Kapitel 15:

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Immer noch geschockt sitze ich auf dem Beifahrersitz und starre mit klopfendem Herzen in die Dunkelheit hinaus.
So zornig und aufgelöst habe ich June noch nie erlebt! Sie war außer sich! Und ich fühle mich schuldig. Obwohl ich keine Wahl hatte!
„June bitte-", versuche ich mit der schönen Schauspielerin zu reden, doch June starrt nur verbissen auf die Straße, die roten Lippen fest zusammengepresst.
„Ich begreife es einfach nicht, Romy! Wie lange tust du das schon wieder?! Ist das etwa der Grund, warum du mich nicht mehr sehen willst?", macht June mir heftige Vorwürfe. Ihre Stimme ist hart aber ich höre trotzdem den unterdrückten Schmerz darin und in meinem Herzen sticht es heftig!
Ich wollte June nicht verletzen! Ich-
„Nein! Ich meine, ja-", versuche ich mich zu verteidigen, doch June lässt mich gar nicht ausreden. Sie fährt viel zu schnell.
„Ich habe alles getan, um dich davor zu bewahren, Romy! Und du tust es freiwillig?! Macht es dir etwa Spaß oder-"
Nun bin ich es, die June heftig unterbricht!
„Ich tue es nicht freiwillig, June!! Ich hasse es!! Mein Vater hat mich dazu gezwungen", rufe ich aufgebracht und wieder steigen mir die Tränen in die Augen.
Die berühmte Schauspielerin wirft mir einen erschrockenen Blick zu.
„Was?! Aber-"
„Er quält Zeus und Hera mit der Peitsche, wenn ich es nicht tue!! Das hat er schon einmal getan und er hat mir auch verboten dich zu sehen!! Verstehst du, ich konnte nicht anders! Und wenn er von heute Abend erfährt-"
Ich breche ab, zu groß ist die Angst vor dem was mein Vater meinen Schützlingen antun wird, wenn er erfährt, dass June mich schon wieder davor bewahrt hat, mit einem seiner Geschäftspartner das Bett zu teilen.
June jedoch tritt stark auf die Bremse und steigt dann, als das Auto steht, ohne ein weiteres Wort aus. Ich habe gar nicht bemerkt, dass wir inzwischen bei ihrem Haus angekommen sind.
Auch ich öffne die Autotür und folge June eilig ins Innere des Anwesens, in welches die bereits voraus gegangen ist. In der Küche angekommen, habe ich sie endlich eingeholt und blicke der erfolgreichen Schauspielerin bittend in ihre grünen Augen.
„Du musst mich zurückbringen! Bitte!"
Mit harten Gesichtszügen verschränkt June trotzig die Arme vor der Brust.
„Nein."
Entgeistert sehe ich sie an.
„June! Er wird ihnen etwas antun, bitte!"
Die schöne Frau, beißt sich nur verärgert auf die Lippe.
„Nein! Ich werde nicht zulassen, dass einer dieser widerwärtigen Typen dich auch nur berührt!!", erwidert sie und wieder höre ich deutlich den Schmerz in ihrer Stimme.
Fassungslos starre ich in ihre verletzen Augen und suche fieberhaft den Grund für Junes emotionales Verhalten.
Und plötzlich kommt mir ein verhängnisvoller Gedanke...
„Liebst du mich, June?"
Meine Stimme zittert. Die Tränen laufen nun frei über meine Wangen.
June antwortet nicht. Fest presst sie ihre roten Lippen aufeinander und sieht mir tief in die Augen. Auch in ihren schimmern inzwischen Tränen.
„Liebst du mich?", flüstere ich erneut und trete unwillkürlich einen Schritt nach vorne, auf die schöne Schauspielerin zu. Mein Herz hämmert in meiner Brust.
Junes Lippen beginnen zu zittern. Und dann gibt sie mir endlich eine ehrliche Antwort.
„Ja."
Für einen Moment steht meine komplette Welt still. Ich kann nicht fassen, was ich da höre. Und doch fühle ich mich plötzlich so befreit und erleichtert wie noch nie.
Ich kann nichts dagegen tun.
Es passiert einfach.
Mit nur wenigen Schritten überbrücke ich den Abstand zwischen mir und June.
Und dann lege ich zärtlich meine Lippen auf ihre.
Junes Lippen schmecken süß und sie sind weich. So weich wie noch keine Lippen zuvor...
Ich verliere mich in diesem Gefühl. Und als June den Kuss liebevoll erwidert, kann ich nicht mehr an mich halten.
Eine Welle frischer, neuer Gefühle überrollt mich und fährt in jedes meiner Glieder. Mein Beine beginnen zu zittern und ich muss überwältigt nach Luft schnappen, kann nicht fassen, was ich da spüre.
Ist das...ist das etwa Liebe?
Doch nicht nur ich scheine von meinen eigenen Emotionen überwältigt zu werden, auch in Junes grünen Augen sehe ich deutlich das Wechselbad der Gefühle.
Dann aber legt die schöne Schauspielerin zärtlich beide Hände an meine Wangen und sieht mir lange und tief in die Augen.
„Romy, ich-"
Sie hält zitternd inne und blickt hinab zu meinen Lippen, bevor sie zurück in meine Augen schaut.
Ich aber schlinge beide Arme um ihre schlanke Taille und lege ohne zu Zögern erneut meine Lippen auf Junes.
Sofort durchströmt mich wieder dieses atemberaubende Gefühl und ich seufze glücklich.
Ich möchte nie wieder etwas anders spüren! Es ist einfach nur unbeschreiblich schön.
Und June scheint es ähnlich zu gehen. Behutsam beißt sie in meine Unterlippe und als ich mich daraufhin noch näher an sie heran schmiege, lächelt sie sanft in unseren Kuss hinein.
Als ich mich schließlich widerstrebend von der jungen Schauspielerin löse, liegt ein unsagbar liebevoller Ausdruck in ihren strahlend grünen Augen...

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