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Es ist schon eine Woche her, dass ich bei Amir aufgestanden bin. Wir haben uns in der letzten Woche angefreundet und viel über unsere Leben ausgetauscht. Ich konnte ihm leider nicht so viel privates erzählen, weil ich ihn sonst mit meinem kleinen Geheimnis gefährden würde. Heute ist der Tag, wo wir beide endlich nach London fahren werden. Er hat wegen mir beschlossen mit dem Auto zu fahren, da er Angst hat ich wäre noch in Gefahr. Echt lieb von ihm. Meinen Beinen geht es auch wieder gut, zum Glück. Wir legten unsere Koffer in den Kofferraum und fuhren los. Wir schwiegen die Fahrt lang und ich fand es eigentlich sehr angenehm. Einmal waren wir beide so tief in unseren Gedanken, dass Amir das Lkw nicht kommen sahen. Das Lkw fuhr direkt auf uns zu und zum Glück konnte Amir grade noch entweichen. Er stoppte sofort an der Straßenseite, stieg aus und lief zum Lkw- Fahrer. Mir wurde wieder schwarz vor Augen und ich sah auf einmal wieder diesen Schatten von dem breiten Mann. Er kam auf mich zu und wollte mich grade schlagen, da kam ich wieder zu mir. Amir stand neben mir und fragte mich was los sei. "Nichts alles gut." "Hast du dich wieder an etwas erinnert?" "Ja ich glaub schon." Es schien ihn zu freuen. "Und was war es?" "Es war keine tolle Erinnerung ich möchte nicht darüber reden." "Na gut kleines." Ich bekam eine Gänsehaut, weil mich dieses Wort sehr anekelte. "Wie geht es dem Lkw-Fahrer?" "Ihm geht es gut. Er hatte einen Krampf und konnte sich nicht mehr bewegen. Er hat öfter diese Krämpfe und hat heute seine Medikamente vergessen einzunehmen. Ich hab ihn beruhigt und ihm seine Medikamente gegeben. Er macht jetzt eine kurze Pause und fährt in einer halben Stunde dann los." "Gut dann bin ja beruhigt. Ich hab das echt nicht kommen sehen." "Ich auch nicht ehrlich. Lass uns auch eine kleine Pause einlegen. Ich bin grade zu schockiert, um weiter zu fahren." "Ich auch." Wir saßen etwas im Auto und schwiegen uns an. Wir beide mussten kurz auf das was eben passiert ist klar kommen. Wir hätten eben fast unser Leben verloren, wobei ich neu wieder Lust auf mein Leben habe und Spaß daran bekommen habe. Ich weiß nicht wie lang wir da am sitzen waren, aber irgendwann fragte mich Amir, ob ich wieder bereit bin zu fahren. Ich nickte und er schaltete das Auto ein und begab sich wieder auf die Straße. Dieses mal achteten wir beide genaustens auf die Straße, weil wir uns noch ein Schock sparen wollten. Nach langer Fahrt kamen wir endlich bei ihm zu Hause an. Amir lebte echt in einem großen Haus. Es war echt schön, nicht zu groß und nicht zu klein. Ich wollte mein Koffer rausholen, aber Amir hielt mich auf. "Die Koffer bringen schon meine Männer rein." "Oh, egal ich würd sie gerne selber tragen. Da ist fast eh nix drinnen." "Hm na gut." Ich nahm mein Koffer raus und währenddessen schloss er die Türe auf. Ich ging ihm hinterher und im Flur fiel mir direkt ein Bild auf. "Ist sie deine Freundin?" Amir drehte sich um. "Wen meinst du?" Ich zeigte auf das Bild, wo Amir das Bauch einer schwangeren Frau umarmte. Er sah echt glücklich aus. Bevor er mir antworten konnte, liefen zwei Kinder auf uns zu. Sie liefen direkt Amir in die Arme und es sah so niedlich aus. Er küsste sie und befahl ihnen schnell ihre Pyjamas anzuziehen. "Ja Laila die Frau auf dem Bild war meine Frau, aber sie starb letztes Jahr an Krebs." "Oh mein Beileid." Amir nickte nur und ich weiß nicht warum, aber mir wurde wieder schwarz vor Augen. Ich sah schon wieder diesen Schatten. Er nickte mir die ganze Zeit zu. Ich versuchte mich mehr an sein Gesicht zu erinnern, aber ich kam wieder zu mir. "Hast du dich wieder an etwas erinnert?" "Ja aber es war schon wieder diese Person." "Immerhin erinnerst du dich immer mehr an einige Sachen. Das ist gut, dass es so schnell geht bei dir." "Ja zum Glück. Es fühlt sich komisch an nicht zu wissen, was mir die letzten Monate so passiert sind." "Du hast Recht:" Die Kinder kamen wieder zurück gelaufen, aber dieses mal mit ihren angezogenen Pyjamas. Amir stellte uns gegenseitig vor. Die Kinder mochten mich direkt und wollten auch mit mir spielen. "Dalia, Nael ich muss erstmal Laila das Haus zeigen und auch wo sie schlafen wird und ihr müsst auch langsam schlafen gehen. Ihr könnt morgen miteinander spielen." "Oki Papi.", riefen die beide wie im Chor. Ich musste lachen, weil die zwei so süß waren. Amir nahm mein Koffer und zog mich die Treppen hoch. Die erste Etage gehörte den kleinen Kindern und es gab ein Gästezimmer. Die zweite Etage gehörte ganz allein Amir. Dort war sein Zimmer, Arbeitszimmer, Bad und ja. Ich würde mit den Kindern zusammen in der ersten Etage schlafen. Amir legte mein Koffer in meinem Zimmer ab und wir setzten uns auf das Bett. "Amir ich wollte mich nochmal bei dir bedanken. Ohne dich hätte ich glaube ich die nächste Zeit auf der Straße gelebt. Ich danke dir so sehr, dass du mir eine Möglichkeit gibst, mein Leben zu verbessern. Du hast echt einen besonderen Wert bei mir." "Ach Laila du brauchst dich doch nicht zu bedanken." "Doch, aber eine Frage." "Ja?" "Warum meintest du, du wärst alleine zu Hause?" "Naja mit den Kindern etwas zu unternehmen macht mir sehr Spaß, aber ich brauch auch eine gleichaltrige Person und naja." Er kratzte sich am Kopf. "Du kamst halt sehr gelegen." "Hmm naja das tut auch nichts zur Sache. Du hast mir sehr geholfen, da werde ich dich auch nicht enttäuschen." Er bedankte sich und ging aus dem Zimmer raus, um eine kurze Zeit später wieder ins Zimmer zu kommen. Er gab mir ein Paket. "Was ist das?" "Ein Handy, damit ich dich erreichen kann." Mir wurde heute schon das dritte mal schwarz vor den Augen und das einzige, was ich aus meinem Mund raus brachte, war "Nevio."

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