Poker

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Am nächsten Morgen wurde ich durch das rauschen des Regens geweckt. Langsam öffnete ich die Augen und sah in das, friedlich, schlafende Gesicht von Negan. Ich musste ganz automatisch lächeln, dann schloss ich wieder die Augen und atmete tief ein. Für einen Moment nahm ich seinen männlichen Geruch wahr, und als ich die Augen wieder öffnete war ich froh dass er immer noch dort lag. Es war also wirklich kein Traum.

Ich setzte mich langsam und leise auf und fuhr mir durch mein Haar. Ich stand auf und durchsuchte die Taschen von Negans Hose, Jackpot. Eine Packung Zigaretten. Ich ging zu der Eingangstür öffnete auch diese leise und machte mir dann eine Kippe. In der linken Hand hielt ich die Zigarette, meinen rechten Arm schlang ich um meinen Körper und lehnte im Türrahmen. Während ich eine rauchte, lauschte ich dem Regen.

Einige Jahre zuvor

„Das kann doch scheiße verdammt nochmal nicht wahr sein!", Negan brüllt angepisst rum und tritt gegen einen Ball der bei seinen Eltern im Garten lag. Seine Eltern waren mal wieder mit meinen Eltern unterwegs. Und eigentlich hatten wir vor ein kleines Barbecue zu veranstalten, doch es regnete seit Mittag durchgehend. Und bis jetzt hatte Negan eben die Hoffnung es würde noch aufhören, doch das tat es nicht.

Ich saß auf dem Gartensofa, auf der überdachten Terrasse. „Wir können doch trotzdem feiern? Den Grill stellen wir einfach mit hier drunter und dann sitzt jeder im trockenen!" meinte ich relativ lässig zu ihm, doch innerlich hoffte ich dass es nur bei dem Regen bliebe. Der große Mann ließ sich genervt neben mich fallen: „Ach den Mist hab ich mir anders Vorgestellt, ich hab kein bock das alle hier frierend sitzen."

Sein linkes Bein wippte die ganze Zeit auf und ab, ein Zeichen dafür das Negan sehr gereizt war. „Und wenn wir eine Hausparty starten?", Negan stand ohne ein weiteres Wort auf und ging nach drin. Alles klar, ich ließ ihn besser in Ruhe, selbst der beste Vorschlag wäre jetzt beschissen, nur weil es nicht so läuft wie es sich der feine Herr gewünscht hatte. Ich seufzte nun auch etwas genervt.

Negan kam nach einer Weile zurück, zwei Bier in der Hand und einem gedrehten Joint in der anderen. Er setzte sich wieder neben mich, reichte mir eine Flasche und zündete dann den Joint an. Negan nahm einen tiefen Zug und reichte ihn mir dann, ich grinste und nahm ihn entgegen. „Also Hausparty? Hätte eigentlich lieber was gemütlicheres... paar Leute und ein bisschen was trinken? Gras und ne Runde Poker oder so?". Ich zog an dem Joint und nickte: „Klar, klingt gut!".

Der Abend war schon voran geschritten, draußen regnete es immer noch und Negan saß mit ein paar seiner Kumpels am Tisch. Sie pokerten, rauchten die Zigarren seines Vaters und tranken dessen Scotch. Ich saß mit ein paar anderen auf der Couch vor dem Fernseher und wir zockten Tekken auf Negans PlayStation. Zu dem Überraschen der Männer zockte ich einen nach dem anderen ab.

Natürlich waren in dem Riesen Wohnzimmer auch unzählige Pizzakartons verteilt. Mike kam gerade mit zwei Stück zu mir und hielt mir eines davon hin. „Warte Mike ich muss diesen Loser hier noch schnell abzocken", „Ha träum weiter, Kleine!" sagte der Typ. Dich nicht mal 10 Sekunden später erschien das K.O. auf dem Bildschirm, ich grinste. „Ach verdammt!" sagte der Kerl mit den mittellangen blonden Haaren und stand auf. Ich nahm Mike das Stück Pizza ab, nachdem ich den Controller weiter gab.

Als ich mit Mike zusammen aß, bat er mich um einen Gefallen, und er ist nun mal einer meiner besten Freunde, also sagte ich ihm zu.

Um so später es wurde um so ernster wurden die Männer am Pokertisch. „Na dann Freunde, spielen wir doch mal richtig und machen das ganze interessant!" sagte Negan und legte 50 Dollar auf den Tisch. Sofort standen einige auf, sie seien raus, doch 4 Männer blieben sitzen, darunter Mike. Jeder von ihnen warf sein Geld dazu und begannen zu spielen.

Wir anderen standen drum herum und sahen ihnen zu. Dabei stand ich die ganze Zeit hinter Negan, ich stützte mich auf seiner Stuhllehne ab. Dabei konnte ich immer mal in seine Karten sehen, mit gewissen Gesten wusste Mike immer ob er mitgehen sollte oder nicht. Einmal musste ich mich vor lehnen um etwas zu sehen, und damit Negan kein Verdacht schöpfte griff ich einmal nach der Zigarre und die anderen male nach dem Scotch.

Nun waren nur noch Mike und Negan übrig, die anderen hatten alles verloren und es ging um den großen Pot! „Gib auf Mike, du kannst nicht gewinnen. Mein Blatt ist unschlagbar" gab Negan überheblich von sich. Ich schüttelte kaum merklich den Kopf, Negans Blatt war alles andere als gut. Doch diesmal schien Mike zu offensichtlich zu mir zu sehen, denn Negan sah Mike an und drehte sich dann zu mir um.

Ich "kratzte" mich gerade mit zwei Fingern an der linken Brust um Mike zu deuten dass Negan unteranderem eine Herz2 Karte besitzt. Negan sah von mir in seine Karten und dann wieder zu mir. „Ihr miesen Scheißer!" er drehte sich entgeisterte zu Mike: „Du bist ein verdammter Arsch! Und du!?" er drehte sich wieder zu mir. „Du hintergehst mich hinterrücks?" Mike fing schon an mit lachen und auch ich musste grinsen.

„Na warte, du kleines Miststück!" Negan stand von seinem Stuhl auf und ich rannte vor ihm weg. Negan rannte mir sofort hinterher. Lachend, durch das Gras und weil diese Situation generell amüsant war, drängte ich mich zwischen den Leuten durch um Negan zu entkommen. Doch er blieb an mir dran: „Ich hab gerade 50 Dollar wegen dir verloren!"

Plötzlich stand ich im strömenden Regen im Garten, ich merkte gar nicht wie ich beim weglaufen durch die offene Terrassentür bin. Und dann griffen mich schon zwei Hände an der Hüfte, „Hab dich!" und schon fing er an mich zu kitzeln. „N-nein hör auf... N-Ne-Negan bitte!" lachte ich, „Oh nein Fräulein ! Strafe muss sein!" lachte auch Negan. Dann passierte das wovor ich mich so gefürchtet hatte, ein Blitz erhellte den Himmel, gefolgt von einem tiefen lauten grollen.

Ich erschrak, und drehte mich in Negans Armen. Mein Gesicht drückte sich an seine Brust und ich krallte mich in sein Hemd. Negan hörte sofort auf mich zu kitzeln: „Hey Süße, was ist los?" seine Stimme war besorgt und seine Arme legten sich schützend um mich. Und wieder ein lautes donnern, daraufhin drückte ich mich noch mehr an ihn. „Ne-Negan... D -Donner.." ich wurde panisch und fing langsam an mit Hyperventilieren. „Alles gut, Tess ich bin hier! Los wir gehen rein, da bist du sicher!" und so nahm er mich hoch und trug mich rein.

Zurück in der Gegenwart

Ich rauchte die Zigarette auf, warf sie auf den Boden und trat sie aus. Damals hatte er von der Angst gegen Gewitter erfahren, und ich war tatsächlich positiv überrascht. Selbst danach machte er sich nie über diese Angst lustig, ganz untypisch für ihn. Ich sah ihn den grauen Himmel und machte zwei Schritte nach vorn. Ich genoss die Tropfen auf meinem Gesicht und musste über die Erinnerung lächeln.

Alte FreundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt