Onkel Negan

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Daryl deutete auf eine Tür, mit einem leichten Kopfnicken, während er vorsichtig um die Ecke spähte. Ich ging, ohne weiter zu überlegen in den Raum. Dort lag er, an einem Tropf, seinen Hals verbunden und die Augen geschlossen. Ich schluckte und ging langsam auf das Bett zu, ich nahm seine große rechte Hand in meine beiden Hände. Sachte drückte ich sie und hoffte eine Reaktion zu spüren oder zu sehen, aber nichts.

Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange, und kämpfte gegen meine Tränen an. Plötzlich spürte ich wie etwas ganz sanft meine Hand drückte. Ich sah zu meinen Händen und dann rauf in Negans Gesicht. Seine Augen blinzelten leicht und sein Mund formte ein schwaches Lächeln. „Oh Gott, Negan!" ich drückte meine Lippen auf seine und meine Tränen die ich bis dahin zurück hielt flossen nun von meinen Wangen. „Du bist so ein Idiot. Wieso konntest du nicht auf mich hören.?" ich schluchzte, währen ich Ihn mit Vorwürfen und Beschimpfungen bombardierte.

Dabei war ich einfach nur froh darüber dass es ihm gut ging, und er noch am leben war. Sein linker Arm legte sich schwach um mich: „T-tes..-". Negans Stimme versagte: „Schh. Schone dich..." wieder ein schluchzen: „Ich bin einfach nur froh dass du noch lebst..". Er lächelte mich an, und mit seiner rechten Hand, die vorher noch um mich lag, wischte er mir meine Tränen weg. Ich spürte dass er mir kraft geben wollte doch seine Augen strahlten Ungewissheit und Sorge aus.

Ich umklammerte seine Hand, welche an meiner Wange lag und drückte mein Gesicht dagegen. Sein Blick wurde forschend und fragend: „Mir geht es gut, keine Sorge" lächelte ich ihn leicht gequält an. Und in diesem Moment war ich froh dass er keine Stimme hatte, denn ich wusste er merkte dass es nicht stimmte. Doch er konnte nicht weiter nachfragen.

Es klopfte in einer bestimmten Abfolge an der Tür, ich seufzte. „Negan ich muss jetzt gehen, ich weiß nicht wann ich zurück kommen kann. Bitte stirb nicht!" Ich beugte mich wieder zu ihm herunter und küsste ihn innig, als würde ich ihn nie wieder küssen können. „Ich liebe dich" dann stand ich auf und drückte seine Hand noch ein letztes mal, bevor ich den Raum verließ.

Zurück in meinem Krankenzimmer setzte ich mich auf mein Bett. „Daryl? Was passiert jetzt mit uns? Und vor allem mit Negan?" ich schluckte wieder meinen Kloß herunter. Daryl setzte sich neben mich: „Ich weiß es nicht... der Rat setzt sich nachher zusammen..". Ich atmete tief durch: „Warum sind wir noch hier?", der langhaarige sah mich fragend von der Seite an. „Ich meine warum haltet ihr Negan am Leben und warum habt ihr mir geholfen? Das sind eure Medikamente und alles...". Daryl zuckte mit den Schultern: „Rick hat das ewige töten und aneinander rächen satt... Er will mit besserem Beispiel voran gehen."

Ich lachte etwas verächtlich auf, „Und Maggie?", „Sie will Rache" ich nickte. „Und du somit auch...", ich legte mich wieder hin. „Danke dass ich zu ihm konnte. Ich wäre jetzt gerne wieder alleine..". Daryl stand auf und ging.

Wieder weinte ich leise vor mich hin, ich drehte mich auf die linke Seite und hielt meinen Bauch. Ich musste versuchen etwas zu schlafen, doch jedes mal wenn ich die Augen schloss, sah ich wie Negan blutüberströmt vor mir zusammen brach. „Beruhige dich, Tessa! Er lebt und ihm wird es wieder besser gehen!" versuchte ich mir immer wieder zuzureden. Irgendwann schaffte ich es dann, mich in den Schlaf zu weinen, und träumte von alten Zeiten.

Rückblick

Ich war nun schon 22 Jahre alt und mitten in meinem Studium. Carter und ich sind nicht mehr zusammen, es hatte einfach nicht gepasst. Und trotzdem war die Trennung eher unschön, er gab Negan die Schuld dafür. Er stellte mich damals vor die Wahl, er oder Negan, naja was soll ich sagen, er ist eben mein bester Freund.

Während der Zeit ist es aber auch tatsächlich passiert, dass Negan vor Lucille aufs Knie gegangen ist. Natürlich hat sie ja gesagt, und diese Verlobung hat mich zusätzlich aus der Bahn geworfen. So kam es dass ich so gut wie jeden Abend feiern war, und mit irgendwem mit bin. Auch mit Negan und Mike hatte ich in letzter Zeit nicht mehr so Kontakt. Natürlich haben die beiden versucht mich zu erreichen, aber ich hab es einfach ignoriert.

Alte FreundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt