Liam
Ich verliere mich in ihren Augen und nur die dünne Scheibe hindert mich daran, sie spüren zu können. Doch ihr gerade so nah zu sein, lässt mein Herz tausend Mal höher schlagen und gibt mir so unendlich viel Kraft. Allein ihr nur in die Augen zu schauen und sie in meiner Nähe zu wissen reicht aus, um mich beruhigen zu können.
Unsere Blicke bleiben aneinander hängen und die Zeit scheint still zu stehen. Doch ich muss zu meiner Mom, weshalb ich all meine Kraft zusammennehme, um meine Hand von der Scheibe und damit von ihr zu lösen. Ich bringe noch ein letztes Lächeln zustande, bevor ich mich schließlich umdrehe und mit eiligen Schritten zur Notaufnahme laufe. Ich habe Angst, meine Mom für immer zu verlieren und der Gedanke daran, reißt mir den Boden unter den Füßen weg und schnürrt mir die Kehle zu.
Als ich den Wartebereich der Notaufnahme erreiche, sehe ich meinen Dad, der im Wartezimmer hektisch auf und ab läuft und mich gar nicht wahrzunehmen scheint.
Meine ganze Wut auf ihn ist in diesem Moment wie weggeblasen, da die Sorge um meine Mom gerade alles übersteigt.
,,Wie geht es Mom? Hat sie die OP gut überstanden?", frage ich ihn besorgt, als ich auf ihn zulaufe. Doch er reagiert einfach nicht und läuft weiterhin hektisch auf und ab, weshalb ich ihn an den Schultern packe und ihn dadurch zum Stehen bringe.
Erst jetzt fällt sein Blick auf mich und er schüttelt niedergeschmettert den Kopf, weshalb ich mich dafür fürchte, gleich von ihm zu erfahren, dass Mom gestorben ist.
,,Ich weiß es nicht, Liam", bringt er mit zitternder Stimme heraus und lässt sich auf einen Stuhl fallen, bevor er seinen Kopf in seinen Händen vergräbt. ,,Ich kann sie einfach nicht verlieren", höre ich ihn gedämpft vor Kummer hervorbringen und ich kann am Beben seines Körpers sehen, dass er zu weinen begonnen hat.
Auch wenn ich ihm immer noch nicht vergeben habe, kann ich jetzt nicht anders, als mich neben ihn zu setzen und ihm beruhigend meine rechte Hand auf die Schulter zu legen.
,,Dad. Sieh mich an", bitte ich ihn und versuche, meine Stimme nicht brechen zu lassen. Er schafft es, seine Hände von seinem Gesicht zu lösen und mich anzusehen. ,, Du wirst sie nicht verlieren, denn die Ärzte werden ihr helfen können. Wenn sie tot wäre, wüsstest wir es bereits, denn man hätte es uns gesagt. Daher ist sie am Leben und ich bin mir sicher, dass alles wieder gut werden wird ", versuche ich ihn zu beruhigen und mein Vater sieht mich wie versteinert an. Doch schließlich nickt er und legt mir ebenfalls seine Hand auf die Schulter.
,,Du hast Recht, Liam. Es wird alles gut werden", versucht er nun auch mich zu beruhigen und ich versuche stark zu bleiben. Denn ich darf die Hoffnung nicht aufgeben, dass alles gut werden wird, doch mit jeder Minute, die verstreicht, fällt es mir immer schwerer, an dieser festzuhalten.
Doch ich schöpfe neue Kraft, als mein Blick plötzlich auf Emma fällt, die mit ihrer Mom den Raum betritt. Unsere Blicke treffen sich und ich laufe sofort auf sie zu. Ich möchte sie unbedingt in meine Arme schließen, da ich ihre Umarmung gerade mehr als je zuvor brauche. Doch ich darf sie einfach nicht berühren, weshalb ich rechtzeitig vor ihr stehen bleibe, auch wenn es mir diesmal wahnsinnig schwer fällt.
,,Emma?", bringe ich stattdessen mit schwacher Stimme heraus, als ich vor ihr stehe. ,,Was machst du hier? Du solltest doch nach Hause gehen und dir das hier nicht antun. Ich..", versuche ich sie wieder zum Gehen zu bewegen, da ich mir Sorgen um sie mache, doch Emma unterbricht mich, in dem sie meinen Namen sagt und mir ein Lächeln schenkt.
,,Es gibt keinen anderen Ort, an dem ich gerade lieber sein möchte. Denn ich möchte für dich da sein, so wie du es immer für mich gewesen bist", gesteht sie mir und das Verlangen, sie gerade in meine Arme zu schließen raubt mir nun endgültig den Atem, doch ich kämpfe mit aller Kraft dagegen an.
,,Es wird alles gut", versichert sie mir sanft und wendet sich auch an meinen Dad. ,,Meine Mom wird eine Kollegin fragen und wird gleich wissen, wie es es ihr geht. Ihr müsst nicht mehr länger warten", beruhigt sie uns und die Gewissheit, dass ich gleich erfahren werde, wie es meiner Mom geht, lässt mich erleichtert ausatmen.
Zusammen mit Emma setze ich mich daher wieder neben meinem Dad und versuche, ihn abzulenken, in dem ich ihm von meinem Plan erzähle, mich bei der Juilliard zu bewerben.
Durch mein Geständnis schafft es mein Dad, ein leichtes Lächeln aufzusetzen, bevor er mir erleichtert auf die Schulter klopft.
,,Ich weiß, dass du es schaffen wirst", versichert er mir noch, als Emmas Mom wieder den Raum betritt. Sie hat ein Lächeln auf den Lippen, weshalb mir automatisch ein Stein vom Herzen fällt.
,,Sie hat die Operation gut überstanden", teilt sie uns erleichtert mit. ,,Bei dem Autounfall hat sie sich einige Rippen gebrochen und sich eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen. Aber mit ein bisschen Schonung wird sie wieder vollständig gesund werden."
Ihre Worte sorgen dafür, dass mein Vater mich überschwänglich in den Arm nimmt und durch die Freude über diese Nachricht kann ich gerade nicht anders, als die Umarmung zu erwidern, wodurch wir uns ziemlich lange in den Armen halten.
Über die Schulter meines Vaters sehe ich zu Emma, die mich anlächelt und ebenfalls Tränen in den Augen hat. Ich bin ihr so unendlich dankbar, dass sie gerade hier ist und ihre Mom uns diese Nachricht überbracht hat.
Ich löse mich daher von meinem Dad, um zu Emmas Mom zu laufen und sie ebenfalls in eine Umarmung ziehen zu können.
Die Einzige, die ich gerade nicht umarmen kann, wobei ich mir diese Umarmung am meisten ersehne, ist Emma.
Doch den Blick, den ich ihr stattdessen schenke, sagt vermutlich mehr als tausend Worte.
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I need you to save me
Любовные романыJede Berührung schmerzt. Diese Erfahrung muss die 17 Jährige Emma jeden Tag durchleben, nachdem sie nach einer Party vergewaltigt und beinahe ermodert wird. Auch ein Jahr später ist der Täter noch immer nicht gefasst, weshalb sie in ständiger Angst...