8. Miss Johnson

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In der nächsten Woche war es soweit und ich hatte das erste Mal Zaubertränke-Unterricht zusammen mit den Drittklässlern. In diesem Fach war ich sonst so selbstsicher und stets gut informiert, doch als ich vor dem Klassenraum stand, fühlte ich mich plötzlich wieder wie an meinem aller ersten Schultag.

Professor Snape ließ uns in den Raum und ich wartete ab, bis jeder saß, so dass ich niemandem den Platz klauen würde. Alle um mich herum waren viel größer und älter als ich, was meinem Selbstbewusstsein nicht gerade einen Schub gab. Mein Hauslehrer hatte mich vorab bereits gewarnt, dass auch dieser Unterricht zusammen mit den roten Idioten stattfinden würde, komischerweise sah ich aber fast nur rot.

„Black, setzten Sie sich neben Miss Johnson", sagte unser Professor und zeigte auf den letzten freien Platz im Klassenzimmer. Miss Johnson war eine große, athletische junge Frau. Als ich zu ihr blickte, unterhielt sie sich angeregt mit einigen Klassenkameraden und wirkte dabei sehr freundlich und aufgeschlossen. Als sie mich sah, wie ich meine Bücher auf unseren nun gemeinsamen Tisch legte, wirkte sie plötzlich nicht mehr ganz so sympathisch. Von oben bis unten musterte sie mich mit strengen Blick genaustens. Den Grund führ ihr Sinneswandel blieb mir verborge, doch irgendetwas an mir, störte sie offenbar gewaltig.

Die Stunde begann und Snape erklärte die Wirkung des Wolfsbanntrankes, während ich gespannt zuhörte. Natürlich hatte ich schon alles darüber gelesen, doch seine Erklärungen fesselten mich dennoch an meinen Stuhl.

Vor Miss Johnson und mir saßen die rothaarigen Zwillinge, welche ich schon das ein oder andere Mal in Hogwarts und im Zug gesehen hatte. Auch während des Unterrichtes waren sie völlig chaotisch und schafften es kaum auch nur fünf Minuten, ohne einen Anschiss von unserem strengen Professor zu kassieren.

Weasley, nannte er sie und aus mir unerklärlichen Gründen blieb dieser Name die ganze Zeit in meinem Kopf hängen. Sicherlich hatte ich diesen Namen schon irgendwann mal gehört. Sie gehörten schließlich zu den unantastbaren Achtundzwanzig der Zaubererwelt. Es waren die 28 reinblütigen Zaubererfamilien, zu denen auch die Blacks und Malfoys stolz gehören.

„Der Wolfsbanntrank hilft Werwölfen, die Zeit ihrer Verwandlung bewusst zu erleben und somit trotz Verwandlung ungefährlicher zu bleiben. Sie verwandeln sich zwar trotzdem wie gewohnt unter großen Schmerzen in einen Wolf, behalten jedoch ihr menschliches Bewusstsein ..." Jedes von Professor Snapes Worten sog ich wie ein Schwamm auf, ganz im Gegensatz zu meiner Sitznachbarin und den Jungs vor uns.

Immer wieder warfen sie sich kleine Pergament-Memos zu oder kicherten. Oft drehten die rothaarigen Zwillinge sich zu ihr um, machten dabei synchrone Faxen oder grinsten einfach nur verschmitzt. Die Unruhe um mich herum nervte mich gewaltig und lenkte sehr vom eigentlichen Geschehen ab. Zwischendurch erwischt ich mich, wie mein Blick an ihnen hängen blieb. Sie sahen sich auf der einen Art unfassbar ähnlich, andererseits war auch jeder von ihnen einzigartig. Das merkte ich sofort.

„Ey Winzling, himmle die großen Jungs nicht so an. Das ist nicht deine Liga, Kleine.", flüsterte meine Sitznachbarin gehässig.

„Miss Johnson", erklang Snapes Stimme sehr vorwurfsvoll. Er hatte genau gesehen, dass sie mich blöd von der Seite angemacht hatte. „Erläutern Sie, wie der Trank einzunehmen ist."

Plötzlich waren sie und auch die Wesleys mucksmäuschenstill. Auch der Rest der Klasse hatte wohl keine Ahnung. Zögerlich hob ich meine Hand und wurde sogleich aufgefordert, zu sprechen.

„Der Trank muss in der Woche vor Vollmond jeden Tag eingenommen werden. Die tägliche Dosis muss während der vorgeschriebenen Tage bis der Mond voll ist unbedingt regelmäßig zu sich genommen werden, sonst tritt die Verwandlung in einen bestialischen Werwolf, spätestens dann, doch wie sonst ein."

„Sehr gut, Miss Black. 5 Punkte für Slytherin."

Die Zwillinge vor mir drehten sich zu mir um, als der Professor den Unterricht weiterführte und hoben mit lobendem Blick jeweils einen Daumen nach oben.

Miss Johnson neben mir war hingegen gar nicht begeistert von mir und stichelte so laut, dass es auch die Jungs vor uns gut hören konnten weiter, „Jaja, kleine Streberin. Glaub mir, das hilft dir bei Fred und George auch nicht weiter."

„Angelina! Jetzt sei doch mal nett. Sie hat dir doch gar nichts getan.", verteidigte mich sofort einer von ihnen.

„Tut mir unfassbar leid, dass ich deine beiden Geliebten anschaue aber sie sitzen nun mal direkt vor mir, du blindes Huhn.", danach war ich fertig mit ihr, zumindest für diese Stunde.

Kurz bevor der Unterricht für heute beendet wurde, verkündete Snape, dass wir in der nächsten Stunde den Trank brauen würden. Bis dahin sollten wir uns schonmal in Dreiergruppen zusammenfinden.

Im Anschluss packten wir alle unsere Bücher und Federn zusammen und freuten uns auf eine kleine Verschnaufpause. Ich wusste auch schon genau, wie ich den Rest des Tages verbringen wollte. In meinen Gedanken schon völlig in der Bibliothek, ging ich aus dem Raum.

„Starker Wurf neulich", lobten die rothaarigen Zwillinge synchron meinen spontanen Einsatz vom Rand des Spielfeldes aus, als sie an mir vorbeigingen.

Ich war so überrascht und perplex, dass ich mich gar nicht bedanken konnten. Ich war mir nicht ganz sicher gewesen, ob sie an diesem Tag dort Quidditch gespielt hatten, doch offensichtlich hatten mich meine Augen nicht getäuscht. Bemerkenswert fand ich hingegen, dass sie sich auch an mich erinnern konnten, war ich doch nur eine x-beliebige Erstklässlerin. 

Venom - Mar Black (Weasley twins FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt