15. Reunion - 2. Schuljahr

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Ein lautes Pfeifen erfüllte den Bahnhof King's Cross am erstes Septembers des neuen Schuljahres. Ich war auch dieses Jahr wieder ziemlich aufgeregt, als es nach Hogwarts ging. Ein Jahr zuvor war es hingegen eine ganz andere Art von Nervosität gewesen. Damals wusste ich nicht, was mich erwarten würde. Ich hatte Angst, keine Freunde zu finden und wusste nicht, ob ich mich dort wohlfühlen würde, trotz der ganzen tollen Geschichten über Hogwarts, die ich gehört hatte. Am ersten September 1992 stand ich wieder mit gepackten Koffer am Gleiß und verabschiedet mich von dem einen bunten Haufen, den ich meine Familie nannte, um gleich danach den zweites bunten Haufen, den ich nun ebenfalls meine Familie nennen konnte, endlich wieder zu begrüßen.

Im Hogwartsexpress saß ich natürlich zusammen mit meinen Freunden aus Slytherin. Die Häuser-Unterteilung musste schließlich eingehalten werden. Doch insgeheim hielt ich die ganze Zeit Ausschau nach blonden Locken und einem blauen Umhang. Spätestens, wenn wir in Hogwarts ankommen würden, würde ich die Gänge nach meiner besten Freundin absuchen, bis ich sie wieder umarmen könnte.

Alle berichteten aufgeregt von ihren Ferien, nur Draco hörte still zu. In einem ruhigen Moment sprach ich leise zu ihm, „Geht's dir gut?". Zaghaft nickte er. „Irgendetwas bedrückt dich doch. Wir reden später, wenn wir alleine sind, ok?". Wieder nickte er nur, dieses Mal aber etwas erleichterter.

Nachdem wir der Häusereinteilung gespannt gelauscht hatten und Hogwarts mal wieder um einen Weasley reicher war, gab es das langersehnte Festmahl. Soweit das Auge reichte, nur Leckereien und echte Kalorienbomben.

Beim Nachtisch schmulte ich schon immer wieder rüber zum Ravenclaw-Tisch und fand sie auch schnell. Jonna schaute mich ebenfalls bereits an. Wie lange sie mich wohl schon beobachtet hatte? Mit ein paar kurzen Blicken und Handbewegungen verabredeten wir uns für nach dem Essen. Die Vertrauensschüler würden zwar die Erstklässler in ihre Häuser führen und uns wahrscheinlich vorbildlicher Weise auch gleich mit nehmen wollen, doch ich hatte erstmal einen wichtigeren Plan.

Ungeduldig wartete ich auf sie ein paar Gänge weiter, so dass wir in Ruhe quatschen könnten. Gerade als ich dachte, sie hätte mich doch vergessen, kam sie mit wippendem Haar auf mich zu gerannt. „Tut mir leid, dass ich so spät bin. Professor Flitwick hat mich aufgehalten." Kaum war sie neben mir zum Stehen gekommen, zog sie mich auch schon in eine feste Umarmung. Ohne mich loszulassen sprach sie, „Ich habe dich so vermisst, meine Mar." – „Ich dich auch, meine Jojo."

Ein oder zwei Stunden saßen wir auf einer großen Fensterbank. Mit Blick über die Ländereien von Hogwarts, um die sich Hagrid immer so gut kümmerte. Wir erzählten über unsere Ferien und schmiedeten eifrig Pläne, was wir in diesem Jahr zusammen machen wollten. Ganz oben auf der Liste stand natürlich gemeinsam Lesen in der Bibliothek, dicht gefolgt von einem nächtlichen Einbruch in die Küche, um einen Apfel-Crumble zu backen.

„Und Mar, ich wollte dich noch etwas fragen. Ich brauche dein Hilfe, denn ich würde dieses Jahr super gerne Quidditch spielen, genau wie du. Ich bin zwar bei weitem nicht so gut wie du aber ich glaube, es würde mir unheimlich Spaß machen. In zwei Wochen ist ja schon das Auswahl-Training. Könntest du bis dahin mit mir üben?"

Und natürlich sagte ich ja. Ich hätte ihr sowieso keinen Wunsch abschlagen können. Die Vorstellung, dass wir beide Quidditch spielen würden, war auf der einen Seite super cool, auf der anderen tat es weh, im Spiel unsere Freundschaft vergessen zu müssen und sie zur Not, eiskalt vom Besen zuwerfen. Doch so verrückt wie ich war, würde ich sie wahrscheinlich runter werfen und im nächsten Moment mit meinem Besen zu Boden stürzten, um sie kurz vor dem Aufprall aufzufangen.

Abends traf ich Draco im Gemeinschaftsraum vor dem Kamin an. Zusammen mit Blaise und Crabbe streichelte er sich seinen überfüllten Bauch. „Na Jungs, zu viel gegessen?"

Kurz stieß Blaise auf, „Black, ich schwöre dir, wenn du heute noch einmal über Essen sprichst, kotzte ich dir auf deine neuen Schuhe."

„Ist ja gut, ich lass euch in Ruhe verdauen aber morgen geh ich euch wieder auf die Nerven. Ich müsste mir auch nur ganz kurz den Eisprinzen ausborgen."

„Ey Crabbe, sie meint dich.", Zabini fand sich wohl heute wieder besonders lustig.

Draco und ich verkrümelten uns in sein Zimmer und ich bohrte nochmal nach, was ihn im Zug so bedrückt hatte. „Ich habe einfach das Gefühl, dass Flint mich nicht ins Team aufnehmen wird. Der macht mich doch eh überall schlecht, weil er Angst hat, dass er dann nicht mehr der oberste in unserem Haus ist. So ein hässlicher Affe..."

„Nana, Draco", unterbrach ich ihn, „Jetzt werden wir mal nicht ausfallend, das würde deinem Vater nicht gefallen. Flint ist vielleicht nicht der hellste aber er kann sich Talente nicht entgehen lassen und das weiß er. So sehr er dich auch hasst, Oliver Wood wird er immer mehr hassen und besiegen wollen. Die Gryffindors werden dieses Jahr wieder spielen dürfen und Marcus wird sich nicht erlauben, gegen sie zu verlieren. Ab jetzt steht ein straffes Trainingsprogramm an. In zwei Wochen ist das Auswahltraining und bis dahin verbringen wir jede freie Minute auf dem Besen."

„Aber" – „Nichts aber, Malfoy. Du und ich spielen bald zusammen und das bis wir diese Schule wieder verlassen. Wir machen sie platt, einverstanden?"

„Einverstanden, Black.", Draco verdrehte zwar die Augen, doch ich wusste, dass es genau das war, was er unbedingt wollte.

„Wir werden allerdings nicht alleine trainieren. Ich bring noch eine Freundin mit und du musst schwören, nett zu ihr zu sein." 

Venom - Mar Black (Weasley twins FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt