34 - Der Schwindel

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Ich stand schnell auf und bekam nach langer Zeit wieder einen meiner eigentlich täglichen Schwindelanfällen. Ich stützte mich einem Schrank neben der Tür fest und mit der anderen Hand hielt ich mich an meine Stirn.

Ich schloss meinen Augen und versuchte mich zu sammeln, doch es wurde nicht besser.

,,Gehts dir gut?", fragte Ibrahim besorgt nach während er aufstand und mich an meinem Rücken fest hielt.

,,Ja, blendend." Die Ironie in meiner Stimme war nicht zu überhören doch Ibrahim schüttete meine Frechheit nicht ab. ,,Kriegst du das öfters? Nimmst du irgenwelche Antibiotika zu dir?"

,,Ja, eigentlich hab ich das täglich. Daheim nehme ich immer solche Tabletten gegen Schwindel. Ich weiss aber nicht wie die heißen." Mir wurde immer schwindliger  und ich setzte mich ganz vorne auf die Liege.

Meinen Kopf hielt ich mir immernoch, hatte aber meine Augen offen. Ibrahim sah sich verzweifelt hier um und machte dann das Fenster weit auf.

Plötzlich stieg er auf die Liege und stand nun vor dem Fenster. ,,Was hast du vor?", fragte ich hektisch und stand auf. Er will doch nicht etwa...

,,Na springen natürlich.", bestätigte er meine Vermutung und kletterte mit einem Bein auf den Fensterrand. Ich hielt ihn sofort am Arm zurück, nachdem ich ruckartig aufgestanden bin.

,,Bist du verrückt geworden?" Er drehte seinen Kopf zu mir und blickte mir tief in die Augen. ,,Ich hol dir die Medikamente, setzt dich.", sagte er ruhig.

,,Ich will nicht das jemand wegen mir stirbt! Lieber sterbe ich!", dramatiesierte ich die ganze Situation nochmehr. Ja, Adisa, übertreib halt, wie immer. Ich war einfach geboren für Übertreibungen. Er würde sich höchstens etwas brechen.

,,Mädchen, was für sterben?" Er lachte kurz auf. ,,Niemand wird hier sterben, verstanden?"

Er meint es doch nicht im Ernst oder? Wir sind zwar im ersten Stock, aber trotzdem ist es gefährlich. Er könnte sich etwas brechen und ich wäre daran Schuld.

Noch immer mit meiner Hand um seinen Arm, stellte ich mich ebenfalls auf die Liege, schaute aus dem Fenster und entdeckte seine Freunde. Ohne groß nachzudenken, fing ich an wie eine Verrückte zu schreien. Meinen Schwindel ignorierte ich einfach dabei. ,,Heeey! Ihr daaa! Freunde von Ibrahiiiiim!" Ich spürte verwirrende Blicke auf mir von Ibrahim, doch das war mir sowas von egal.

,,Ibrahim ist verrückt geworden. Sagt dem Mal etwas!" Was genau ich versuchte, wusste ich selber nicht. Irgendwie wollte ich das die Freunde Ibrahim davon abhalten oder Ibrahim selber merkt, was für eine dumme Idee das mit dem Springen ist.

,,Jungs, geht mal Apotheke und holt etwas gegen Schwindel! Wir sind im ersten Stock in der Kammer", rief Ibrahim mit seiner rauen Stimme. Die Jungs nickten und stiegen dann in ein schwarzen Wagen und fuhren, nein rasten davon.

Puuuh. Das war knapp. Ich dachte schon er springt allen ernstes aus dem Fenster. Erleichtert drehte ich meinen Kopf in seine Richtung und merkte wie er mich ansah.

Seine wunderschönen Augen wurden durch die strahlende Sonne heller. Sein Blick war wieder so vertraut. Ob ich ihn wegen seiner schlechten Laune fragen sollte und aufmerksam machen sollte wusste ich nicht. Vielleicht wär er dann wieder schlecht gelaunt.

Erst jetzt merkte ich, das meine Hand um seinen Arm noch umschlugen ist. Vobei meine Hand seinen Arm nicht ganz umfasste. Meine Hand war winzig klein im Vergleich zu dem Umfang seines Oberarmes.

In diesem Moment machte sich der Schwindel wieder erkennbar und für einen Moment verlor ich mein Gleichgewicht. Zum Glück gab mir Ibrahim's Arm Halt.

Ich stieg von der Liege ab und Ibrahim tat mir gleich und wir setzten uns drauf. Er saß ganz nah neben mir, sodass ich seinen atemberaubenden Duft roch und seinen Atem hörte. Mir wurde urplötzlich heiß und ich fasste meine Stirn an. Sie glüht ja richtig.

Ibrahim hatte seine Ellebogen an seinen Knien abgestützt und seinen Oberkörper vor gelehnt. Er sah nachdenklich aus. Sollte ich ihn nun fragen?

,,Ibrahim... Was ist los?", fragte ich ihn. Er seufzte laut auf.

,,Ah, meine Schwester ist irgendwie komisch in letzter Zeit." Ja das war sie. Warum sie so zickig letztens war, wusste ich immer noch nicht.

,,Was hat sie--" Ich brach ab weil mir immer schwindliger wurde. Ich fasste mit meinen beiden Händen an meinen Kopf und schloss meine Augen fest zu.

So schlimm fühlte ich mich noch nie. Ich habe zwar öfters Hitzeschwankungen und Schwindelanfälle, aber was wirklich ist, weiß ich nicht. Aber woher denn auch, ich hatte immerhin keine Medizin studiert. Ich muss mal wieder den Arzt einen Besuch abstatten, um mich zu vergewissern, das mit mir alles in Ordnung ist.

Plötzlich spürte ich eine Hand, Ibrahim's, um meinen Kopf und vorsichtig legte er ihn auf seine Oberschenkel. Meine Beine hob ich vom Boden und winkelte sie auf die Liege an. Meine Augen sahen hoch zur weißen Decke. Ibrahim's Atem prallte auf meinem Gesicht ab und aus einer unerklärlichen Weise beruhigte es mich.

Plötzlich klopfte es wild gegen die Tür.

,,Eyy wir sind's!", informierte uns der Freund von Ibrahim. ,,Ihr könnt hier nur mit dem Schlüssel rein. Schnappt ihn euch von dem Hausmeister oder sonst wem, hauptsache euch bemerkt niemand.", befiehl ihnen Ibrahim und sie bejahten.

Er strich mit seinem Handrücken über meine Schläfe. ,,Ne brini se(Mach dir keine Sorgen), die kommen gleich und dann geht's dir wieder besser und kannst mich wieder nerven." Ich lächelte ihn ehrlich an. Was erleb ich mit diesem Jungen denn noch?

Er entzog wieder seine Hand und schaute nur zur Tür. Mir wurden immer schlechter und schlechter. Alles drehte sich um mich und ich schloss mehrmals meine Augen, in der Hoffnung das alles wieder normal wird. Meine Augen wurden immer schwerer und schw---

Ich öffnete meine Augen und blinzelte mehrmals, um mich an das Licht zu gewönnen. Ich lag auf einem Bett und neben mir saß Ibrahim. Die Jungs saßen auf seine Couch und spielten Playstation  Als Ibrahim merkte dass ich wach war, machte er die anderen darauf aufmerksam, die sich dann ums Bett stellten. Dies empfand ich mehr als unangenehm. Ich fühlte mich so müde wie noch nie. Ob das die Tabletten sind oder ob sie mir was falsches gegeben haben?

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Ich würde mich über ehrliche Meinungen sehr freuen<3

Die nächsten Tage werde ich das 1. Kapitel meiner 2. Geschichte veröffentlichen:)<3

Adisa's WegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt