Sicherheitshalber holte ich mein Handy aus meiner Jackentasche und schaltete den blitz ein, um mich zu vergewissern das es Orkun ist. Doch das Schicksal meint es heute echt nicht gut mit mir, denn vor mir stand nicht Orkun sondern ein wildfremder Junge. Ich schaute in seine schönen, braunen Augen und vertiefte mich darin. Sie fesselten mich in einen Bann und ließen nicht zu, meinen Blick von ihnen zu nehmen. Sosehr ich es wollte, es ging einfach nicht.
„Das blendet, kannst du das mal weg packen?“, sagte der Junge mit genervter rauer Stimme und hielt sich die Hand vor die Augen. „Oh, tut mir leid.“, kam ich zu mir und schaltete den Blitz aus. Man Adisa, wo ist denn bitte dein Kopf? Du kommst vielleicht nicht mehr nach Hause, aber Hauptsache du starrst wildfremde Leute an. Der Fremde nahm seine Hand wieder runter und fragte mich: „Passt schon. Hast du vielleicht eine Klasse gesehen? Ich hab meine nämlich verloren..“ Er kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. „Vorhin stand eine am Fluss, aber dort ist niemand mehr.“, berichtete ich ihm. „Fuck. Und was machst du hier?“ „Das gleiche wie du“, fing ich an und lächelte dabei, „meine Klasse suchen.“ „Dann lass zusammen suchen. Gehen wir als erstes zu der Kasse, ganz am Anfang.“
Ich ging vor raus und er mir hinterher. Ich möchte gar nicht wissen, wie ich jetzt aussehe, bestimmt ist mein ganzes Makeup verschmiert, aber ich habe gerade wichtigere Sorgen. Uff ich hoffe ich komme wieder heil zurück. Aber wen würde es eigentlich interessieren, wenn ich nie wieder zurück komme? Eigentlich wär es doch besser für alle, mich los zu haben.
Auf dem Weg zurück unterhielten wir uns. „Warum warst du eigentlich alleine?“, frage er mich. „Meine Freundin, mit der ich am Anfang saß, ist zu ihrem Jungen gegangen.“ „Was ein Zufall, bei mir war es genauso. Ist deine Freundin zufälligerweise Sara?“ „Ja, das ist sie“ „ Ah, dieser ganze unnötiger Liebeskram mit ihr und Ermin.“ „Stimmt, aus welchem Land kommst du?“ „Bosnien und du?“ „Ich auch, was ein Zufall“
Mit einem durchgehenden Lachen gingen wir den restlichen Weg zu Ende und da sah ich schon meine ungeduldige Klasse an der Kasse warten. Von dem Jungen die Klasse war auch da. Als die uns bemerkten stürmte Sara auf mich zu. „Wo warst du ljubavi? Ich dachte du gehst zu Beyza“, klang sie fürsorglich. „Schon wieder kommt das Prinzesschen zu spät, doch siehe da! Tra la la! Diesmal mit ihrem Prinzen. Herr Gott nochmal, können wir endlich gehen?!“ Seine Stimme klang sauer beim letzten Satz.
Ich schaute nach links, zu dem Jungen und wir verdrückten unser Lachen. Der Lehrer ist doch nicht normal, der schiebt hier Panik als ob die Welt davon unter geht. Die beiden Klassen gingen los, der Junge ging zurück zu seinen Freunden und ich blieb regungslos auf der Stelle stehen. Orkun kam wütend zu mir rüber. „Kiz (Mädchen), wo warst du?“, fing er an, mich auszufragen. „War grad shoppen in L.A und New York…“, antwortete ich ihm sarkastisch und genervt . „KIZIM WILLST DU MICH VERARSCHEN?!“, schrie er mich ohne Grund an. Der hat kein Recht mich anzuschreien. Was denkt er eigentlich wer er ist um mich so zu behandeln.
„Ah weißte was, dir muss ich gar nichts beantworten.“ Ich ging von ihm Weg, in die Richtung zur Bahn. Plötzlich umfasste eine grobe Hand meinen Oberarm und ich schrie auf. „MÄDCHEN MAN BEANTWORTE MEINE FRAGE“ Augenblicklich drehten sich Ermin und sein Freund um und schauten zu uns. Ich konzentrierte mich wieder auf meine Lage und zog mein Arm zurück. Seine Augen glühten und er hob seine Hand. Wollte er mir etwa eine Ohrfeige verpassen? "Dir sag ich ganz bestimmt nichts“, sagte ich ihm während ich angepisst an der Bande von Jungs vorbei ging.
Ich packte mein Handy und meine Kopfhörer aus meiner Tasche und hörte Musik, in der Hoffnung dass sie meine Laune bessern. Als mich ein Finger an meiner rechten Schulter antippte, drehte ich mich langsam um. Meine zwei besorgten Freundinnen standen vor mir. „Könnt ihr mich bitte alleine lassen?“, fragte ich ruhig. „Tamam canim (Okay, Schatz), aber wenn du reden willst komm zu uns okay?“, sagte Beyza. Ich nickte und ging wieder alleine weiter.
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Adisa's Weg
RomanceIn dieser Geschichte handelt es sich um ein Mädchen, mit einem Problem; ihre depressiven Gedanken, die sie bis jetzt unterdrücken konnte, tauchen wieder auf. Doch wird sie alles stehen und liegen lassen, um einen Neuanfang zu starten? Auch wenn sie...