Die Nacht hat sich mittlerweile wie ein dunkles Tuch über die Welt gesenkt und in Junes Haus ist Ruhe eingekehrt. Die schöne Schauspielerin und ich sitzen zusammen am Küchentisch und während ich erschöpft einen Teller warme Suppe in mich hineinlöffle, untersucht June behutsam die rosa Narbe, die sich inzwischen auf meiner Handfläche gebildet hat. Zum Glück hatte die Wunde sich nicht weiter infiziert, trotz meines intensiven Trainings und der vielen Arbeit im Zirkus, in die ich mich seit der unfreiwilligen Trennung von June Hals über Kopf gestürzt hatte.
„Sie verheilt sehr gut. Du wirst sehen, in ein paar Monaten wird man so gut wie nichts mehr von ihr bemerken", sagt June leise und streichelt mit den Fingerspitzen sanft über meine warme Haut.
Ich schlucke einmal heftig und lasse dann den Löffel sinken, um tief in die grünen Augen der schönen Schauspielerin zu blicken. Die Gefühle, die ich neuerdings dabei empfinde, strömen unaufhaltsam durch meinen Körper.
„Ich will gar nicht, dass die Narbe verschwindet. Ich...ich mag sie", erwidere ich ebenso leise. Daraufhin verändert sich etwas in Junes sanftem Blick.
„Du...magst sie?", fragt sie verwundert und ich nicke stumm, verschränke zart meine Finger mit ihren.
„Sie gehört zu mir. Und-...sie wird mich immer daran erinnern, wie fürsorglich und liebevoll du mit mir umgehst", erkläre ich mit einem schüchternen Lächeln und da tut June etwas unerwartetes.
Ohne ihren intensiven Blick von mir abzuwenden, führt die ältere Frau meine geöffnete Handfläche an ihre vollen Lippen und küsst zärtlich die rosa Narbe.
Eine Gänsehaut überläuft meinen gesamten Körper und ich kann spüren, wie mein Herz schneller zu schlagen beginnt.
Intimität mit June zu erleben fühlt sich so...anders an, als mit all den fremden Männern.
Wie sie mich ansieht, wie sie mich berührt und- Gott bewahre- wie sie mich küsst!
Stumm lege ich vorsichtig meine Finger an Junes weiche Wange und liebkose mit den Fingerspitzen behutsam jede einzelne Narbe dort.
„Du bist wunderschön, June", flüstere ich mit angehaltenem Atem und kann dabei zusehen, wie die junge Schauspielerin ergeben ihre Augen schließt und zitternd ausatmet, während sie meine zärtlichen Berührungen auf ihrer Haut genießt.
Fühle ich etwa so...weil diesmal mein Herz involviert ist? Liebe ich June? Ist das überhaupt möglich?
Mein Leben lang war ich der festen Überzeugung, ich könne mich nur in einen Mann verlieben. Aber diese Gefühle in mir...sie sprechen eine ganz andere Sprache.
„Wirst du das auch noch sagen, wenn du all meine Narben gesehen hast?", wispert June mit erstickter Stimme und ich sehe Tränen in ihren grünen Augen, als sie sie wieder öffnet.
„Ja, das werde ich. Hab keine Angst davor, June", flüstere ich und diese Worte kommen direkt aus meinem Herzen. Ganz egal welche Narben der Tiger June damals zugefügt hat, sie wird auch weiterhin eine bildschöne Frau bleiben. Und nichts auf dieser Welt kann diese Tatsache ändern!
Die erfolgreiche Schausspielerin lächelt unter Tränen und nimmt dann wieder meine Hand in ihre, nickt auffordernd zu meiner längst vergessenen Suppe hinüber.
„Jetzt iss erstmal. Und danach müssen wir uns eine Lösung für deine Tiger überlegen. Denn ich werde nicht zulassen, dass du auch weiterhin mit diesen Männern schlafen musst!"
Als sie das sagt, verdunkelt sich Junes warme Stimme und ich sehe deutlich den verborgenen Schmerz in ihren grünen Augen. Und wieder schießt dieses unbeschreibliche Gefühl durch meine Brust.
June wird mich beschützen!
Ich hätte sie niemals anlügen dürfen. Wenn ich ihr doch nur sofort die Wahrheit erzählt hätte...
„Ich...es tut mir leid. Ich wollte dich nicht belügen, aber ich habe keinen anderen Ausweg gesehen", murmle ich beschämt und senke traurig den Kopf. Junes sanfte Finger unter meinem Kinn, lassen mich jedoch kurz darauf wieder aufsehen.
„Ich verstehe dich, Romy. Und ich mache dir auch keinen Vorwurf. Es tut mir nur weh, dass du...", June stockt und versucht angestrengt die Tränen zurück zu halten. Als sie wieder zu sprechen beginnt ist ihre Stimme rau und gebrochen, „ich-...ich weiß wie es sich anfühlt. Und es ist...grausam. Widerlich und erniedrigend! Und...das hast du einfach nicht verdient..."
Ich muss einmal hart schlucken und versuche die in mir aufkommenden Erinnerungen zu unterdrücken. Eine von ihnen ist dabei aber mehr als präsent.
„Ich habe an dich gedacht. Jedes Mal wenn-...ich habe an das Gefühl gedacht in deinen Armen zu liegen. Wie sich deine Berührungen auf meiner Haut angefühlt haben. Und wie glücklich ich mich dabei gefühlt habe", gestehe ich mit erstickter Stimme und nun stehen auch mir Tränen in den Augen.
Denn es ist die Wahrheit. Alleine die Erinnerung an June haben mich lebend durch die vergangenen zwei Wochen getragen. Und sie muss das wissen!
Kurz zögert June noch, doch dann beugt sie sich auf ihrem Stuhl nach vorne und ich ahne bereits was passieren wird.
Aber diesmal muss ich mich nicht überwinden still zu halten. Diesmal will ich es auch.
Junes Lippen drängen sich unendlich zärtlich gegen meine. Sie sind so unfassbar weich, sanft und schmecken für mich nach purer Lebenslust.
Ich kann nicht genug davon bekommen.
Gefühlvoll erwidere ich den zärtlichen Kuss und spüre, wie June eine Hand auf meinen Oberschenkel gelegt hat. Aber ich empfinde es nicht als unangenehm oder aufdringlich, wie ich es sonst immer getan hatte.
Ich genieße die Berührung.
Der Kuss dauert lange. Und ich bemerke mit Staunen, wie mein Körper auf diese neuen Gefühle in meinem Herzen reagiert.
Ich bekomme Lust auf mehr...
Das ist mir noch nie passiert. Noch nie in meinem Leben hat ein harmloser Kuss so viele Emotionen und Bedürfnisse in mir ausgelöst. Mein Herz klopft mir bis zum Hals und meine Haut beginnt zu glühen. Als hätte mich ein Feuer bei lebendigen Leibe überlaufen.
Ohne mich von June zu lösen, stehe ich vorsichtig auf und mache den letzten Schritt zu ihr hinüber. Auch die schöne Schauspielerin erhebt sich von ihrem Stuhl und legt beide Hände an meine Wangen, während ich meine Arme um ihre schlanke Taille schlinge.
Unsere warmen Körper schmiegen sich vertrauensvoll aneinander und ich höre June glücklich seufzen.
„Bitte sag mir, dass ich mit diesen fiebrigen Gefühlen in meinem Herzen nicht alleine bin", flüstert die erfolgreiche Schauspielerin gegen meine Lippen, als wir uns schließlich widerwillig voneinander gelöst haben.
„Das bist du nicht. Ich spüre sie auch. Seit meiner ersten Nacht in deinen Armen", wispere ich zurück und wir lächeln uns liebevoll an.
Dann folge ich meinem Instinkt und schließe die schöne Frau vor mir in eine enge Umarmung. June zieht mich augenblicklich noch näher an sich heran und liebkost mit ihren vollen Lippen zart meine Wange.
„Ich werde all diese schrecklichen Erinnerungen vertreiben, Romy. Ich verspreche es dir", flüstert mir June mit zitternder Stimme ins Ohr und ich spüre, wie meine Knie weich werden. Bevor die Tränen endgültig aus mir hervorbrechen, verstecke ich mein Gesicht schnell am Hals der erfolgreichen Schauspielerin und küsse dort zart die weiche Haut.
„Ich kann es kaum erwarten, June..."
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Kurzgeschichten
FantasyHier werdet ihr Kurzgeschichten (Love Stories) von mir zu lesen bekommen. Ich wünsche Euch viel Spaß dabei! 1. Cheetah 2. Pirates Die In Hell 3. Summer 1942 4. Trapped In Space