10

2.2K 42 0
                                    

Es ist Sonntag. Nevio und ich waren seit gestern nicht mehr bei uns. Er wollte auch keine gemeinsame Zukunft mit mir haben, aber wir hatten keine Wahl mehr. Wir waren jetzt dank Laura miteinander verbunden und das für immer. Wir beide waren grade gemeinsam frühstücken. Wow das erste mal, dass wir gemeinsam am Frühstückstisch sitzen, wie unangenehm. Er schaute emotionslos durch die Gegend und sprach nicht mehr mit mir. Als er fertig war und aufstand, um zu gehen, aber ich hielt ihn an seinem Arm fest. "Wohin gehst du" Er schlug mein Arm weg und schaute mich wütend an. "Fass mich nie wieder ohne meine Erlaubnis an." Ich nickte und schaute auf den Boden. Er ist wieder wie früher. Bald wird er bestimmt wieder gewalttätig. Ich kann es spüren. Nachdem ich mit dem essen fertig war, räumte ich den Tisch auf und ging in das Wohnzimmer. Ich nahm mein Handy raus und stalkte wie immer die Profile meiner Geschwister. Ich wünschte mir so sehr immer noch ein Teil ihres Lebens zu sein. Sie sehen nicht so aus, als würden sie von den Geschäften meines Vaters wissen. Ich war so vertieft in meinen Gedanken, dass ich ausversehen auf eines der Storys von meinen Brüdern klickte. Ich schrie erschrocken auf und schmiss das Handy weg. Nevio kam panisch angerannt und fragte mich was los sein. "Nichts. Alles gut." Er schaute mich verwirrt an. "Ich habe ausversehen auf die Story von einem meiner Brüder geklickt." Er verdrehte seine Augen und ging wieder in sein Büro. Ich nahm wieder das Handy zur Hand und sah, dass mein Bruder mir eine Nachricht geschrieben hatte. "Wer bist du?", las ich auf meinem Display. Ich blockierte ihn sofort ohne zu zögern und legte mein Handy sofort weg. Ich stand auf und ging in das Büro von Nevio. Mir war so langweilig und am Handy wollte ich nicht mehr chillen. Ich ging ohne zu klopfen herein und dachte, dass es ihn wütend machen würde, aber tat es nicht. Er schaute mich nicht mal an. "Nevioooo." "Was?" "Was machst du grade?" "Ich arbeite." "Können wir etwas gemeinsam machen?" Er schaute hoch und grinste. Als ich realisierte warum er grinste, wurde es mir unangenehm und ich verließ sofort das Zimmer. Er kam mir hinterher und hielt mich am Arm. "Warum gehst du einfach so weg? Du wolltest doch etwas mit mir unternehmen." "Ich habe meine Meinung geändert. Ich schaue lieber einen Film." "Dann machen wir das." "Musstest du nicht arbeiten?" "Doch." "Dann geh arbeiten." "Laila." "Was?" "Egal wie sehr du davor wegläufst, es wird geschehen." Ich sagte nichts und schaute auf den Boden. "Ich will doch keinen Film mehr schauen." "Na gut worauf hättest du denn Lust?" "Können wir vielleicht draußen spazieren gehen?" Er nickte. Wir zogen uns unsere Schuhe schnell an und stiegen in sein Auto. Er fuhr eine lange Strecke ich wusste nicht wohin, aber die Gegend kam mir sehr bekannt vor. Ich realisierte, dass es die Gegend war, wo ich früher gewohnt hatte. "Was soll das? Warum sind wir hier?" "Ich will, dass du mir die Gegend hier zeigst." "Ich möchte hier nicht gesehen werden Nevio." "Warum?" "Die denken alle immer noch, dass ich deinen Bruder getötet hätte." "Hast du aber nicht." "Nevio du bist der einzige, der die Wahrheit kennt. Die anderen werden mich alle hier raus schmeißen. Bitte lass uns weg von hier." Er hörte nicht auf mich und parkte irgendwo. Er stieg aus, aber ich wollte nicht. Ich kann mich hier nicht blicken lassen. Sie werden alle über mich urteilen. Nevio öffnete meine Türe und zog mich raus. Ich schaute die ganze Zeit den Boden an. Schnell zog ich mir die Kapuze von meinem Pulli hoch, damit mich niemand erkannte. Er nahm meine Hand in seine und ich führte ihn durch die Gegend. Ich fühlte mich hier nicht mehr so wohl wie früher und wollte eigentlich so schnell wie möglichst hier weg. Irgendwann stoppte er und wir blieben stehen. "Laila ich wollte hierhin nur wegen einem Grund." "Und der wäre?" "Zeig mir den Ort, wo mein Bruder erschossen wurde." Ich schaute ihn an und nickte. "Komm mit." Ich brachte ihn in die Nebengasse neben dem Friedhof und zeigte den genauen Platz, wo sein Bruder erschossen wurde. Er fiel auf die Knie und ich sah wie ihm einige Tränen runterflossen. Er wusch sie schnell weg und sah etwas auf dem Bode. Er hob es auf und dieses mal fing er an zu weinen. Ich umarmte ihn. Es tat mir weh ihn so leiden zu sehen. "Es war mein ring, was ich ihm geschenkt hatte. Ich gab ihm den Ring, weil er es unbedingt haben wollte. Es gab nur ein Exemplar davon. Ich wollte ihn nicht traurig sehen, deswegen gab ich ihm den Ring unter der Bedingung, dass er auf den Ring so gut aufpassen soll, wie auf sein Leben." Jetzt musste ich auch weinen. Er hat den Ring ausgezogen, weil er wusste, dass er es nicht lebend raus schaffen wird. Der Hass gegenüber meinem Vater stieg immer mehr an. Wegen ihm ist ein Junge gestorben, der noch so viel vor sich hatte. Er hatte es nicht verdient so einen tragischen Tod zu erleiden. Ich wünschte ich hätte damals mehr machen können. Ich wünschte ich hätte ihn beschützen können. Nevio beruhigte sich und wollte von hier weg. Mir war es recht, denn ich fühlte mich hier genauso unwohl. Als wir aus der Gasse raus waren, stieß ich mit jemandem zusammen und entschuldigte mich sofort. Ich schaute in das Gesicht des Typen und zog Nevio sofort mit mir mit. "Wer war das?" "Es war mein Bruder." Wir stiegen in das Auto und er fuhr uns direkt nach Hause. "Wollen wir jetzt einen Film schauen?" Ich lachte und nickte. "Such du den Film aus, aber bitte nichts gruseliges." "Natürlich wie meine Frau es sich erwünscht." Er suchte eine Komödie aus, die mich tatsächlich einige Male zum lachen brachte. Nach dem Film waren wir beide sehr müde und gingen in das Schlafzimmer. "Laila?" "Hm?" "Du brauchst dir keine Sorgen machen. Ich werde warten bis du bereit für das bist. Ich fasse dich ohne dein Willen niemals an. Sonst hätte ich keinen Unterschied zu Matteo." "Ich weiß Nevio, aber ich weiß nicht wann ich bereit bin für immer ein Teil von dem hier zu sein." Er nickte verständnisvoll und ich gab ihm ein Kuss auf die Wange. Danach legten wir uns hin und schliefen ein.

PerchéWo Geschichten leben. Entdecke jetzt