Der Umzug

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16 Jahre vor der Apokalypse

Ich bin gerade 14 geworden und meine Eltern hatten natürlich nichts besseres zu tun als mit mir in einen Vorort von Washington zu ziehen. Wie man sich denken kann fand ich all das ziemlich beschissen, ich hatte zu Hause in Kalifornien, Freunde, Hobbies und war kurz davor meine erste richtige Beziehung zu beginnen. Aber meine Eltern waren natürlich der Meinung dass ich all das auch in Washington finden würde. Meine Eltern waren schon immer sehr Karriere orientiert, ich stand immer an zweiter Stelle, wenn nicht sogar weiter hinten.

Wir brachten gerade die Kartons herein, da kam ein Mann, ungefähr im selben Alter wie mein Vater. Er stellte sich freundlich als Mister Smith und somit als unseren neuen Nachbarn vor. Mein Vater unterhielt sich kurz höflich mit ihm und Mister Smith lud uns darauf hin gleich zum Abendessen ein. Und natürlich nahmen meine Eltern dankend an, das ansehen in der Nachbarschaft war wichtig, also musste ich natürlich mit.

Am Abend saßen wir dann bei unseren neuen Nachbarn am Esstisch. Die Erwachsenen unterhielten sich angeregt über ihre Berufe, die allgemeine Wirtschaft und was die Demokraten von den Republikanern unterschied. Das Pärchen von nebenan schien genau wie meine Eltern zu sein. Ich langweilte mich und stocherte genervt in meinem Essen herum, ich konnte nicht mal ganz deuten was es überhaupt war.

Bis dann ein Junge, er musste um die 21 gewesen sein, von draußen herein, in das Esszimmer kam. Er ging direkt auf die Obstschale zu um sich einen Apfel zu greifen. „Ah unser Sohn kommt auch mal Heim" der junge Mann verdrehte nur die Augen: „Keine Angst bin gleich wieder weg!". Mit diesem Satz verließ er den Raum und schien die Treppe herauf zu gehen. Misses Smith meldete sich zu Wort: „Tut uns sehr Leid. Unser Sohn geht seit neustem auf die Uni und scheint gerade seine rebellische Phase auszuleben. Am besten man ignoriert ihn einfach."

Ich war fasziniert davon wie seine Eltern ihn das durchgingen ließen, ja klar ich war erst 14 und er schon 21 aber mir hätten sie die Hölle heiß gemacht. Dann stand ich wie automatisch auf und meine Eltern sahen mich warnend an. „Entschuldigen Sie, dürfte ich mal das Bad benutzen?", „Aber natürlich Liebes. Die Treppe hoch und dann rechts die zweite Tür." antwortete mir unsere Nachbarin freundlich. Ich nickte und ging dann die Treppe hinauf.

Oben angekommen sah ich eine Tür offen stehen. Aus diesem Raum kam laute Musik von Led Zeppelin, ich näherte mich langsam dem Zimmer und sah hinein. Es war niemand drin, aber trotzdem packte mich die Neugier und ich sah mich um. Die Wände waren voll mit Postern, von Football, zu Bands bis hin zu leicht bekleideten Frauen. Es stand ein großes Bett in der linken hinteren Ecke, welches nicht gemacht war. Auf dem Nachttisch stand ein halb voller Aschenbecher und daneben eine Packung Kippen und Kondome. Auf dem Schreibtisch, der auf der anderen Seite des Zimmers in der Ecke stand, lag wohl Unikram darauf. Oben drüber an der Wand hing eine Gitarre.

Alles in allem war es wohl ein typisches Männerzimmer, „Hast du dich verlaufen?" riss mich seine Stimme aus meinen Gedanken. „Ehm.., Ich... also..." er lachte: „Schon gut, beruhige dich. Ich hätte auch keinen Bock auf die Veranstaltung da unten". Ich nickte zustimmend und drehte mich zu ihm, da zog er gerade sein Shirt aus um sich aus seinem Schrank ein neues heraus zu holen und es überzuziehen. Kurz betrachtete ich unauffällig seinen schlanken Oberkörper, auf dem sich ein Sixpack abzeichnete.

Der junge Mann ging an mir vorbei zu seinem Bett, er setzte sich darauf und nahm sich eine Zigarette aus der Schachtel. Ich setzte mich einfach neben ihn, während er sich seine Kippe anzündete. „K-kann ich auch eine haben?" ich deutete auf die Kippe zwischen seinen Lippen, er zog sich gerade andere Schuhe an. Dann sah er mit hochgezogener Augenbraue zu mir rauf: „Wie alt bist du? 10?" fragte er mich mit der Zigarette zwischen seinen Lippen.

„Ich bin 14!" antwortete ich ihm schmollend, er zog nochmal daran, dann nahm er sie zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt sie mir hin. Ich nahm sie selbstbewusst entgegen und zog dann kräftig daran. Sofort fing ich an mit husten, der Rauch brannte in meiner Lunge. Der große Kerl neben mir nahm mir die Kippe wieder ab und lachte. „Ich bin übrigens Negan", ich hustete noch etwas, „Tessa. Die meisten nennen mich aber nur Tess". Dabei sah ich ihn das erste mal richtig an, seine dunklen Augen hatten einen leichten grünen Schimmer.

„Freut mich, Tess" lächelte er mich an, und so begann der Ärger, mit diesem Lächeln, dieses verdammte Lächeln. Und ich glaube das war der Moment als ich mich in Negan verknallt hatte. In den Jungen von nebenan, der viel zu alt für mich war.

„So. Ich hau dann mal wieder ab!" er stand auf und hielt mir seine Kippe nochmal hin. Ich nahm sie entgegen und zog nochmal daran, diesmal musste ich nicht ganz so doll davon husten. „Wo gehst du hin?" fragte ich neugierig. Negan grinste auf mich herab: „Auf ein Konzert.". Ich seufzte: „Ich wünschte ich wäre auch schon Erwachsen..", er zog sich dabei die Jacke an: „Wenn du willst, komm mit!"

Ich gab ihm seine Zigarette wieder und sah an mir herunter, ich sollte mich für das Essen schick anziehen, definitiv keine Kleidung für ein Konzert. „So fall ich dort nur auf und was sag ich meinen Eltern? Deine sprachen jetzt nicht in den besten Tönen von dir..". „Sag ihnen dir geht es nicht gut. Schließlich bist du schon eine halbe Ewigkeit auf der Toilette" zwinkerte er mir grinsend zu. „W-woher weißt du das?" er ging zu seinem Schrank und sah ein paar Shirts durch: „Ich war auch mal an deiner Stelle. Und wenn kleine Prinzessinnen in Nöten sind helfe ich doch gerne"

Dann hielt er mir ein Shirt hin, es war ein schwarzes, trägerloses Männershirt von Nirvana. Ich sah ihn an: „Für mich?" Negan nickte, „Ich nehme es mit raus und warte dort auf dich.". Dann drückte er die Kippe aus, stellte die Musik ab und ging. Ich sah ihm nach und betrachtete noch kurz sein Zimmer, dann stand ich auf und ging nach unten. Ich entschuldigte mich dass es so lange gedauert habe, es mir aber nicht wirklich gut ginge. Meine Eltern ließen mich schon nach drüben gehen und meinten sie würden noch eine ganze Weile bei den Smiths bleiben.

Als ich raus ging lehnte Negan an einem Motorrad, er hatte tatsächlich auf mich gewartet. Kaum merklich wurde ich rot und ging grinsend zu ihm. Er hielt mir sein Shirt hin und ich knöpfte ohne weiter darüber nachzudenken meine Bluse auf. Darunter trug ich einen schwarzen BH diesen sah man an den Seiten des Achselshirts raus blitzen. Das Shirt war mir logischerweise zu groß und ging über meinen Po, aber da ich eine dunkle Skinnyjeans trug wirkte die Kombination ziemlich cool.

Ich öffnete meine braunen, mittellangen Haare, die vorher zu einem Dutt zusammen gemacht waren, dabei schüttelte ich sie kurz aus. Negan pfiff leise und grinste: „Übertreib es nicht Kleines, auch wenn ich ziemlich lässig und cool bin wirst du dort mit niemandem mitgehen!", dann stieg er auf das Motorrad und reichte mir eine Jacke und einen Helm. ‚Machte er sich Sorgen um mich?' ich zog erst die Jacke und dann den Helm an, dann setzte ich mich hinter Negan und legte meine Arme um seinen Oberkörper.

Gott ich kannte ihn gerade mal 20min und schon brach ich sämtliche Regeln. Ich wusste dieser Mann war ein schlechter Einfluss aber genau das war es was ich jetzt brauchte!

Alte FreundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt