Mein Kopf drehte sich zu der Küche, wo es schon stand. Es lächelte mich schon an und rief mich zu sich, wie konnte ich da wiederstehen?
Grinsend ging ich in die Küche und schaute es an. Ich weiß, dass ich es morgen schom bereuen werde, das gemacht zu haben, aber ich wollte es jetzt. Sofort.
Ich wollte diesen Schmerz spüren. Ich wollte mich bestrafen, für das, dasa ich meine Familie unglücklich mache. Für das, dass ich ein Problemkind bin. Einfach für alles.
So krempelte ich meinen Ärmel hoch. Auf meinem Unterarm sah ich noch Kratzer, von neulich. Die Kratzer sahen harmlos aus. Ich wollte mehr. Oder vielleicht genug?
Ich tat das Messer auf meine Pulsader und dachte nach. Sollte und wollte ich alles aufgeben? Ergab das Ganze überhaupt noch einen Sinn? Ich könnte jetzt den ganzen Sorgen und Problemen ein Ende setzten, dann wären alle erlöst. Alle wären erlöst von mir, der Last.
Aber was wenn ich scheitere? Wenn ich dann doch noch am Leben bin? Wie verkrafte ich es? Wie verkrafte ich Alijas schlimmere Wörter? Wenn er mir an den Kopf wirft, das ich zu dumm zum Umbringen bin. Wenn ich nichtmal das zu Stande bringen konnte.
Ich hielt das Messer nun etwas unter meiner Pulsader und schloss meine Augen. Ohne noch mehr Gedanken verloren zu haben, ging ich mit dem Messer schnell von oben nach unten.
Als ich brennenden, schlimmen Schmerz spürte, verzog ich zwar mein Gesicht, doch war froh. Froh darüber, mir selbst Schmerz zuzufügen.
Ich öffnete meine Augen und sah fließendes Blut. Zu Beginn weniger, doch mit den Sekunden wurde es immer stärker und stärker.
Plötzlich kam mein Verstand zu Wort. Bin ich eigentlich völlig bescheuert? Von allen guten Geistern verlassen worden? Was ist bloß los mit mir?
Wenige Bluttropfen tropften auf den Boden, da eilte ich schon zur Schublade. Den blutenden Arm hielt ich angewinkelt, während ich mit der anderen Hand hysterisch die Küchenschublade durchwühlte. Als ich einen Lappen fand, befestigte ich diesen um die Verletzung, so gut wie möglich.
Scheiße man, was hab ich mir dabei bloß gedacht? Es tut höllisch weh. Wie dumm muss ich sein? Diese Dummheit gehört verboten. Wie kommt man auf die bescheurte Idee, sich selbst zu bestrafen? WIE?!
Sollte ich jetzt lieber dem Arzt einen späten Besuch abstatten? Immerhin blutet es stärker als ich es gedacht hatte. Ich würde ja Samir fragen, aber der war so müde heute. Trotzdem beschloss ich nachzugucken, ob mein Bruder schon schläft. Wenn dies der Fall sein würde, dann müsste ich mit einen neuen Plan überlegen.
In seinem Zimmer angekommen, war alles dunkel. Samir lag in seinem Bett und war schon in seiner Traumwelt gegangen. Toll, was mach ich jetzt? Ich wollte gerade auf Absatz kehrt machen, als etwas aufleuchtete. Samir's Handy. Kein Ton erklang, da sein Handy vermutlich auf stumm geschaltet worden ist.
Ich näherte mich dem Handy und auf dem Display stand ,,Anonym". Ohne lange nachzudenken, nahm ich das Handy in die Hand und schlich aus dem Zimmer.
,,E Samire, ich hab dein Shirt noch. Soll ich's mit nach Bosnien nehmen oder soll ich's dir nach Hause bringen?" Diese Stimme. Diese raue männliche Stimme. Sie kam mir zu bekannt vor, doch ich war mir nicht sicher. ,,Samire, bist du noch dran?"
,,Ibrahim.", sagte ich leise, doch verständlich. Sollte ich ihn um Hilfe bitten? Oder sollte ich das lieber sein lassen?
,,Elefama?"
,,Kannst du mich bitte schnell zum Arzt fahren?" Mir war das nun egal wer es war. Ich muss jetzt zum Arzt. Dringend.
Als er auflegte, war mir nicht klar, ob er nun kommen würde, oder nicht. Warum konnte er die Frage ncht einfach mit einem Ja oder Nein beantworten? War das zu viel verlangt? Ich ärgerte mich, dass ich ausgerechnet Ibrahim um Hilfe gebeten habe. Konnte ich niemanden anders fragen? Konnte ich nicht einfach da sitzen und zugucken wie ich verblute? Denn das wär mir viel lieber. Warum war ich bloß so dämlich?
Ich geh jetzt einfach zu Fuß oder hole mir ein Taxi. Ein Krankenwagen käme nicht in Frage, da dann meine ganze Familie aufmerksam geworden wäre und das war das Letzte was ich wollte.
Also nahm ich mir den Hausschlüssel und schlich mich leise hinaus. Ich hörte wie ein Wahnsinniger im Auto rasend in diese Straße bog. Welcher Idiot fährt bitte in dieser ruhigen Gegend mit hoher Geschwindigkeit? Plötzlich bremste das Auto vor mir und ich war geschockt.
Mir wurde klar welcher Idiot so schnell fuhr. Ibrahim. Er ist doch noch gekommen. Er stieg aus dem Wagen und schaute mich an. Ibrahim hatte eine graue Jogginghose und ein schwarzes schlichtes T-Shirt an, welches seinen Oberkörper betonte.
,,Hajde, šta čekaš? Upadaj.
(Na los, was wartest du? Steig ein.)"
Immernoch verwirrt über sein Erscheinen stieg ich ein und er ebenfalls. Als er losfuhr, wurde ich gegen den Sitz gedrück, da er ziemlich schnell fuhr.
In der ganzen kurzen Fahrt hatte er mich nicht mit Fragen bombardiert, sondern sich stets auf den Verkehr konzentriert.
Ich wurde plötzlich nach vorne geschleudert, da Ibrahim sehr stark gebremst hatte. Dank des angelegten Gurtes hatte ich mich niergends abgehauen.
,,Sagen Sie mir, Frau Salihović, wie haben Sie sich letztendlich verletzt?", fragte mich der Arzt und ich schaute zu meiner inzwischen mit Pflaster zugeklenten Wunde.
,,Ich habe mich aus Versehen geschnitten." Es war ja wohl eindeutig klar, das ich nicht mit der Wahrheit ankommen würde. Sonst würden sie mich zu einem Psychologen oder sonst wem schicken.
,,Aus Versehen also?" Der Arzt, Herr Czukowski, beäugte mich unglaubwürdig und hob dabei eine Braue.
,,Genau, aus Versehen." Ich schielte zu Ibrahim, der neben mir saß und mich ebenfalls unglaubwürdig anguckte.
,,Waren Sie denn dabei, Herr Besik?"
,,Es heißt Bešić.", verbesserte dieser den Arzt und fuhr dann fort: ,,Aber nein, nein ich war nicht dabei."
,,Ach so, tut mir leid. Nun gut, Frau Salihović." Er machte eine kurze Pause,nachdem er meinen Nachnamen vorsichtig und zögerlich ausgesprochen hatte.
,,Wird das so richtig ausgesprochen?" Ich bejahte mit einem Nicken. ,,Also Frau Salihović, wenn Sie der Meinung sind, dass Sie sich nicht absichtlich verletzt haben, dann muss ich Ihnen wohl Glauben schenken." Puh, zum Glück. ,,Aber wenn was sein sollte, holen Sie sich professionelle Hilfe. Ja?"
Ich nickte bloß erneut und stand auf, Ibrahim und Herr Czukowski taten mir gleich. Nachdem Hände geschüttelt wurden, verließen wir die Arztpraxis, die immer offen hatte, für Notfälle, und gingen zielstrebig zum Auto.
,,Danke.", sagte ich als wir uns beide angegurtet hatten und Ibrahim losfuhr. Er schaute kurz zu mir rüber: ,,Kein Problem, Elefama."
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Da war's doch nicht Alija und auch nicht Sudzuk:D sondern das Messer:/
Was hält ihr eig. von Ritzen, Selbstverletzten, Adisas Benehmen, Gedanken usw.?
Irgendwie hab ich lauter Fußballspieler Nachnamen:D Bešić (omg liebe den Kerl) Salihović, find den Namen einfach zu schön:D
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Adisa's Weg
RomanceIn dieser Geschichte handelt es sich um ein Mädchen, mit einem Problem; ihre depressiven Gedanken, die sie bis jetzt unterdrücken konnte, tauchen wieder auf. Doch wird sie alles stehen und liegen lassen, um einen Neuanfang zu starten? Auch wenn sie...