Ich warte darauf, dass etwas Spektakuläres passiert. Dass sie mir endlich sagt, was los ist und diese verdammte Stille durchbricht, aber selbst nach Minuten des Schweigens redet sie kein Wort. Stattdessen starrt mich meine Schwägerin so intensiv an, dass ich glaube, sie würde meine Gedanken lesen können. Wie es scheint, hat auch nicht vor, damit aufzuhören.
Ihrem Blick weiche ich schon lange aus und konzentriere mich auf die Pasta, die sie mir zubereitet hat. Sie weiß, dass ich dieses Gericht nicht mag und mich am liebsten übergeben würde, aber für jeden Bissen und jeden Krümmel Nahrung meinem Herren dankbar bin. Ich würde natürlich hundert liebere Gerichte zu mir nehmen, aber was auf den Teller kommt, wird gegessen.
„Du machst mich langsam nervös", unterbreche ich die langandauernde Stille, die ich bis in meine Haut spüre. Ich werde das Gefühl nicht los, dass sie etwas sagen möchte.
„Wie geht es dir, Aziza?"
„Gut", antworte ich wahrheitsgemäß. Ich bin ein wenig aufgeregt, weil sie sonst alles sofort anspricht, aber ansonsten ist alles in Ordnung. Ich fühle mich gut und leicht und entspannt und ein bisschen von allem.Da ist eine angenehme Gänsehaut, die sie mit ihrer Stimme in auf meinen Armen auslöst und mich zusätzlich frei fühlen lässt, mich liebenswürdig fühlen lässt. Keine Ahnung, was sie mit nur einem Satz mit dieser Familie macht, aber sie ist sie Sie und das ist gut wie es ist.
„Und wie geht es dir?"
„Sehr gut." Ich hebe meinen skeptischen Blick.Klar, ihre Augen sind voller Liebe, aber zeitgleich ein wenig ... zweifelhaft? Ich kann nicht identifizieren, was das ist, denn sie ist manchmal wie ein geschlossenes Buch.
„Shalia", möchte ich schon warnend ansetzen, doch im nächsten Moment legt sie mir einen länglichen Gegenstand auf den Tisch und lässt die Welt um mich herum verstummen. Das kam unerwartet und voller Unschlüssigkeit.Ich hätte mit allem gerechnet, aber niemals damit. Meine Gabel fällt aus meiner Hand, ehe ich sie verständnislos anstarre.
„Was ist das?" Ich weiß was das ist, aber in letzter Zeit habe ich surreale Vorstellungen, dass das schon zu viel für mich ist. „Shalia ..."
„Ja."
„Nicht im Ernst."Es ist ein positiver Schwangerschaftstest. Ich bin so schockiert, dass mir erst im Nachhinein die Beschriftung dessen klar wird. Zaman says hello.
„Bitte was? Shalia was zur Hölle?"
„Ich bin schwanger", spricht sie die unfassbaren drei Worte aus. Ihre Stimme bricht so, als könnte sie es bis jetzt selbst nicht glauben, bevor sie ihr Gesicht in den Händen vergräbt und ihre Worte sammelt.Sie wirkt überfordert und wie die glücklichste Person dieser Welt zugleich.
„Es ist nicht dein ernst." Ich kann nicht beschreiben, welche Glücksgefühle in meinem ganzer Körper herrschen und wie gerne ich vor Freude in die Luft gesprungen wäre. Aber ich schaffe es gerade so, nicht in Tränen auszubrechen und mich davon abzuhalten, nicht in ihre Arme zu fallen.„Doch, ich bin schwanger", wiederholt sie, um sich selbst davon zu überzeugen.
„Zaman?"
„Ja, es wird Zaman heißen."
„Du kennst das Geschlecht nicht."
„Es wird Zaman heißen." Sie will es unbedingt. Sie will es lieben und sie will Mutter sein. Sie will die Lieblingsperson ihrer Kinder werden.Diese Unfassbarkeit schwirrt in die Luft. Ich kann mich nicht bewegen und nichts tun, außer sie anzustarren und in Tränen auszubrechen.
„Aber ..."
„Ich weiß", unterbricht sie mich. „Ich schaffe das irgendwie."
„Der Krebs ..."
„Bitte, Aziza." Ich kann mich nicht so freuen, wie ich es möchte. Es sind Tränen der Trauer und der Hoffnung. Es ist alles, was man sich erdenken kann.Es ist eine Liebe und ein Hass, die dieser Welt gelten und alles, was es an Gefühlen gibt. Mein Herz schmeißt eine Party und eine gleichzeitige Trauerfeier. Es ist so deprimierend und verängstigend. Ich kann ihr nicht um die Arme fallen, sondern nur weiterhin meine Pasta anstarren und in dieser herumgabeln. Ab diesen Augenblick gab es noch einen Grund, diese Pasta nie wieder in den Mund zu nehmen, sie zu lieben und zu schmecken.
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MAYBE
RomanceAls Aziza auf Latif trifft, ist sie von seinen Charme, mit denen er die Welt bestrahlt, abgeneigt. Mit seiner aufmerksamen Art und dem dauerhaft schiefen Lächeln um den Lippen, versucht er sein Glück bei der Achtzehnjährigen, die seiner Attraktivitä...