12. The bludgers

228 22 42
                                    

Eigentlich verlebten wir einen ganz normalen Morgen. Sowohl Schüler, als auch Lehrer saßen gemütlich beim Frühstück zusammen und bereiteten sich auf den Tag vor. Nach und nach leerten sich die Reihen etwas und besonders viele Lehrer verließen die Halle, was ich etwas merkwürdig fand. Wahrscheinlich mussten sie zu einer Besprechung oder bereiteten einfach schon ihren Unterricht vor. Nur Professor Flitwick und Professor Binns, ein Geist, blieben übrig, worüber ich mir jedoch nicht allzu viele Gedanken machte. Doch kurz darauf wurde mir bewusst, dass vermutlich jemand seine Finger im Spiel hatte, um möglichst wenig Lehreraugen auf dem nächsten Streich zu haben, der wohl eher ein eiskalter Angriff war.

Ich sah quer durch die Halle, wie die Weasley-Zwillinge etwas unter dem Gryffindor-Tisch hervorzogen. Es war eine dieser Kisten mit den Quidditch-Bällen, welche sie nun auf den Tisch stellten. Kurzerhand befreiten sie unter tosendem Applaus der roten Idioten die beiden Klatscher. Noch relativ gelangweilt beobachtete ich die beiden Bälle, wie sie durch die große Halle auf und ab sausten und dabei alles kurz und klein schlugen, was ihnen in den Weg kam. Soweit nicht ungewöhnlich, außer, dass sie vielleicht mitten in Hogwarts freigelassen wurden.

Ich schenkte den beiden brutalen Geschossen dann doch relativ schnell mehr Aufmerksamkeit, da sie sehr zielstrebig auf unseren Tisch zukamen. Sie waren nicht diffus genug, um sich wie ein normaler Klatscher zu verhalten. Offensichtlich waren sie manipuliert worden und ihr Ziel waren wir.

Um mich herum begannen die meisten zu schreien und möglichst schnell wegzurennen. Es brach eine regelrechte Massenpanik aus. Der harte Kern des Gryffindor-Tisches klatschte und brüllte begeistert, während alle anderen Schüler versuchten sich in Sicherheit zu bringen. Alle liefen wild durcheinander und fast alle Tische und Bänke waren bereits massiv beschädigt. Dafür würden sie wahrscheinlich alle lebenslänglich Nachsitzen oder sogar von der Schule fliegen.

Um mich herum herrschte ein riesiges Chaos. Immer wieder knallte es laut, wenn die Klatscher gegen Decke, Boden oder Mobiliar prallten. Bis jetzt war noch niemand schwer verletzt worden, doch dies war nur eine Frage der Zeit. Immer noch rannten die Schüler wild durcheinander, dazwischen der kleine Hauslehrer von Ravenclaw und ein Geist, die kaum etwas ausrichten konnten. Besorgt sammelten sie Schüler ein und bugsierten sie aus der Halle. Ich sah einige Verletzte, die in der Massenpanik zu Boden gegangen waren. Auf ihnen wurde im Eifer des Gefechts ordentlich rumgetrampelt, sodass der ein oder andere von ihnen gar nicht mehr laufen konnte.

Plötzlich kam Jonna auf mich zugestürmt. „Mar, wir müssen was tun. Bei uns liegen auch welche am Boden aber ich kann mich gar nicht ordentlich um sie kümmern.", sie war weder den Tränen nahe, noch panisch. Ich spürte sofort, dass sie genau wusste, wie man sich im Ernstfall verhalten musste.

„Die Klatscher haben es auf uns abgesehen. Ich werde sie ablenken und du sammelst so viele ein wie du kannst. Ich verschaffe dir etwas Zeit."

Ohne nachzudenken sprang ich auf den Tisch und pfiff so laut ich konnte.

„Hier her kleiner Klatscher. Komm, du willst doch eine Schlange, so wie mich.", mit den Händen über dem Kopf winkte ich und kam mir dabei ziemlich albern vor. Doch widererwarten funktionierte es. Wie zwei aggressive Hunde sprangen sie sofort auf mich an und stürmten auf mich zu. Erst jetzt wurde mir so richtig klar, dass das vielleicht nicht meine beste Idee war. Nicht mal mehr unser ach so mutiges Quidditch-Team stellte sich ihnen in den Weg, doch ich konnte nicht zulassen, dass noch mehr Menschen zu schaden kommen.

„Accio Besen", rief ich und verbrachte die Wartezeit mit der Flucht zu Fuß vor den Geschossen. So schnell ich konnte duckte ich mich, wich aus und sprang von Tisch zu Tisch. Endlich kam mein Besen angesaust. Ich bekam ihn im Sprung zu fassen und schwang mich drauf, bevor ich auf dem Boden landen würde. Jetzt hatte ich zwar eine größere Chance ihnen auszuweichen und sie vielleicht sogar einzufangen, doch ich hatte immer noch keinen Schläger, wie die Treiber auf dem Quidditch-Feld. Also musste ich improvisieren und scannte die Halle. Gerade als ich überlegte wohl meine Hand hinhalten zu müssen, die danach definitiv gebrochen, wenn nicht sogar zertrümmert wäre, sah ich das passende Werkzeug. Die völlig zerstörten Bänke schenkten mir ungeahnte Hilfsmittel und so griff ich vom Boden ein langes Stück Holz, welches Ursprünglich Teil einer Hufflepuff-Bank gewesen war.

Als ich wieder oben durch die Halle flog, suchte ich meine beste Freundin im Gewusel. „Jojo", gerade so hatte ich sie entdeckt. „Zur Truhe", rief ich und sie verstand sofort. Ich visierte einen Klatscher an, der mich immer noch verfolgte und wartete auf den richtigen Moment. Dann schlug ich zu und beförderte ihn mit großem Tempo in die Richtung der Quidditch-Kiste. Ich zielte genau und er flog schnurstracks an seinen ursprünglichen Platz. Durch die Geschwindigkeit flog die Kiste ein Stück mit, doch Jojo stürzte sich mutig drauf und schafft es, den ersten Klatscher wieder zu sichern.

Die verblieben Schüler und Lehrer, sowie die Schaulustigen, welche durch die Tür zur großen Halle das Geschehen beobachteten, applaudierten uns zu.

Die Nummer zwei hielt sich allerdings besonders hartnäckig und versteckte sich auch etwas von mir. Statt mir verfolgte er nun Draco, der mit Blaise zusammen versuchte, die letzten Slytherins in Sicherheit zu bringen.

„So nicht mein Freundchen", dachte ich, „Nicht mein Cousin". Und dann verfolgte nicht der Klatscher mich, sondern ich ihn. In einer wilden Verfolgsjagd queer durch die Luft trieb und schlug ich ihn von Malfoy weg, bis wir der Kiste immer näher kamen.

Mit einem letzten Schlag versenkte ich auch ihn an seinen Ursprungsplatz, wo Jonna ihn sicherte. Ich flog wieder zu Boden und half ihr, die Truhe mit einem sicheren Zauber ordentlich zu verschließen.

„Das war fantastisch, Mar.", sagte sie und fiel mir um den Hals, „Warum spielst du nicht Quidditch?". Doch bevor ich ihr antworten konnte, kamen schon viele andere Schüler auf uns zugestürzt, um uns zu feiern. Klar war ich glücklich, die Situation gemeistert zu haben, doch Jojo hatte mich eben an etwas sehr schmerzhaftes erinnert. Ich wusste, ich konnte wirklich gut spielen, doch ich dufte nicht. „Weil ich ein Mädchen bin...", flüstert ich traurig, während mich ganz viele ältere Schüler belagerten und wild durcheinander sprachen. Doch Jonna und ich flüchteten schnell aus der aufgeregten Menge und kümmerten uns um die Verletzten und begannen aufzuräumen.

Mittlerweile hatte sich die komplette Belegschaft ebenfalls in der Halle versammelt. Professor Flitwick berichtete ihnen, was geschehen war. Er blickte nach oben in aufgeregte, wütende und fassungslose Gesichter. Es war witzig mit anzusehen, wie bei einem Teil seiner Erzählung alle Lehrer zu mir schauten und dann zu Jonna. Doch einige Schüler vermisste ich schmerzlichste in der Halle, weit und breit war nicht ein einziger Gryffindor zu sehen.

Für den Tag fiel der gesamte Unterricht aus, da die Lehrer mit Aufräumarbeiten und Verhören zu tun hatten. Auch ich war im Laufe des Tages dran gewesen und musste Professor McGonagall meine Sicht der Dinge schildern.

Nachmittags ging ich erschöpft wieder in unseren Gemeinschaftsraum und freute mich auf ein Buch vor dem Kamin, die Füße hochgelegt auf den Schoss meines Cousins. Als ich allerdings das Passwort murmelte und den grün-schwarzen Raum betrat, saßen nicht meine Freunde auf dem Sofa vor dem Kamin, sondern das komplette Slytherin-Quidditch-Team. Ich ging möglichst unauffällig an ihnen vorbei, doch sie löcherten mich allesamt mit ihren Blicken. Marcus Flint, der Mannschaftskapitän machte mich plötzlich blöd von der Seite an. „Ey", rief er und warf mir im nächsten Moment etwas zu. Natürlich fing ich es locker auf. Als Halbmeerjungfrau hatte ich schon immer besonders gute Reflexe gehabt. Abrupt blieb ich stehen und schaute auf meine Hände. Es war ein grüner Quidditch-Pullover, auf der Rückseite eine große silberne Neun. Fassungslos las ich meinen Nachnamen, welcher darüber in halbrunter Schrift eingestickt war.

„Willkommen im Team, Black."

Und einfach so war ich Treiberin von Slytherin. 

Venom - Mar Black (Weasley twins FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt