29. Kapitel

815 32 1
                                    

Ich lehnte mich an Dads Schulter und sah in den Kugelblitz.

Dieses kleine, leuchtende Scheißding hat meinen Bruder von mir losgerißen.

Ich würde alles tun, um zu ihm zu kommen, müsste ich einen Raum voller Menschen abschlachten, oder - dafür mit ihm - den Rest meines Lebens, wie Fünf, in der Apokalypse leben. Hauptsache ich wäre bei ihm.

Langsame Schritte ging ich wieder drauf zu, doch Diego hielt mich auf.

„Lass es sein!", raunte er mir zu.

Tränen sammelten sich in meinen Augen, und ich musste schluchzen.

Lila sah mich etwas verloren an, so als wüsste sie nicht was sie tun sollte.

„Mom?", fragte ich. Keiner reagierte.

„Mom?", Lila sah sich um, ihr Blick blieb auf mir hängen.

„Ist Trudi hier?", fragte sie mich.

„Ich mein schon dich!", schnaufte ich. Jeder im Raum schwieg.

„Was ist?", die Bewunderung in ihrer Stimme war unüberhörbar.

„Wenn wir das Ding da zerstört haben, oder was weiß ich, was wir damit machen, komme ich dann zurück nach Hause? Zurück nach Deutschland, nach Berlin? Ins Jahr 1989? Am Tag, nachdem die Mauer zerstört wurde?"

„Nein!", mischte sich Fünf ein, stand aber noch immer mit dem Rücken zu mir.

„Wieso?", erwiderte ich eingeschnappt, und verschränkte meine Arme vor der Brust.

„Warum solltest du?", entgegnete er gereizt, „Der Koffer ist hinüber, wir haben keine Möglichkeit dich zurück zu bringen!"

Schweigend sah ich in den Kugelblitz.

„Das Ding hat Stanley geholt!", maulte irgendwann Lila.

„Und ein paar Milliarden Menschen mehr!", erwiderte Fei.

„Die habe ich nicht gekannt und die sind mir egal!", schnaufte Mom gereizt.

„Na klar", murmelte Fei, „Alles dreht sich nur um dich."

„Wir alle sind irrelevant", begann Fünf nun, „Dieses Ding holt sich das ganze verdammte Universum. Woraus besteht es?"

„Aus mikroschwarzen Löchern, die in immer kürzeren Intervallen ineinander stürzen", erwiderte Slone und stellte sich zu Fünf an den Kugelblitz.

„Und wieso werden wir dann nicht hineingezogen?", fragte Fünf weiter.

„Das wissen wir nicht", wies Slone in hin, „Ihr solltet hier nicht existieren, und das da auch nicht!"

Abwertender Blick von Allison.

„Eine Unmöglichkeit für eine Unmöglichkeit, ja?", Fünf kaute angestrengt auf seiner Lippe, „Das Universum und seine Sucht nach Balance."

„Grace hat die Wellen gemessen", erzählte nun auch Fei, „Wir erwarten die Nächste in drei Stunden."

„Was machen wir jetzt?", schnaufte Dad.

„Es einsperren!", fuhr Slone mit ihrem Plan fort.

„Dysonsfähre?", hakte Fünf nach.

„Ja!", nickte Slone.

Fünf zog seine Augenbrauen anerkennend hoch, senkte sie aber schnell.

„Okay", fing er an zu fragen, „Einschlussfaktor?"

„0,98 bei Höchstenergiefluss", antwortete Slone.

„Und der Zugwiederstand?"

„Zufestigkeitsmaximum bei 10000 Gigapascal."

„Sollte mich das anturnen?", fragte Lila und sah zu Luther, Diego und mir, die gleichzeitig „Nein!", sagten.

„Was sagst du Fünf?", unterbrach Allison uns nun, während sie weiterhin auf den Boden starrte.

„Könnte funktionieren", erwiderte dieser nur, „Oder wir alle elendig verrecken!"

„Fände ich auch okay!", rief ich in den Raum und meldete mich. Genervt drückte Dad meinen Arm wieder runter und verdrehte die Augen.

„Ich bin dabei!", sagte Fünf dann nach einer Weile des Schweigens.

„Dich brauchen wir aber nicht", entgegnete Ben und faltete seine Hände.

„Was ist?", schnaufte Allison.

Fei sah sie lächelnd an: „Wir brauchen dafür: Slone, Lila, Christopher und..."

„...Viktor!", beendete Allison den Satz gereizt, „Na klar!"

Stanleys SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt