31. Eyes like the devil

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Langsam machte ich mich auf den Weg in den Slytherin Gemeinschaftsraum, um dort den Rest des Abends, mit meinen beiden Lieblings-Slytherin-Jungs verbringen zu können. Doch wie immer machten die Gryffindors einem das Leben schwer. „Er ist im Schloss, wir müssen Hilfe holen", schallte Neville Longbottoms panische Stimme durchs gesamte Stiegenhaus.

Mit seinem angsterfüllte Unterton zog er die Aufmerksamkeit aller Schüler in der Nähe auf sich. Auch ich ließ es mir nicht nehmen und rannte mit der Menge wieder hinauf, bis ich vor dem Portrait der fetten Dame stehen blieb. Es hatte sich bereits eine größere Menge Schüler, überwiegend in Rot gekleidet, davor versammelt. „Komm, lasst uns McGonagall holen", sagte Hermine und schenkte mir einen besorgten Blick, bevor sie mit Harry und Ron abzog, um ihre Hauslehrerin zu suchen. Erst dann fiel mir auf, dass die fette Dame gar nicht mehr in ihrem goldenen Bilderrahmen saß. Stattdessen prangten große Kratzspuren auf dem Bild, welche den Stoff durchtrennt hatten. Die fette Dame fanden wir eingeschüchtert in einem benachbarten Bild wieder, wo sie sich hinter einem ebenso fetten und offensichtlich genervten Nashorn zusammen kauerte.

„Augen wie der Teufel hatte er", seufzte sie theatralisch als der Schulleiter und einige andere Lehrer dazu gekommen waren. „Er ist hier, in dieser Schule. SIRIUS BLACK!"

Ein erneutes Raunen ging durch die Menge und Professor Dumbledore trat näher zu ihr heran, um weitere Informationen von der Dame hinter dem Nashorn zu bekommen.

Alle wollten näher und ebenfalls hören, was Dumbledore und die Dame besprachen, wodurch eine ziemliche Drängelei entstand. Eigentlich wollte ich gehen, doch ich kam nicht aus der Menschenmenge raus und wurde fast zerquetscht. Panik stieg in mir auf, doch ich wurde unerwartet gerettet. Zwei große Gryffindors hatten sich zu mir durchgeschlagen und geschwind rechts und links neben mir aufgestellt. Es war ihnen ein Leichtes, die anderen Schüler wegzudrängen und mir somit etwas mehr Platz zwischen sich zu verschaffen. „Danke, Weasleys", sagte ich erleichtert und schaute zu ihnen hoch. Fred grinste mich fröhlich an, „Endlich ist hier mal was los aber deswegen musst du dich doch nicht zerquetschen lassen, Kleines."

„Stell dir vor, Fred, das war wieder keine Absicht. Ich bin anscheinend so klein, dass man mich übersieht." Überrascht drehte ich mich um, als auch George sprach, „Würde mir nie passieren", witzelte er und spielte ganz offensichtlich auf das Frühstücksdesaster an, als er mich Minuten lang nicht bemerkt hatte. Ich fand es zwar witzig aber gleichzeitig stimmte es mich auch wieder etwas traurig. Mein Gesichtsausdruck muss seltsam ausgehen haben, doch George schaute mich ganz friedlich an. Es war, als wären wir drei in einer ruhigen Blase, während um uns herum das Chaos tobte. „Es tut mir leid", seine Stimme war ruhig und gefasst. Es klang wie die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. „Ich war ein Idiot. Bitte verzeih mir." Kaum hatte er die Wörter ausgesprochen, hatte ich ihm auch schon verziehen, nur leider konnte ich es ihm nicht mehr sagen, da ein dicklicher Hufflepuff seitlich gegen mich fiel. George zog mich im letzten Moment weg, so dass ich nicht unter ihm begraben auf dem Steinboden liegen würde. Fred, mit dem ich eine Sekunde zuvor noch Rücken an Rücken gestanden hatte, unterbrach abrupt seine Unterhaltung mit Lee Jordan. Fred und George schauten einander wütend an. Mit einem kaum sichtbaren Zucken seinem Kopfes, gab George seinem Bruder zu verstehen, was zu tun sein.

George ging leicht in die Hocke, griff nach meiner Hüfte und trug mich federleicht aus der Menschenmenge. Etwas verwundert schaute ich Fred hinterher, als ich weg getragen wurde. Der zurückgebliebene Weasley zog den Hufflepuff an seinem Hemd wieder auf die Füße, um sich diesen ordentlich zur Brust zu nehmen. „Berühre sie noch einmal und du wirst dir wünschen, nie geboren zu sein.", Fred hatte vermutlich nicht gewollt, dass ich ihn höre, doch meine Ohren als Halb-Meerjungfrau waren nun mal etwas besser, als er wusste.

George trug mich einige Treppen hinab. „Danke, George", sagte ich und zuppelte meinen Umhang wieder zurecht. „Ich werde dann los", verabschiedete ich mich und wollte gehen. „Warte, Mar", bat er mich, „Ich wollte noch mit dir reden." Wortlos nahm ich ihn am Handgelenk mit mir und zog ihn in einen menschenleeren Gang. Auf einem großen Fensterbrett saßen wir uns gegenüber, als er anfing zu sprechen.

„Ich wollte nur, dass du weißt, dass es mir wirklich leid tut. Ich habe dich nur übersehen, weil Lee diese blöde Diskussion mit mir geführt hat. Danke übrigens nochmal für den Tipp mit dem Flugzauber, der ist genial, funktioniert einwandfrei. Außerdem tut es mir leid, dass ich dich wegscheuchen wollte. Ich war nur so überrascht und wollte nicht, dass du Schwierigkeiten bekommst, mehr nicht. Ich freue mich immer, wenn du in meiner Nähe bist und wir haben uns dieses Schuljahr bisher kaum gesehen."

Ich freute mich über seine netten Worte, doch er verstand offenbar das Problem nicht. „Danke, nochmal. Aber ich...", fing ich an, mich zu erklären, doch hielt es dann für eine schlechte Idee. Immerhin wusste ich nicht einmal selbst, warum ich wegen so einer blöden Kuh so traurig war. „Sag schon, kleine Schlange", sein zartes Lächeln ließ meine Willenskraft dahin schmelzen und ich überwand mich ihm die Wahrheit zusagen. Schließlich war es bis jetzt immer gut gegangen, wenn ich ihm die Wahrheit gesagt hatte. „Es war wegen Angelina. Ich weiß, ihr seid befreundet aber sie ist immer so gemein zu mir und trotzdem himmelst du sie an. Das verletzt mich."

George sah aus, als hätte er mit allem gerechnet, nur damit nicht. „Ich tue was?", fragte er zittrig. „Vergiss es, ich habe nichts gesagt.", ich winkte ab, als wäre nichts gewesen, dabei war mir das Herz so schwer wie nie zuvor. Es ergab keinen Sinn, dass ich so fühlte. War es Eifersucht? Dieses ekelige Gefühl in meinem Magen, wenn ich sie zusammen sah? Es war das vermutlich widerlichste Gefühl der Welt, nichts half dagegen und jedes Mal, wenn ich es fühlte, sehnte ich mich noch mehr nach Fred und George. Es machte alles nur noch schlimmer.

„Ich habe was?", fragte er erneut und rutschte ein kleines Stück näher an mich heran. „Ich habe sie noch nie angehimmelt. Ich habe gesehen, wie sie auf uns zu lief aber glaub mir, in meinen Gedanken war ich ganz woanders." Mit fragendem Blick schaute ich zu ihm hoch, in der Hoffnung, er würde mir von alleine erzählen, an was er gedacht hatte, doch nichts geschah. Ich gab mich mit dem Gedanken zufrieden, dass er wahrscheinlich einen ihrer unzähligen teuflischen Streiche durchgeplant hatte.

„ALLE SCHÜLER FINDEN SICH UMGEHEND IN IHREM GEMEINSCHAFTSRÄUMEN EIN", es war die Stimme von Professor McGonagall, die wie durch ein Megaphone jeden Winkel des Schlosses beschalte. „SIE WERDEN GEBETEN EIN PAAR SACHEN ZUSAMMENPACKEN. AUFGRUND EINER NOTSITUATION WERDEN ALLE SCHÜLER GEMEINSAM IN DER GROßEN HALLE ÜBERNACHTEN."

George und ich schauten uns nur an, und begannen nach einigen Sekunden intensiven Blickkontaktes an zu lachen. „Es ist eine Notsituation, Georgie. Das ist nicht lustig.", sagte ich vor Sarkasmus nur so triefend und stand auf. Auf dem Gesicht des Weasleys wuchs das Lächeln ins unermessliche, „Ich liebe es, wenn du mich so nennst. Doch wir haben noch eine Notsituation... Ich habe noch keinen Spitznamen für dich."

„Fred sagt immer Kleines zu mir", verkündete ich stolz. „Immer sagst du? Ich habe es eben zum ersten Mal gehört und bin fast vor Neid gestorben." George hielt sich theatralisch an der Wand neben ihm fest. „Dann überlege dir einen für mich. Ich sage dir dann, ob er genauso gut ist."

Ich hatte nie einen süßen Namen von einem Jungen bekommen und ich freute mich bis über beide Ohren, dass es ausgerechnet nun zwei große Weasleys waren, die mir diese Ehre erwiesen. Glücklich hüpfte ich schon fast bis in den Kerker. Ich muss ausgesehen haben wie Jojo, die auf dem Weg in die Bibliothek zu einem neuen Fantasieroman ist.

„Wo hast du gesteckt, Mar?", fragte Blaise panisch, umarmte mich kurz und drückte mir schon meine gepackte Tasche in die Hand. „Ich war am Eingang der Gryffindors, ich habe schon alles gehört. Aber wer hat meine Tasche gepackt?", fragte ich irritiert und kontrollierte den Inhalt. Wer auch immer dies getan hatte, kannte mich offenbar gut, denn alles was ich brauchte war da. „Ich wars, Cousinchen", Draco lief vorbei und nahm mich in den Arm. Leise flüsterte er in mein Ohr, „Jag mir nicht so einen Schreck ein, ich habe mir Sorgen um dich gemacht."

Wie die Entchen im Laufschritt führte uns unsere Entenmama Professor Snape hoch in die große Halle. Immer wieder zählte er uns durch. Man konnte über ihn sagen, was man wollte, doch wir Slytherins lagen ihm wirklich am Herzen. 

Venom - Mar Black (Weasley twins FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt