14. Mr. Malfoy

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Die Ferien vergingen wie im Flug. Die meisten meiner freien Tage genoss ich mit Tonks beim Einkaufen in der Winkelgasse, backte saftige Schokokuchen mit Remus und lernte neue Zauber mit Moody. Rund um waren es tolle Ferien, die hin und wieder mit Briefen meiner besten Freundin getoppt wurden.

Jonna berichtete von ihrem Urlaub bei Verwandten in den Niederlanden oder wie sie tagelang die Finger in der Farbe hatte und tolle Bilder malte oder zeichnete. Leider kamen wir nicht dazu, uns in den Ferien zu besuchen. Umso mehr freute ich mich, sie bald in Hogwarts wiederzusehen. Eines war klar, ich würde ihr dort nicht mehr von der Seite weichen.

Einen meiner Schulfreunde besucht ich allerdings diesen Sommer. Draco hatte es tatsächlich geschafft, seine strengen Eltern zu überreden, dass ich zum Essen vorbeikommen durfte. Wahrscheinlich war ich der einzige Mensch, den er all die Wochen lang sah, bis auf seine Eltern und die Hauselfen, die streng genommen auch keine Menschen waren. Oft hatte er erzählt, dass sie seine einzigen Freunde in seiner Kindheit gewesen waren, wenn auch nur heimlich. Besonders sein Vater vertrat nämlich die Auffassung, es schickte sich nicht, mit der Dienerschaft einen netten Umgang zu pflegen.

An einem sonnigen Mittwochvormittag apparierte dann meine große Halbschwester Tonks gemeinsam mit mir von London nach Wiltshire, direkt vor Malfoy Manor.

„Benimm dich", tadelte sie mich, bevor sie disapparierte, „aber nicht zu sehr. Denk dran, wer dich groß gezogen hat. Ich hole dich heute Abend wieder ab". Mit einem verschmitzten Zwinkern verpuffte sie wieder.

Möglichst mutig klopfte ich an der riesigen Eingangspforte des dunklen Anwesens. Ein Hauself öffnete mir ehrfürchtig die Tür und ließ mich herein.

„Darf Dobby der edlen Miss Black das Gewand abnehmen?", er bückte sich so tief, dass seine krumme Nasenspitze schon den kalten Marmorboden berührte.

„Danke, sehr gerne Dobby und nenn mich doch bitte Mar.", kaum hatte ich die Wörter ausgesprochen, begann er auch schon bitterlich zu weinen.

„Hey, da bist du ja", Draco stürmte mir entgegen. Kurz blickte er herab zu seinem Hauselfen, „Du hast was nettes zu ihm gesagt oder?", fragte Malfoy in meine Richtung.

„Nein, eigentlich nicht", wollte ich sagen, doch Dobby fiel mir schnell ins Wort. „Eure Freundin beschenkte mich mit dem Glück, sie bei ihrem Vornamen nennen zu dürfen und bedankte sich. Dobby kann dies nicht annehmen.", erneut brach er in dramatische Kullertränen aus.

„Komm wir gehen", Draco führte mich aus der Eingangshalle zu den Treppen. „Beruhig dich Dobby!", rief er dem schluchzenden Hauselfen zu.

Als wir zusammen die Treppe hinaufgingen flüsterte ich ihm zu, „Wir haben auch einen Hauselfen aber der ist so ganz anders. Kein angenehmer Zeitgenosse."

Oben angekommen zeigte Draco mir seine Zimmer, eines hatte er zum Schlafen, eines zum Lernen und Lesen und eines in dem er früher gespielt hatte. Heute boxte er hier drin oder spielte Zaubererschach oder Karten.

Wir verbrachten einige Zeit beim Karten spielen, so wie wir es auch in Hogwarts immer taten, bevor er mir den Garten zeigte.

Der sogenannte Garten glich eher einer feinsäuberlich gepflegten Parkanlage, die endlos weit schien. Alleine bei Nacht hätte ich mich sicher verlaufen. Wir erkundeten die unzähligen Heckenreihen und Rosenbüsche bei einem Spaziergang, bis es zeit fürs Mittagessen war. „Ich dachte du wärst nervös, wenn ich deine Eltern kennenlerne.", sagte ich, als wir uns vor dem Essen die Hände wuschen. „Nein, sie werden dich lieben.", aufmunternd lächelte er mir zu, denn im Gegensatz zu ihm war ich etwas unsicher.

„Das Essen ist angerichtet, meine Herrschaften", Dobby bat uns mit allergrößter Höflichkeit zu Tisch.

Wenige Minuten später fand ich mich in den großen dunklen Esszimmer der Malfoys wieder und was sollte ich sagen, ich fühlte mich pudelwohl. Es war genauso dunkel und dramatisch, wie bei mir Zuhause in London. Der einzige Unterschied war, dass Dobby das Anwesen besser in Schuss hielt als mein grummeliger Hauself. Unser Mittagessen waren Fish and Chips, gekrönt von einem Sticky Toffee Pudding zum Dessert.

„Es ist schön, dich kennen zu lernen. Ist es in Ordnung, wenn ich dich Mar nenne?", Narzissa lächelte mit freundlich an, als wir uns am Tisch gegenübersaßen.

Natürlich war es für mich in Ordnung, sie war meine Tante und wirkte auf den ersten Blick viel netter, als es mir immer berichtet wurde.

Draco versucht während des Essens eine Konversation am laufen zu halten, um keine peinliche Stille aufkommen zu lassen. „Mar wurde dieses Jahr ins Quidditch-Team aufgenommen, hatte ich das schon erzählt?"

„An die hundert Mal in diesen Ferien", merkte meine Tante schmunzelnd an und nahm elegant einen Schluck ihres Wassers. „Sie ist sogar die aller erste Hexe im Quidditch-Team"

„Sehr beeindruckend", Lucius prostete mir anerkennend zu, was ich mit einem wissenden Nicken annahm. Ein Lob von ihm war wahrscheinlich seltener als ein pinkes Einhorn. „Und warum du nicht, Draco?", die Frage hatte definitiv gesessen und sofort war mein Cousin still und schaute traurig auf seinen Teller.

„Ich bin sicher, Draco wird es nächstes Jahr auch ins Team schaffen. Bei mir war es eigentlich nur Zufall und Glück. Die Erstklässler dürfen sich ja immer noch nicht beim Probetraining aufstellen lassen. Seine Flugstunden sahen für mich auf jeden Fall sehr vielversprechend aus. Und da er so gut Noten hat, wird ihn das Training auch sicher nicht in seinen Leistungen beeinträchtigen. " Lucius Malfoy sah mich nickend an. „Wenn Miss Black das sagt, dann wird das sicherlich stimmen. Bemühe dich bitte Draco."

„Das werde ich machen, Vater.", seine Stimme sollte wohl sicher klingen, doch es gelang ihm nicht sonderlich gut. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass er den Ansprüchen seines strengen Vaters nicht gerecht werden könnte. Ich wollte Draco einen Gefallen tun und lenkte das Gespräch wieder etwas in die positive Richtung. „Notfalls trainiere ich mit ihm. Das können wir auch noch in den Ferien machen. Ich bin Treiberin aber ich sehe Draco eher als Sucher. Er sollte der Star unser Mannschaft sein."

„Vielen Dank, Miss Black. Das würde ihm sicher sehr helfen. Draco berichtete auch schon, dass ihr immer zusammen lernt. Das scheint seiner Benotung auf jeden Fall gut zu tun. Ich würde mich also freuen, wenn ihr weiter einen engen Umgang pflegen würdet."

Ich war nicht ganz sicher, was er mit dieser Aussage tatsächlich meinte. Fand er, dass ich wirklich ein guter Umgang für seinen Sohn war? Für ihn eine gute Freundin und Cousine sein sollte? Oder überlegte er , mit wem er seinen Sohn in ein paar Jahren verloben würde?

„Nennen Sie mich ruhig Mar, Mr. Malfoy."

Venom - Mar Black (Weasley twins FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt