33. Snuffles

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„Fred, ich habe ihn gesehen. Wir müssen los, er ist im 5. Stock. Wir dürfen keine Zeit verlieren", verkündete George und stürmte zur Tür. Fred rannte hinterher, nur Jojo und ich blieben wie angewachsen stehen und zuckten gleichgültig mit den Achseln. „Ich habe immer noch keine Ahnung, wovon sie sprechen", stellte ich müde fest. „Ich auch nicht, ich hoffe, er will zu einem Bett. Mir fallen die Augen zu", stimmte meine beste Freundin mir zu. Doch die Zwillinge ließen nicht locker und schoben uns aus der Tür. „Schnell jetzt, ich hoffe, ihr habt die Laufschuhe an", witzelte George und trappelte wie vom Blitzgetroffen auf der Stelle. Er war vielleicht komplett dämlich aber er war auch mindestens genauso witzig und niedlich.

Gemeinsam rannten wir bis in den besagten 5. Stock der Schule. Nur mit Mühe und Not schafften Jojo und ich es, mit den großen Jungs Schritt zu halten. Doch dann blieben sie wie angewurzelt stehen und wir krachten voll in sie rein. Jojo nutze die Gunst der Stunde und blieb einfach mal regungslos auf dem Boden liegen. Ich hingegen wollte mich gerade lautstark über ihre Blödheit beschweren, doch ich konnte nicht. George presste seine Hand auf meinen Mund und lenkte meinen Blick den Gang hinunter. Was ich dort sah, verschlug mir die Sprache. Es war mehr, als ich mir je erträumt hatte.

Ein großer schwarzer Hund saß brav auf dem Boden und leckte sich über seine Pfote. Dann schaute er entspannt hoch zu uns, verharrte für einen Moment mit seinem ruhigen Blick auf uns, bis etwas noch überraschenderes geschah. Er verwandelte sich. Eine große Staubwolke wirbelte auf, als der Hund verschwand. Zum Vorschein kam niemand anderes, als Sirius Black. Ich hatte seine Verbrecherfotos im Tagespropheten gesehen und alte Fotos von ihm und seinem Bruder in einer verstecken Schublade in dem Haus in dem ich aufwuchs. Er war älter geworden, doch ich erkannte ihn sofort. „Wir glauben er ist gar nicht so wie alle sagen", flüsterte Fred. „Das denke ich auch", sagte ich und ging einige Schritte nach vorne und wollte mit Sirius sprechen. Doch plötzlichen hielten die Zwillinge mich doch fest. „Alles gut, Jungs. Ich schaff das."

Nur widerwilligen ließen sie mich los und tauschten einen besorgten Blick. Mein Herz rutschte mir bis in die Hose, als ich Sirus näher kam. Er lehnte entspannt gegen die Steinwand in seinem Rücken und man sah an seinen verträumten Augen, wie er in Erinnerungen an Hogwarts schwelgte.

„Sirius?", flüsterte ich nervös und unsicher was ich überhaupt in solch einer Situation sagen könnte. Er erwachte wie aus einer Trance, doch erschreckte sich nicht.

„Gute Nacht, Mar", begrüßte er mich. Seine Stimme war schöner, als ich sie mir je ausmalen hätte können. „Wieso überrascht es mich nicht, dich nachts auf den Gängen anzutreffen? Das kannst du nur von Remus haben." Sanft lachte er, während meine Augen über seine Tätowierungen glitten. Ich war sicher, dass er seine Gefangennummer aus Askaban nicht freiwillig hatte, doch der Rest war wunderschön. Vor Bewunderung vergaß ich glatt zu antworten. Doch es gab offenbar so viel mehr was er mir sagen wollte.

„Du siehst aus wie dein Vater", merkte er mit einem kleinen Zwinkern an, von dem ich ganz genau wusste, was es zu bedeuten hatte. Vielleicht hatte ihm niemand gesagt, dass ich eine Meerjungfrau war, doch er wusste es trotzdem. Ich sah es in seinen Augen. Er wusste mit nur einem Blick mehr über mich, als ich einer anderen Menschenseele jemals erzählt hatte. Für einen Moment schauten wir einander nur an. Seine Augen waren rein und klar, ich sah seine Unschuld und ich sah pure Liebe.

„Zwei lebende Blacks auf einem Fleck, ich glaub es ja nicht.", erklang Jonnas Stimme plötzlich hinter mir. Offenbar waren alle meine drei Begleiter näher an die Szenerie getreten, als sie sicher waren, dass der gesuchte Massenmörder wohl doch gar nicht so gefährlich war, wie alle Welt behauptete. „Das ist meine beste Freundin, Jonna Lufkin, Ravenclaw." Elegant nickte Black ihr zu, „Es freut mich."

Überrascht verbeugte Jojo sich ein kleines Stück, „Die Freude ist ganz meinerseits."

So gnädig und freundlich er auch zu Jojo war, umso strenger warf er einen Blick auf die beide Jungs in meinem Rücken, „Und wer seid ihr?" In der Dunkelheit musterte er Fred und George genaustens von oben bis unten. „Fred" – „und George Weasley", antworten sie möglichst sicher und ich stellte fest, dass es das erste Mal war, dass die Beiden sich vernünftig vorgestellt hatten, ohne Verwirrung zu stiften. „Das sind meine Freunde", erklärte ich Sirius, wieso sie bei mir waren. „Deine Freunde?", fragte Sirius mit schriller Stimme. „Du bist viel zu jung dafür und u- und d- du kannst doch nicht...zwei...", er wurde regelrecht panisch und fuchtelte wild durch die Luft, als würde er sie zerschneiden wollen.

„Nein, nein, wir sind nur befreundet , Sirius. Nicht das was du denkst." Er sah freilich etwas erleichtert aus, doch ich war nicht sicher, ob er mir so wirklich glaubte. Schnell versuchte ich das Thema zu wechseln, „Sirius? Ich lebe in dein Haus, danke, dass ich dort groß werden durfte." Ich wurde etwas emotional, als ich mich aus tiefstem Herzen bei ihm bedankte. Er konnte zwar nie bei mir sein und dennoch hatte er mir das wertvollste der Welt geschenkt, ein Zuhause.

„Es ist deins, Mar. Alles was meins ist, ist auch deins. Ich hätte nie geglaubt, dass ich einmal dein schönes Gesicht sehen darf. Das ist das größte Geschenk. " Bei seinen Worten zersprang mein Herz. Eben noch war er ein Fremder gewesen, von dem ich nur gelesen und gehört hatte. Doch es hatte keine fünf Minuten gedauert und er hatte sich einen Platz in meinem Herz gesichert, als wäre er schon immer meine Familie gewesen."

„Waren Remus und du gute Freunde?", fragte ich, doch niemand hörte mir mehr zu. Alle drehten sich um, denn aus der Ferne ertönten erneut Schritte. George klappte zügig die Karte auf, „Flitwick. Wir müssen weg."

„Ey Jungs, das ist meine Karte", sagte er zu Fred und George die sofort versteinerten. „Passt gut auf sie auf. Und damit meine ich Mar und die Karte", mit erhobenen Finger verstärkte er seine Äußerung. Schnell wandte sich Sirius mir zu, „Gib acht auf dich und Harry." Verwundert schaute ich ihn an, „Harry? Wieso Harry?", fragte ich mich insgeheim. Ich hatte keine Zeit mehr zu fragen, Jojo zog mich bereits mit sich, doch es war egal. Ich würde tun, was er sagte. „Eines Tages sehen wir uns wieder", flüsterte Black aufmunternd und setzte an zur Verwandlung, doch stoppte nochmal für einen winzigen Augenblick, „Ich mag die Jungs. Sie sind clever und gerissen, wenn sie die Karte haben und sogar benutzen können."

Erfolgreich gingen wir Flitwick aus dem Weg, was besonders Jojo freute. Wir brachten sie zuerst bis zum Gemeinschaftsraum der Ravenclaws, wo der Adler an Tür ganz offenbar Mitleid mit ihren müden Augen hatte und sie mit einem sehr einfachem Rätsel passieren ließ.

Danach brachten die Zwillinge mich in den Kerker. Die meiste Zeit über schwiegen wir nur, dabei wollte ich ihnen so viel sagen. „Danke, ihr seid die Bestens", platze es ohne Vorwarnung aus mir heraus, „Ihr habt mich einfach meiner Familie vorgestellt. Ich könnte nicht glücklicher sein."

„Gerne, Kleines", sagte Fred mit weicher Stimme und stieß mich beim Laufen an. „Wir dachten zwei Blacks sind besser als einer, Sweetheart", sagte George ebenso liebenswert. Doch Fred wirkte nicht gerade erfreut. „Jungs? Meint ihr, wir werden immer Freunde sein?", stellte ich die Frage, die mich die ganze Zeit quälte. Erst in dieser Nacht wurde mir bewusst, wie sehr Fred und George mein Leben doch bereicherten. Alleine die Vorstellung, ohne sie leben zu müssen, brannte in meiner Seele. Doch wie immer nahmen sie mir allen Schmerz der Welt, „Auf jeden Fall", sagte George und sein Bruder stimmte ihm voller Überzeugung zu, „Uns wirst du nicht los."

Leise schloss ich die Tür zu unserem Gemeinschaftsraum hinter mir. Das letzte was ich hörte war Freds schrille Stimme, „Bei Merlin, wie hast du sie gerade genannt?" 

Venom - Mar Black (Weasley twins FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt