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Nevio und ich sind jetzt seit einigen Tagen hier. Wir haben alles zusammen geplant. Diese Woche werden wir noch heiraten. Auf ein Hennaabend habe ich verzichtet. Da ich meine Mutter nicht bei mir haben würde, wollte ich das nicht. Ich wollte immer, dass meine Mutter.
Das alles kam zwar etwas schnell, aber ich denke, dass ich jetzt bereit bin mit ihm eine Familie zu gründen. Auch wenn ich hier und da meine bedenken habe.
Wir haben grade Mitternacht und ich sitze draußen auf der Terrasse. Ich war gerade dabei an vieles zu denken, als Nevio mich von hinten überraschte. "Was suchst du hier draußen?" "Ich denke nach." "Wieso? Ist etwas passiert?" "Nein, aber-" "Aber was?" "Es ist grade so ruhig um uns herum. Es gibt keine Probleme, es läuft alles zu gut." Nevio schob mein Stuhl an sich näher heran und legte seine Hand auf meine Wange. "Es ist doch gut, dass grade nichts schlimmes passiert." "Ich weiß nicht so recht. Ich habe angst, dass etwas passiert." Er streichelte meine Wange, aber irgendwie beruhigte mich das nicht, wie üblich. "Laila?" "Hm?" "Bitte denk nicht so. Wir haben so vieles durchgestanden. Es wird nichts weiteres mehr passieren, vertrau mir." "Ach vielleicht denke ich nur so wegen der Hochzeit. Sie ist ja in zwei Tagen." "Leg dich schlafen und ruh dich aus. Auch wenn etwas geschehen sollte, ich bin immer bei dir. Ich werde dich beschützen." Ich legte meine Hand auf seine und kuschelte mich an seine Hand. "Ich vertraue dir Nevio, ich vertraue dir mein ganzes Leben an." "Du wirst es nicht bereuen." Wir blieben so für eine Weile sitzen und guckten uns einfach nur in die Augen. Irgendwann wurde es etwas kühler und wir beschlossen reinzugehen. Nevio ging in sein Zimmer und ich in meins. Ich wollte, dass wir bis zur Hochzeit in getrennten Zimmern schlafen würden und er machte kein Problem daraus. Er tut wirklich alles, was ich mir wünsche. Als Nevio dann in seinem Zimmer, legte ich mich hin. Ich war sehr müde, aber hatte immer noch dieses komische Gefühl in meinem Bauch. Das Gefühl, dass in nächster Zeit noch schlimmere Sachen passieren werden.

Es ist soweit. Heute werde ich mit Nevio heiraten. Grade werde ich geschminkt und mir werden meine Haare gemacht.
Als sie damit fertig waren, halfen sie mir in das Kleid reinzukommen. Nachdem das auch fertig war, kam mein Bruder herein mit seinen Kindern. Sofort stiegen mir die Tränen hoch. "Ich wollte, dass du sie endlich kennenlernst." Mir floss eine Träne runter und ich wischte sie mir weg. Zuerst beugte ich mich zu der älteren und umarmte sie. Ich musste mir meine Tränen unterdrücken, sonst würde alles in meinem Gesicht verschmieren. "Hey Laila. Ich habe die Kinder nicht hier her gebracht, damit du sie vollheulst." Ich stand wieder auf. "Kann ich ihn in meine Arme nehmen?"  Er nickte und gab ihn mir. Ich nahm ihn vorsichtig in meine Arme und roch an ihm. Er roch nach frischgeborenem Baby, ich liebe diesen Duft. "Ich möchte in Deutschland mehr Zeit mit den Kindern verbringen geht das?" "Nö. Warum sollten meine Kinder mit ihrer Tante Zeit verbringen?" "Du bist so blöd." Mit meiner freien Hand schlug ich ihm auf den Kopf. "Hey was soll das? Soll ich genauso wie du Gehirnzellen verlieren?" "Boah sei leise." "Pff dann gib mir meine Kinder zurück." "Nö." "Doch." "NÖÖÖÖÖÖ!" "Wenn du zu späte zur Hochzeit willst, dann nicht." Ich rollte mit meinen Augen und gab meinen Neffen wieder zurück. Danach kam Kadir rein und hielt mir seinen Arm hin. Normalerweise würde ich mit meinem Bruder in den Saal rein gehen, aber Kadir war mir in den letzten Jahren viel näher als mein eigener Bruder. Als ich das meinem Bruder erzählte, hatte er auch nichts dagegen. Er konnte meine Entscheidung gut nachvollziehen. Es liegt mir immer noch im Magen, dass er mich töten wollte, aber naja ich muss die Vergangenheit ruhen lassen. Wir stiegen mit Kadir ins Auto und er fuhr mich zum Saal. Nevio würde früher als ich da sein und mich drinnen empfangen. Kadir würde mich rein begleiten und dann würden Nevio und ich in der Mitte tanzen.
"Na Prinzessin wie fühlst du dich?" "Ich weiß nicht. Ich habe seit Tagen so ein komisches Gefühl im Magen." "Was für ein Gefühl?" "Als ob jederzeit etwas passieren könnte." "Es liegt bestimmt wegen der Hochzeit. Keine Sorge wir haben alles im Griff." All diese Aussagen beruhigten mich nicht, aber Augen zu und durch Laila. 
Einige Minuten später kamen wir an und Kadir half mir beim aussteigen. 
"Bist du bereit?" "Ich glaub schon." "Dann atme einmal tief ein und aus." Ich tat das was er sagte und wir gingen langsam rein. Jeder fing an zu klatschen. Meine Augen suchten jedoch die Augen von Nevio und ich fand sie. Er stand mit seinem perfekt anliegendem Anzug in der Mitte des Saales. Hmm der Penner hat sein Po trainiert, gefällt mir. 
Ich musste mir das lachen verkneifen an dem Gedanken und kam endlich bei ihm an. Es lief sofort ein langsames Lied und wir fingen an zu tanzen. 
"Na warum hat sich meine Frau eben das Lächeln verkniffen?" "Du hast das gesehen?" "Ich kenne alle Gesichtszüge meiner Frau." Ich legte mein Kinn auf seine Schulter und blickte wieder runter auf sein Po und kicherte. "Willst du mir jetzt sagen, was los ist?" "Hast du dein Po trainier?" "Ja, weil du es wolltest." "Weil ich es-" Ich erinnerte mich wieder daran, wie ich ihm sagte, dass er mehr sein Po trainieren soll. "Hast du es nur für mich gemacht?" "Natürlich. Alles was sich meine Frau wünscht, wird auch gemacht." Ich schlug ihm auf die Schulter und er lachte. Ich hob mein Kopf wieder und guckte ihm in die Augen. "Stehst du darauf, dass ich dich schlage oder warum lachst du immer, wenn ich dich haue?" Nevio schaute mich belustigt an. "Dir ist schon klar, dass deine Hand so wie eine Feder für mich ist." "Ach ist das so?" "Jap." Er ließ das p aufploppen und irgendwie provozierte mich das. "Du wirst sehen." "Was willst du schon machen?" "Wirst du bald schon herausfinden." Er wollte mich weiter ausfragen, was ich meine, aber zu meinem Timing hörte das Lied auf. Mein Bruder kam zu uns und fragte nach, ob er jetzt mit mir tanzen könnte und natürlich taten wir es. Danach kam noch Kadir und als ich komplett Ko war, setzte ich mich auf meinen Platz.
Es verliefen noch einige Stunden. Ich tanzte ab und zu zu der Musik, aber irgendwann war ich zu Ko, um irgendwas zu machen und saß, bis die Feier zur Ende kam. Jeder verabschiedete sich von uns und am Ende waren Nevio und ich noch da. "Was möchte meine Prinzessin jetzt machen?" "Wir gehen jetzt zu meiner Mutter." "So wie du es dir wünschst." Wir machten uns auf dem Weg zum Auto und Nevio wollte sich dort umziehen. "Stopp ich möchte, dass meine Mutter uns in unseren Hochzeitsklamotten sieht." "Na gut." Wir stiegen in das Auto und es dauerte keine fünf Minuten und wir kamen an. Ich stieg aus und nahm sofort Nevio zur Hand und wir liefen zu meiner Mutter.
Ich setzte mich zu ihr hin und Nevio tat mir das nach. Es war kurz still und ich brach diese Stille. "Mama ich habe mein versprechen gehalten. Ich bin mit Nevio hier her gekommen. Ich wollte, dass du uns in Anzug und Kleid siehst. Ich hoffe dir gefällt mein Kleid. Ich habe eins ausgewählt, dass deinem ähnlich aussah. Ich habe es auch aus dem Laden gekauft, wo du deins gekauft hast." Ich ließ meinen Tränen endlich den freien Lauf. Ich musste mich heute echt zusammen reißen, damit ich nicht heule. "Mama weißt du, außer Ali war keiner von unserer Familie anwesend. Meine Augen haben die ganze Zeit deine gesucht, aber es wäre unmöglich gewesen. Ich wünschte du wärst an diesem Tag bei mir gewesen." Nevio umarmte mich und strich mir immer wieder die Tränen weg. Ich hatte keine Kraft mehr zu reden, aber irgendwann unterbrach Nevio dieses mal die Stille. "Ich konnte dich irgendwie nie leiden, aber seitdem ich das Video gesehen habe, ist meine Wut verflogen. Du hattest einen qualvollen tot und hast gebüßt. Ich verzeihe ihnen. Ich verzeihe ihnen, dass meine Mutter mich wegen ihnen gehasst und geschlagen hat. Sie hat mir bis zu ihrem Tod die Schuld an dem Tod von meinem Vater gegeben, aber ich habe beschlossen ihnen trotzdem zu verzeihen." Ich sah wie Nevio eine Träne runterfloss und sie wegwischen wollte. "Nicht. Lass es raus." Er nickte und ich umarmte ihn fester. "Hattest du damals deswegen so einen Anfall, als ich über dich spottete wegen Felicia?" Nevio nickte und ich klammerte mich fester an ihn "Es tut mir so leid." "Alles gut. Du wusstest es ja nicht." Er wischte sich die Tränen weg. "Komm lass uns, unserer Mutter, etwas über unsere Hochzeit erzählen." Ich nickte und wir erzählten von den schönsten Momente heute. Dabei vergingen mehrere Stunden, sodass wir erst als es hell wurde, nach Hause gingen, aber mit dem breitesten Lächeln, den wir beide hatten.
Trotz der schönen Stimmung hatte ich immer noch dieses komische Gefühl im Bauch.

PerchéWo Geschichten leben. Entdecke jetzt