68. Kapitel

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„Warte!", befahl Fünf und betrat den Flur, ohne meine Hand los zu lassen.

Verwirrt sah ich auf eine Wand, die auf dem Gang stand, den wir eben noch abgelaufen waren. Sie war voller gräulichem Gestein, und von pinken Blüten, in Ranken, übersäht.

„Die ist neu!", stellte ich fest, und zeigte, mit meiner freien Hand, auf die Wand.

„Wie wahr, Darling.", murmelte Fünf, und zerrte mich mit, als er eine neue Richtung einschlug.

„Lass mich los!", maulte ich, und zerrte - erfolglos - an meiner Hand, welche er gar krampfhaft festhielt.

„Wenn wir sterben, dann will ich nicht, dass wir uns hassen!", stellte Fünf fest und verlangsamte seine Schritte.

„Wir werden nicht sterben!", stellte ich klar, und fügte kleinlaut hinzu, „Und selbst wenn, was würdest du dann mit Allison machen?"

„Sie ist ein Feind!", erklärte er aufgewühlt und blieb dann schlußendlich stehen, weswegen ich in ihn hinein lief, da er mich hinter sich her gezogen hatte.

Belustigt sah er zu mir herab, blickte dann aber suchend umher.

„Wonach suchst du?", fragte ich verwirrt und ließ meinen Blick durch den Flur schweifen, fand aber rein gar nichts.

„Gar nichts, Darling.", murmelte er und riss mich weiter hinter sich her.

„Nenn mich nicht so!", verlangte ich und sprang neben ihn, sodass wir nebeneinander liefen.

„Wie?", fragte er und lächelte leicht.

„Darling", antwortete ich nur gereizt, „Hör auf mich Darling zu nennen. Denn ich bin nicht deine feste Freundin! Vielleicht hältst du mich dafür, aber - Überraschung - ich will, und bin es auch, nicht!"

„Wie gesagt, ich war betrunken, mehr nicht", wiederholte sich Fünf vom Morgen, „Was muss ich tun, damit du mir verzeihst?"

„So etwas kann man nicht verzeihen!", stellte ich aggressiv klar, obwohl ich genau das wollte.

Ihm verzeihen!

„Du hast Angst", stellte Fünf fest, „und das berechtigt, aber wir sind auf einer lebensgefährlichen Mission, welche uns alle umbringen könnte."

„Das hat der Name lebensgefährlich in sich", schnaufte ich gereizt, „Ich bin keine Idiotin!"

Hörbar atmete Fünf aus, und ich sah ihm an, dass er kurz davor war, mich kurz und klein zu hacken, doch das konnte er nicht, denn dann würde er mich komplett verlieren.

„Ich kann dir nicht verzeihen", murmelte ich bedrückt, „Selbst wenn ich es unheimlich wollen würde. Tief in mir weiß ich, dass das falsch wäre."

Fünf blieb ein weiteres Mal stehen, und sah mich verletzt an.

„Ich verstehe nur zu gut, wie es ist allein zu sein.", stellte er fest, doch ich schnitt ihm das Wort fauchend ab: „Das hat damit nichts zu tun!"

„Ach wirklich?", hakte er nach, „Du hast Stan. verloren..."

„Hör auf", nuschelte ich.

„...den einzigen Menschen, dem du je vertrauen konntest..."

„Sei still", murmelte ich gereizt.

„...wenn deine Mutter mal wieder ein Arschloch war, dann konntest du dich nur auf deinen Bruder verlassen..."

„Bitte Fünf!", sagte ich nun lauter, wurde aber wieder unterbrochen.

„...du hast Angst! Angst, dass dich jeder so verlässt wie Stanley, und du nie wieder zu ihm flüchten kannst..."

„HÖR AUF!", schrie ich, „Du weißt nichts über Stan, meine Mutter oder mich. Du bist ein achtundfünfzigjähriges Arschloch, welches keine Ahnung hat, wie es ist, den einzigen Menschen zu verlieren, DEN MAN JE GELIEBT HAT!!!"

Und bevor ich mich versah riss er mein Gesicht an seins und legte seine Lippen zärtlich auf die Meinen.

Stanleys SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt