Kapitel 17:

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Als ich Grace am nächsten Tag in der Uni sehe, drehe ich mich schnell um und schlage einen anderen Weg ein. Und auch am Tag danach verhalte ich mich nicht anders. Ich ertrage es einfach nicht, ihr in ihre blauen Augen zu sehen.
Ich schäme mich. Sehr.
Und darum gehe ich auch nicht an mein Handy, als Grace mich am dritten Tag darauf anruft. Es klingelt 3 Mal. 5 Mal. 10 Mal. Dann erreicht mich eine SMS:

Vivien. Bitte antworte mir! Es lässt sich doch über alles reden. Ich würde mich freuen, wenn du heute Abend um 21:30 Uhr zu mir kommst.
Bis dahin, Grace.

Kurz überlege ich, die Einladung auszuschlagen, aber das bringe ich nicht übers Herz.
Also stehe ich pünktlich um 21:30 Uhr vor Grace' Tür und klopfe sachte. Nur einen kurzen Moment später öffnet die junge Dozentin und sieht mich prüfend an.
„Komm bitte rein", sagt sie zwar freundlich aber dennoch zurückhaltend und ich ahne bereits schlimmes.
Grace führt mich ins Wohnzimmer und bedeutet mir dort, mich auf die Couch zu setzen. Dann deutet sie wortlos auf die kleine Schachtel vor mir auf dem Tisch.
Ich sehe fragend zu ihr auf.
„Soll ich sie öffnen?"
Die hübsche Mutter nickt stumm. Ihr blauen Augen sind kühl und unnahbar.
Mit zitternden Fingern öffne ich die flache Schachtel und ziehe ein weißes Stück Stoff heraus.
Es braucht geschlagene 5 Sekunden, bevor ich begreife, was ich da gerade in den Händen halte.
Ein Baby-Strampler!
„Ist das-?", frage ich schockiert und als ich zurück zu Grace blicke, ist das warme Lächeln auf ihre Lippen zurückgekehrt.
„Ich behalte das Baby", erwidert sie leise und in ihren Augen stehen nun Tränen, als sie langsam zu mir herüber kommt und sich vorsichtig neben mich auf die Couch setzt. Ich kann sie nur sprachlos dabei beobachten.
„Es ist...dein Kind", wispert sie und legt zärtlich ihre Finger unter mein Kinn.
In mir spielen jetzt alle Gefühle verrückt.
Ich beginne zu zittern.
„Als du mich vor drei Tagen geküsst hast...war ich geschockt. Und gleichzeitig ergab plötzlich alles einen Sinn. Das Baby, dein außergewöhnliches Verhalten und meine tiefe Zuneigung zu dir. Ich habe nur Zeit gebraucht um zu realisieren, warum ich dich so bereitwillig in meine Familie und mein Leben gelassen habe.
Du tust mir gut, Vivien. So unendlich gut.
Ich empfinde etwas für dich.
Etwas, das weit über normale Zuneigung hinaus geht. Und ich...ich möchte dieses Kind mit dir zusammen großziehen. Denn es symbolisiert Liebe. Die Liebe zwischen dir und mir."
Als Grace schließlich endet, laufen uns beiden Tränen über die Wange. Doch ich kümmere mich nicht darum. Ich schließe Grace einfach nur fest in meine Arme.
„Ich dachte schon, ich hätte dich verloren", flüstere ich heiser und spüre sofort wie die schöne Frau heftig mit dem Kopf schüttelt.
„Niemals. Du bist immer in meinem Haus willkommen, Vivien. Immer."
Ich nicke nur stumm und löse mich dann ein Stück von ihr. Tief sehen wir uns in die Augen.
„Hätte ich gewusst-...auch nur geahnt wie sehr ich mich in dich verlieben würde, ich hätte Jordan niemals auch nur angeschaut!", wispere ich und nehme Grace' warme Hände in meine. Sie verbindet zärtlich unsere Finger miteinander.
„Und ich bin so froh, dass du nicht mit ihm geschlafen hast. Denn ich will dich ganz für mich alleine."
Und mit diesen heiseren Worten lehnt sich Grace vor und legt zärtlich ihre Lippen auf meine.
Ich kann nicht mehr denken. Ich kann nur reagieren. Ich spüre diese weichen Lippen auf meinen. Und kurz darauf eine sanfte Hand an meiner Wange.
Ich wiederum greife automatisch nach der Hüfte der schönen Frau und ziehe sie noch näher an mich heran.
Mein Herz klopft wie verrückt und ich wage nicht zu atmen. Und als sich Grace für einen Moment von mir zurück zieht, lege ich sofort wieder sehnsüchtig meine Lippen auf ihre.
„Wir beide werden viel nachzuholen haben, kann das sein?", flüstert Grace lächelnd gegen meine Lippen und ich nicke zustimmend, bevor ich die schöne Frau sanft nach hinten drücke und mich dann vorsichtig auf sie lege. Dabei achte ich natürlich besonders darauf, das Baby in ihrem Bauch nicht zu belasten.
Unser Baby.
„Du machst mich so glücklich, Grace. Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel ich in diesem Moment für dich empfinde", flüstere ich und streiche mit meinen Lippen zärtlich über ihre.
Die schöne Frau schlingt beide Arme um meinen Oberkörper und zieht mich eng an sich.
„Dann zeig es mir."

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