Kurzgeschichten

Kapitel 9:

Grace am nächsten Tag in der Uni zu sehen, löst ein unfassbar warmes Kribbeln in mir aus. Ich begegne ihr im Flur und als sich unsere Blicke treffen, verliere ich mich mal wieder in diesen tiefblauen Augen, die mich magisch anziehen.
Und natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, direkt nach der Mittagspause zu ihr in den leeren Hörsaal zu schlüpfen.
„Wie hast du geschlafen?", frage ich lächelnd, während ich dabei zusehe, wie Grace ihre Unterlagen auf dem Tisch ausbreitet. Sie wirft mir einen kurzen Blick zu.
„Sehr gut. Dank deiner guten Massagefertigkeiten" schmunzelt sie und ich beiße mir stolz auf die Lippe.
„Habe ich gerne gemacht. Wie geht es Jake? Ich dachte eigentlich, du würdest heute wegen ihm zuhause bleiben..."
„Meine Mutter passt auf ihn auf. Sie ist heute morgen extra mit dem Auto hergekommen und bleibt für ein paar Tage", erwidert Grace und ich nicke, froh darum, dass sie Unterstützung durch ihre Mutter erhält.
„Dann muss Lily wohl ein paar Tage auf mich verzichten", scherze ich und versuche mir meine eigene Traurigkeit darüber nicht anmerken zu lassen. Die junge Dozentin jedoch zieht fragend die Augenbraue hoch.
„Wieso das denn?"
„Naja", ich senke verlegen den Kopf, „ich glaube kaum, dass deine Mutter gerne die Affäre ihres Schwiegersohns kennenlernen möchte, die ihrer Tochter auch noch deren Ehe zerstört hat."
Daraufhin wird Grace' Blick weich.
„Also erstens, hast nicht du sondern Jordan diese Ehe zerstört und zweitens habe ich meiner Mutter nicht erzählt, wie du aussiehst. Ich habe lediglich gesagt: ein junges, hübsches Mädchen."
Nun beiße ich mir auf sie Lippe, um mir ein freches Grinsen zu verkneifen.
„Ich bezweifle, dass du dich damals so positiv über mich geäußert hast."
Doch Grace zwinkert nur verschwörerisch, denn in diesem Moment betreten die ersten Studenten den Hörsaal.
„Dazu werde ich nichts mehr sagen."
Aber sie schmunzelt dabei und ihren blauen Augen funkelt der Schalk. Ich aber verlasse mit einem zufriedenen Grinsen den Raum.