein Handy heraus und scrollte durch Instagram und Tiktok. Irgendwann wurde mir auf Tiktok ein Video vorgeschlagen. Unten an ihrem Namen stand "Personen die du vielleicht kennst" Ich klickte auf das Profil und schaute mir die Videos an. Ich kannte sie wirklich. Sie war einer meiner besten Freunde. Ein Video von ihr weckte meine Aufmerksamkeit. Als ich das Video sah, kränkte es mich sehr. Es war über mich, sie machte ein Video über unsere Freundschaft. "Warum ich meine Freundschaft gekündigt habe? Seht her." Dann blendete sich Screenshots von dem Fall von Nevios Bruder ein. Ich brach in Tränen aus und alles fühlte sich schwer an. Wir haben mit ihr so vieles erlebt und sie stellt mich im Internet bloß. Ich öffnete die Kommentare und dort war es nicht viel besser. Sie supporteten alle Nehir und fragten sich was mit mir los war. Warum ich jemanden töten würde, weil er mich nicht liebt oder ob ich wirklich so tief gesunken bin, um mein Crush zu töten, weil er eine Freundin hat? Wenn sie alle wüssten, was eigentlich wirklich der Fall war und wer ihn ermordet hat. Sie würden sich alle bei mir so entschuldigen müssen. Ich kann sie verstehen, warum sie mich alle hassen, aber warum musste Nehir das so öffentlich machen. Auch noch auf so einer Plattform. Wenigstens wurde nicht mein Name erwähnt oder ein Bild von mir gepostet, naja das dachte ich zu mindestens. Ich scrollte weiter und sah, dass eine anonyme Person meinen Namen und meinen Instagram Account vor fünf Minuten veröffentlicht hat. Wer ist diese Person und woher kennt mich diese Person? Ich ging schnell auf Instagram und wollte meinen Account deaktivieren, aber mich durchfluteten mehrere Nachrichten. Zum Glück habe ich keine Bilder von mir gepostet und zum Glück weiß niemand, dass ich mit Nevio geheiratet habe. Ich ging auf meine dms und las mir alle Nachrichten durch, die ich in den letzten Sekunden bekam durch. Es waren alles Hate Nachrichten. "Geh dich umbringen du Schlampe." "Warum lebst du noch?" "Wie peinlich du bist. Wenn ich wüsste wer du bist, würde ich dich auf der Stelle umbringen." "Nicht er, sondern du hättest sterben sollen." "Wir hassen dich alle." "Verpiss dich du dumme Nutte." "Erhäng dich!" "Setzt deinem Leben ein Ende, sonst setzt ich dem ein Ende." Einige Nachrichten stachen mir besonders ins Auge. Es waren meine alten Freunde. "Soso Mörderin Laila ist wieder raus aus dem Gefängnis." "Komm niemals zurück wieder in unsere Stadt. Wir wollen dich alle nie wieder sehen und sowas wie dich akzeptieren wir hier nicht." Wow wie schnell können Freunde zu Feinden werden. Nehir hatte mir tatsächlich auch geschrieben. "Ich würde mich eigentlich dafür entschuldigen, dass mein Video viral gegangen ist, aber so eine Mörderin wie du verdient keine Entschuldigung. Bitte stirb endlich." Ich weinte, aber es flossen keine Tränen mehr, weil ich alles schon aufgebraucht hatte. Es tat ehrlich so weh, wie Menschen über dich denken. Ich wurde früher nie gehasst, aber jetzt hört der Hass einfach nicht mehr auf. Ich könnte dem ganzen ein Ende setzen, aber ich kann noch nicht. Ich wollte grade mein Account deaktivieren, da wurde ich auf Beiträgen markiert. Es waren Bilder von mir, als ich verhaftet wurde. Zum Glück hatte keiner ein aktuelles Foto von mir und zum Glück habe ich mich in den letzten sechs Jahren sehr viel verändert. Ich konnte mir das nicht mehr geben und deaktivierte dieses mal wirklich meinen Account, ohne auf die Benachrichtigungen zu schauen. Ich weinte immer noch und fühlte mich so einsam. Ich lebe in einer Villa mit einem Mafiosi, der mich hasst und niemandem erlaubt mit mir zu reden. So viele Menschen um mich herum, jedoch so einsam. Wieso hat es mich damals so getroffen? Ich wünschte ich wäre damals nicht diese dunkle Gasse entlang gegangen, ich wünschte ich hätte niemals erfahren, dass mein Vater der Anführer von einem Clan ist und ich wünschte ich hätte niemals Nevio kennengelernt. Es vergingen einige Stunden und es wurde langsam dunkel. Nevio ist immer noch am schlafen. Sehr untypisch für ihn. Langsam machte ich mir Sorgen um ihn und ging leise hoch in das Schlafzimmer. Ich klopfte einmal an und bekam keine Antwort. Ich öffnete die Türe langsam und trat in das Zimmer ein. Ich guckte auf das Bett und es lag kein Nevio dort. Das Bett sah unberührt aus. Seit wann ist er bitteschön weg? Ich guck mal in sein Büro nach. Vielleicht ist er ja dort. Vor seinem Büro klopfte ich einmal an und bekam direkt ein "Herein." Verdammt ich dachte nicht, dass er wirklich hier ist. "Herein!", rief er nochmal und ich ging schüchtern in sein Büro rein. "Was suchst du hier Laila?" Ich wusste nicht was ich sagen sollte und schwieg ihn an. "Wenn du nichts zu sagen hast, dann verlass bitte mein Büro." Ich hob mein Kopf und nickte. Plötzlich stand er wie vom Blitz getroffen auf und kam auf mich zu. Ich schaute ihn fragend an. "Hast du geweint?" Ich schwieg ihn weiterhin an. Er rüttelte mich leicht an meinen Armen. "Laila rede mit mir und mach mich nicht sauer. Was ist passiert?" Ich wollte etwas sagen, aber meine Stimme brach ab. Ich war grade echt zu schwach. "Rede endlich." Ich nahm mein Handy raus und zeigte ihm das Video von Nehir. Er schaute sich das Video und die Kommentare an. "Haben Sie dich auch auf Instagram angeschrieben?" Ich nickte wieder. "Ich hab meinen Account aber deaktiviert." "Aktiviere deinen Account bitte wieder." Ich schüttelte meinen Kopf. "Nein ich möchte nicht." "Entweder aktivierst du deinen Account wieder oder ich werde dein Account von meinen Hackern wieder aktivieren lassen." Ich nahm ihm sofort mein Handy weg und aktivierte meinen Account. So schnell wie ich meinen Account öffnete, wollte ich es wieder deaktivieren. Ich bekam wieder viele Followeranfragen und dms. Nevio machte meinen Account wieder öffentlich und ging ohne mich zu fragen live. "Nevio was tust du da?" "Laila warte kurz und bitte setzt dich irgendwo hin. Wir werden der ganzen Welt die Wahrheit über den Fall erzählen." Jeder aus Tiktok war in dem Livestream drinnen. Sie schrieben alle Hate Kommentare rein und es machte mich noch trauriger, als davor. Als viele Menschen in dem Livestream waren, fing Nevio an zu sprechen. "So das was ich hier über Laila erzählen werde, soll sich so schnell wie möglichst verbreiten. Ich möchte das ihr alle diesen Livestream aufnehmt und überall postet, wo es geht. So als erstes bin ich der Bruder von dem Jungen, der ermordet wurde." Die Zuschauer waren alle schockiert. Warum ist Nevio bei mir und beruhigt mich? Den Mörder seines Bruders? "Laila hat nicht meinen Bruder ermordet. Sie hat sogar versucht ihn vor ihrem Vater zu retten. Der eigentliche Mörder ist ihr Vater und zum Schutz ihrer Familie musste sie sich opfern. Ich konnte Laila vergeben und wie das Schicksal wollte haben wir beide geheiratet. Sie trägt keine Schuld an dem ganzen Fall. Bevor sie sich vor ihn stürzen konnte, schoss ihr Vater auf ihn und war kurz davor auch sie zu ermorden. Bitte ihr Menschen da draußen, wenn einer meine Frau fertig macht, dann bin ich es und nicht ihr. Vergibt ihr, aber nicht ihrem Vater. Entschuldigt euch bei ihr und denkt darüber nach. Wenn ich ihr verzeihen konnte, als der Bruder von Leonardo, dann könnt ihr auch nicht anders als ihr zu verzeihen. Ich werde es so oft wie es geht überprüfen, ob ihr sie noch weiter haten solltet. Falls dies der Fall sein sollte, werde ich anders vorgehen und werde nicht so ruhig bleiben, wie davor. Laila komm zeig dich endlich den Menschen und schäme dich nicht für etwas, was du nicht getan hast." "Nevio ich möchte nicht." Er hörte mir nicht zu und zog mich einfach zu sich zum Livestream. Er küsste mich auf die Stirn. "Du brauchst ab jetzt keine Angst mehr zu haben." "Danke Nevio.", sagte ich mit kratziger Stimme. Ich schaute auf mein Handy und las mir die Kommentare durch. Sie entschuldigten sich alle bei mir und waren geschockt, dass ich so hübsch bin. Es freute mich ehrlich, dass Nevio die Sache geklärt hatte. Sie stellten echt viele Fragen im Livestream. es waren zu viele, dass ich nicht mehr mit kam. Ich sammelte meinen Mut und fing an zu sprechen. "Leute ich danke euch ehrlich vielmals, dass ihr mich nicht hasst. Ich werde jetzt den Livestream beenden und meinen Account deaktivieren." Als ich das sagte, rasteten die Leute im Livestream aus. Sie wollten, dass ich mit Social Media durchstartete und ihnen meine Lebensgeschichte erzählte. "Ich weiß nicht, ob aus mir eine gute Influencerin werden würde." Sie supporteten mich alle auf einmal und ermutigten mich das doch zu machen. "Na gut ich werde es mal versuchen, aber ich weiß nicht ob ich aktiv sein könnte. Dann sehen wir uns wahrscheinlich bald wieder." Ich winkte den Menschen zu und ging offline. Ich drehte mich zu Nevio und umarmte ihn, aber er stoß mich von sich weg. "Da das geklärt ist, kannst du mein Büro wieder verlassen." "Warum machst du das mit mir?" "Ich weiß nicht was du meinst." "Nevio bitte tu mir nie wieder mehr einen Gefallen, wenn du mich am ende wieder so behandelst. Wieso machst du mich in einem Moment so glücklich und wenige Minuten später verletzt du meine Gefühle" "Würden mich die Gefühle von Menschen interessieren, würde ich sie nicht töten Laila," Ich bekam eine Gänsehaut und mir wurde schlecht. "Ich bin nicht nur ein Mensch Nevio." Ich ging sehr nah an sein Gesicht ran. "Ich bin deine Frau." Ich weiß nicht woher meine Mut schon wieder herkam, aber ich gab ihm einen leichten Kuss auf die Lippen und wollte danach sofort sein Büro verlassen. Als ich die Türe öffnete, schloss Nevio die Türe zu. Mein Gesicht war zur Türe gedreht. Nevio hatte seine Arme links und recht um mich gestemmt, damit ich nicht weglaufen konnte. Nevio bemerkte, dass ich mich nicht umdrehen würde und nahm es selbst in die Hand. Er drehte mich zu sich und stemmte seine Arme wieder um mich. "Lass mich gehen", hauchte ich. "Laila, wenn du mich küsst, dann tu es auch gefälligst richtig." Bevor ich was sagen konnte, stürzte er sich aggressiv auf meine Lippen und zog mich am Körper so nah wie es ging an sich. Irgendwann bekam ich keine Luft mehr und wir lösten uns von dem langen Kuss. "Mit so einem leichten Kuss kommst du niemals davon kleines." Ich errötete und blickte runter. "Wir müssen bald weiter als küssen gehen." Ich fing an zu husten und er lachte, aber nur für eine ganz kure Zeit. Danach wurde er wieder ernst und schaute mich neugierig an. "Ich bin noch nicht so weit. Ich möchte noch nicht." Er nickte und öffnete mir die Türe. "Jetzt kannst du raus aus meinem Büro." Ich verließ sein Büro, ohne mir das zwei mal sagen zu lassen und verschwand in diesem großen Haus irgendwo.

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