37 - Ab nach Bosnien

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Wir waren gerade vor unserem Haus und platzierten unser Gepäck in den Kofferraum, als die Haustür geöffnet wurde und Babo, Mama und kurz danach auch Amidza, Almina und Strina heraustraten.

Nach etlichen Küssen und langen Umarmungen waren wir nun endlich abfahrbereit. ,,Pamet u glavu (Verstand in den Kopf)", sagte Babo uns noch ein letztes Mal ehe wir ins Auto hineinstiegen. Samir und Ibrahim vorne, während ich es mir auf den hinteren Plätzen bequem machte, indem ich mir meine Schuhe auszog und mich breit machte.

Aus meiner Tasche kramte ich eine CD heraus und übergab diese Samir, da Ibrahim beschäftigt damit war, das Auto zu lenken. Mein Bruder steckte die CD in den Player hinein und ich fing sofort an laut mitzusingen.

,,Ich muss schon zugeben, die CD ist echt gut. Du hast Geschmack.", gestand mir Ibrahim und guckte in den Rückspiegel. Ich lächelte ihn nur an, da ich mit dem Singen beschäftigt war.

„Oh Gott, dreh die Musik lauter auf und redet jetzt beide nicht, das ist mein Song!" Meine Stimme klang so aufgeregt, als ob ich den Song nicht schon Tausen Mal gesungen habe. Ibrahim lachte und drehte dann die Musik lauter auf. Nicht nur ich fing an zu singen, sondern auch er selbst. Samir hingegen mochte es noch nie zu singen.

Nach einer halben Stunde wurde die Musik leiser gedreht. Ich lehnte mich sofort nach vorne: „Hey, warum hast du die Musik leiser gestellt?"

„Weil ich dich fragen wollte, ob wir Plätze tauschen könnten. Ich krieg hier vorne Kopfschmerzen.", erklärte mir Samir. Ich soll neben Ibrahim sitzen?

,,Doch nicht etwa von mir, oder?", grinste Ibrahim und fuhr zur nächsten Raststätte, wo wir anhielten. Samir stieg aus dem Auto und öffnete meine Tür. ,,Komm, steig aus."

,,Hab kein Bock meine Schuhe wieder anzuziehen-", fing ich an, doch wurde von Ibrahim unterbrochen: ,,Ah, jetzt weiß ich was hier stinkt. Und ich hab' mich schon gewundert." Er drehte sich zu uns um, die Nase hielt er sich zu und wir alle fingen an, zu lachen.

,,Blödmann.", sagte ich und schlug ihm auf die Schulter. ,,Ich steig nicht aus, ich kletter einfach nach vorne.", vollendete ich meinen vorhin angefangenen Satz und setzte dies in die Tat um.

,,Majmune jedan (Sowas wie: Du Affe.", nannte mich unser liebes Arschloch und lachte.

,,Mach mal das Fenster zu, ich krieg Kopfschmerzen von dem Geräusch wenn wir schnell fahren und das Fenster geöffnet ist.", befiehl ich Ibrahim als er sein Fenster bisschen runter ließ.

,,Nein, mir ist aber voll heiß."

,,Dann zieh dich doch aus."

Plötzlich fing er an zu grinsen. Oh mein Gott, er hat das jetzt bestimmt falsch verstanden. ,,Du willst  also das ich mich ausziehe?" Jap, er hat das definitiv falsch verstanden. Ich schaute zu ihm rüber und er machte kurz einen Pädophiler-Blick.

Augenblicklich fing ich an zu lachen und Ibrahim stieg sofort mit ein.

,,Samir, hörst du eigentlich was deine Schwester von mir verlangt?", fragte er ihn zwischen seinem Lachen, doch es kam keine Antwort, was besser so war.

Ich drehte mich trotzdem um, um zu schauen, was mit Samir los ist. Da entdeckte ich ihn schlafend und musste lächeln. Schlafende Leute sehen irgendwie harmloser aus, als wenn sie wach sind. Oder kommt das mir bloß so vor?

,,Aj le le le le le. Sta ako se ti...

(Was wenn du..), fing ich an den ersten Satz des Liedes zu singen.

,,u mene zaljubis ko svi

(dich in mich verliebst, wie alle)", sang Ibrahim weiter. Wir grinsten uns an und fingen an uns zum Rhythmus, obwohl wir beide saßen, zu bewegen und klatschten.

,,Dobar dan (Guten Tag.)", wünschte uns der Polizist an der bosnischen Grenze.

 ,,Dobar dan.", wünschte ihm auch Ibrahim. ,,Evo, izvolite. (Hier, bitte sehr.)" Er übergab dem Polizisten unsere drei Passporte, die der Polizist lächelnd annahm und sich ansah.

„Jel to vaša zaručnica ?

(Ist das Ihre Verlobte?)", fragte der Polizist an Ibrahim gewandt und grinste. Mein schon eröteter Kopf schoss augenblicklich zu Ibrahim, der mich auch ansah.

,,Nisam! (Bin ich nicht.)"

,,Nije (Ist sie nicht.)", kam es von uns beiden wie aus einem Mund. Plötzlich fing der Polizist an zulachen. Was war denn daran bitte lustig? Kann er uns nicht einfach weiterfahren lassen? Er hält uns doch nur unnötig auf.  Und was interessiert es ihn eigentlich, was ich Ibrahim bin? Wobei, was bin ich wirklich für ihn? Wir sind keine Verwandte, geschweige denn ein Paar. Oder sind wir etwa Freunde?

,,Sretan put (Gute Fahrt)", wünschte uns der Polizist und wir fuhren weiter. Da bekam ich wie üblich die Nachricht wie teuer es ist, wenn ich von Bosnien aus jemanden anrufe.

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❤❤Ramadan Kareem an alle Geschwister im Islam❤❤

Adisa's WegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt