Prolog

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„Ich hab die Schnauze voll!", mit einem lauten Knall landete die Tür hinter ihr im Schloss. Mum hatte dramatische Abgänge schon immer geliebt. Mein Blick wanderte zu meinem Vater der neben mir auf der Treppe saß. Auch er schaute zu mir rüber. Unsere Gesichter sprachen Bände und gleichzeitig prusteten wir los.

„Meinst du wir sind zu weit gegangen?", fragte ich nach einer Weile und schaute auf die Haustür.

„Du kennst doch deine Mutter. Sie kommt wieder. Spätestens dann wenn sie realisiert, dass die Farbe wieder aus ihren Haaren raus geht.", Dad lachte noch immer leise vor sich hin und zog mich mit sich hoch. Er wuschelte mir durch die Haare, legte mir einen Arm um die Schulter und zog mich mit sich in die Küche.

„Jetzt gibts aber erstmal meine berühmte Pasta. Zur Feier des Tages! Meine kleine hat ihren ersten eigenen Streich durchgezogen!", er jubelte als hätte ich gerade den entscheidenen Touchdown gemacht. Lachend half ich ihm beim kochen. Immer mit einem Auge auf die Tür.
Es war nicht der erste Streich den wir Mum gespielt hatten. Dad und ich liebten es, sie zu ärgern. Es kam auch oft vor, dass sie danach wütend auf uns war und ich keinen Nachtisch bekam.
So wie heute, war es jedoch noch nie gewesen. Schuldgefühle nagten an meiner Seele. Hoffentlich würde Dads berühmte Pasta sie milde stimmen.

Als ich ins Bett ging, war Mum noch immer nicht wieder zu Hause. Inzwischen saß auch Dad wie auf heißen Kohlen und schaute immer wieder zur Tür. Ich bekam mit wie er versuchte sie anzurufen doch es ging immer sofort die Mailbox an.
Wo blieb sie nur?
Hatte ich es vielleicht doch zu weit getrieben?
Ich hätte die temporäre Farbe nicht in ihr Shampoo mischen sollen.
Ich hätte lieber weiter mit Dad zusammen Pranken sollen.
Zumindest bei Mum.
In der Schule klappte es alleine schon ziemlich gut.
Sie nannten mich immer die Prank-Queen.

• • • • •

Ich wachte durch die Klingel auf. Das war bestimmt Mum. Ich musste mich bei ihr entschuldigen!
Ich sprang aus meinem Bett und rannte die Treppen runter.

„Mum! Es tut mir so leid!", rief ich und kam schlitternd neben meinem Vater zum stehen.
Doch an der Tür war nicht Mum.
Ich trat ein Stück hinter Dad und schaute die zwei Männer in Uniform schüchtern an.

„Unser herzliches Beileid.", der Dicke Polizist nahm seine Kappe ab und drückte sie sich an die Brust.
Was war hier los?
Fragend schaute ich zu Dad. Sein Mund war eine grade Linie. Er nickte steif und schloss die Tür ohne ein weiteres Wort. Langsam und mit schweren Schritten schlürfte er ins Wohnzimmer. Seine Augen waren glasig. Ängstlich setzte ich mich neben ihn auf die Couch und berührte ihn am Arm.

„Dad?", fragte ich leise. Er strich sich die Tränen aus dem Gesicht und schaute zu mir.

„Schatz, du musst jetzt ganz stark sein okay?"

„Du machst mir Angst."

„Mum hatte einen Autounfall."

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