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Mich verlässt das Szenario mit Shalia nicht, das mir seit gestern urplötzlich ins Gedächtnis gepflanzt wurde. Die Situation fühlte sich so real und frisch an, selbst diese verdammte Pasta. Danach? Danach bin ich zu Rana gegangen und habe ich mich bei ihr im Gästezimmer eingesperrt. Ich bin seitdem auch nicht wieder rausgekommen. Ich sah nicht wirklich einen Grund dazu und mich interessiert, hat es ebenso wenig. Dass sie stundenlang an der Tür klopfte und mich sehen wollte, auch nicht.

Dass mein Vater auftauchte, ein bisschen schon. Aber selbst mit ihm habe ich nicht sprechen wollen. Hießt du nicht Zaman oder Alim, wollte ich dich nicht sehen, nicht sprechen und nichts mit dir zu tun haben. Okay, das sind vielleicht alte Gewohnheiten, die ich nicht hätte aufwühlen dürfen, aber diese kommen plötzlich zurück, wodurch ich es nicht einmal hinbekomme, zur Arbeit zu gehen.

Ich wollte es nicht so weit kommen lassen. Ich weiß auch nicht, welch ein Trigger es war, dass meine Depression mit voller Stärke zurückkam, aber sie ist da und sie geht wahrscheinlich nicht so leicht wieder fort. Was noch dafür spricht? Dass ich anfange, Regenbögen und Wolken auf der Decke zu sehen, was höchstwahrscheinlich halluziniert ist, denn das Zimmer ist abgedunkelt, so dass kein Lichtstrahl hineinkommt.

Und dann klopft es. Ich weiß, dass es Rana erneut versucht und noch ein Mal zu sprechen beginnen möchte und wieder meine Retterin sein will, aber ich kann das nicht hinnehmen, als wäre ich ein gelähmter Krankenfall.
„Aziza? Können wir reden?" Falsche stimme, falscher Zeitpunkt, falscher Ort. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir diesen mir unbekannten Schauder nur ausdenke, oder er wahrhaftig existiert.

Mittlerweile kann ich nichts mehr von der Realität und meiner Fantasie unterscheiden, weshalb ich mir nicht viel daraus mache, weil ich weiß, dass ich mir diese Stimme nur eingebildet haben muss.
„Aziza, bitte, können wir reden?" Oder doch nicht. Er schleudert mich in unsere kurzen Zweisamkeiten zurück und hinterlässt Spuren, die sich unbekannt vertraut angefühlt haben. Ein bisschen leicht würde ich es nennen.

Okay, vielleicht war da doch ein wenig Hoffnung, die ich in ihn gesteckt habe. Gebe ich nur ungern zu, aber nach allem muss ich das zugeben. Sonst würde ich nicht so sensibel reagieren, oder? Einsehen ist der erste Schritt zur Besserung.
„Aziza, bitte." Aber er löst nichts aus. Nicht einmal dieses unangenehme Kribbeln oder die Zweifel, die mich plagten. Nein, da ist nichts.

„Ich möchte nur reden." Ich glaube sogar, dass genau das der Punkt ist, warum ich mich dazu beschließe, nach stundenlangem Starren endlich aufzustehen. Nicht, dass mir endlich der Mumm dazu kommt, nein, dieser erst recht nicht, aber ich finde, es ist der perfekte Zeitpunkt, mit ihm abzuschließen. Genau jetzt. Seine Stimme hallt seit Tagen in meinem Kopf, aber vielleicht verschwindet sie, wenn ich Frieden mit ihm schließe.

Ich bezweifle dies zwar stark, doch die Verzweiflung reicht so weit, dass ich alles dafür geben würde, damit die Stimme einen Rückfall erleidet. Ich träume von dieser und sehe ihn überall, so dass ich glaube, ich wäre schizophren. Er ist die erste Person, der ich diese Tür eröffne und die erste Person, mit der ich sprechen werde. Und ich hoffe, dass ich danach wieder bessere Gewohnheiten entwickle.

„Aziza?" Ich greife nur schwer nach dem Griff der Tür, die mich nur wenige Zentimeter von ihm trennt. Ich atme tief ein und tief wieder aus. Bereit? Nope. Und dann tue ich es einfach. Ich öffne die Tür, halt die verdammte Luft an, was ziemlich unnötig erscheint, denn er ist nicht da. Da ist kein Latif, der auf mich wartet und keinen Idioten, den ich bloßstellen kann.

Ich weiß nicht genau, warum ich das mir nur eingebildet habe, doch mich interessieren, tut es mittlerweile nicht mehr. Es ist schließlich nicht das erste Mal. Gerade möchte ich die Tür wieder schließen, da hält mich genau dieselbe Stimme davon ab.
„Aziza." Er tritt aus der Küche und sieht mich erleichtert an, als wäre er sichergegangen, dass ich noch atme.

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