65. Kapitel

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Ich ließ mich auf einen Barhocker fallen, griff nach einem Lachssushi und stopfte es mir in den Mund, nur um nach einem weiteren zu greifen.

„Haben die hier keine Sojasauce?", beschwerte ich mich, doch Dad gab sie mir schnell, worauf ich dankend nickte.

„Ich fasse es nicht, dass du einfach so damit rausplatzen wolltest!", meckerte Mom und ich  sah sie verwirrt an.

Wovon redete sie?

„Tut mir leid, okay?", erklärte Diego, „Vielleicht sollten wir ihnen vom Baby erzählen."

„Nein!", entgegnete Lila, während ich meine Augen aufriss.

„W...welches Baby?", fragte ich stotternd, obwohl ich es mir schon zusammenreimen konnte.

„Gar Keins!", lächelte Mom verzweifelt, doch ich merkte, wie sich Tränen in meinen Augen bildeten.

„Bist du schwanger?", fragte ich traurig, ohne auf die gelogene Antwort von Lila einzugehen.

„Man könnte es behaupten!", sagte sie schlicht und stopfte sich noch ein Sushi in den Mund.

„Und wann hattet ihr vor mir davon zu erzählen?", fragte ich entgeistert und sah Mom weiterhin starr in die Augen.

„Nach der Mission?", fragte Lila eher als zu antworten.

„Dir machen ich ja keinen Vorwurf!", lächelte ich, sah dann aber zu Dad, „Dir mache ich Einen!"

„Was?", fragte Diego, „Mi..."

„Du bist so ein scheiß Vater!", unterbrach ich ihn und sprang auf, „Du hattest dagegen gestimmt in den Tunnel zu gehen, obwohl Mom schwanger war. Du...du hättest dein ungeborenes Kind sterben lassen, nur um Mom eins auszuwischen?!"

„Ich mein, du bist keine perfekte Mutter", fuhr ich fort, als ich vom Barhocker gesprungen war, „Du stopfst toten Fisch in dich rein, als würde dein Leben davon abhängen...", ich lief zu Dad, „...aber du bist ein schrecklicher Vater."

Als ich weg gehen wollte, packte mich Diego am Arm, sodass ich nicht weiterlaufen konnte, und stellte sich direkt neben mich.

„Ich bin ein scheiß Vater?!", brüllte er, „Was bist du denn für eine Tochter?"

„Eine, die jetzt geht!", schrie ich zurück, „Du hast Tage gebraucht, um mich zu akzeptieren, wo es bei Stan total anders war!"

Damit ging ich weg, blieb aber noch kurz stehen, um über meine Schulter zu rufen: „Ach, und Herzlichen Glückwunsch! Ich hoffe für euch, es wird ein Junge!"

Schnell sprintete ich in die Lobby, atmete tief durch, und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen.

Ich sah nur in einer Ecke Kissen, und in der saßen Viktor und Fünf, also lief ich wohl oder übel dorthin, und setzte mich auf einen freien Sessel neben Viktor.

Das Gespräch der beiden Geschwister ignorierte ich einfach und griff nach einem Kissen.

Verzweifelt vergrub ich meinen Kopf darin, als Fünf es mir wegnahm und fein säuberlich neben sich legte ohne mich auch nur anzusehen.

„Ich denke er könnte Luther, Klaus und jeden von uns töten, ohne moralischen Muskelkater zu kriegen!", stellte Fünf fest, doch ich ignorierte die Konversation zwischen Viktor und seinem Bruder weiterhin, und nahm mir einfach ein neues Kissen.

Doch bevor ich meinen Kopf darin vergraben konnte, wurde es mir erneut aus der Hand gerissen.

Irgendwann war kein einziges Kissen mehr in meiner greifbaren Reichweite, weswegen ich einfach nur stur meine Arme vor meiner Brust verkreuzte und Löcher in die Luft starrte.

„Kommt zu mir Kinder!", schritt Reggi die Treppen hinunter, welche er offenbar hochgegangen war, und riss mich aus meinen Gedanken.

Stanleys SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt