Kapitel 22

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Nick

Lustlos betrete ich am Montag in der Mittagspause die Cafeteria, in der sich heute fast alle Schüler auf die wenigen freien Tische stürzen. Es ist Schnitzeltag, der wie immer einen Großteil der Schüler anlockt, weshalb ich es bereue, mich nach dem Unterricht nicht etwas mehr beeilt zu haben. Denn nun gehöre ich zu den wenigen Nachzüglern und habe somit das Pech,  keinen freien Platz mehr zu finden, da alle Tische bereits besetzt sind. 

Meine Laune ist sowieso im Eimer, da ich seit einer Woche nicht mehr mit Sarah geredet habe und sie mir wahnsinnig fehlt. Ich habe dadurch in den vergangen Tagen immer wieder versucht, mit ihr zu reden, doch in der Schule geht sie mir immer aus dem Weg und ignoriert alle meine Nachrichten, die ich ihr auf dem Handy hinterlasse. Allein diese eine Woche ist für mich verdammt schwer zu ertragen gewesen, weshalb ich mich auch jetzt nicht zurückhalten kann und meinen Blick im Saal umherschweifen lasse, um sie in der Menge ausfindig machen und sie zumindest für einen kurzen Moment sehen zu können.

Ich sehe sie schließlich an einem der hinteren Tische bei einigen Leuten aus unserem Biologiekurs sitzen, wodurch sich unsere Blicke treffen, da ihr Blick bereits auf mir geruht hatte. Ich bleibe daher wie erstarrt stehen, während unsere Blicke noch immer aufeinander gerichtet sind und erkenne in ihrem Blick dieselbe Sehnsucht, die sich vermutlich auch in meinen Augen widerspiegelt. Doch dann wendet Sarah schnell den Blick von mir ab und wieder den anderen zu, weshalb ich niedergeschlagen ausatme und mich zwingen muss, ebenfalls den Blick von ihr abzuwenden und mir einen anderen Platz zu suchen.

Ich laufe mit hängenden Schultern und gesenktem Blick weiter und richte meinen Blick erst wieder auf, als ich Emmas Stimme erkenne, die nach mir ruft.

Ich sehe daher in die Richtung, aus der ihre Stimme gekommen war und sehe sie mit Liam an einem Tisch in der Mitte des Raumes sitzen. Sie lächelt mich an, während Liam mit seinem Kopf andeutet, dass ich mich neben ihn setzen soll.

Aus diesem Grund laufe ich erleichtert auf die Beiden zu, doch bevor ich mich neben Liam setze, halte ich noch einmal inne und sehe Emma an, die ihm gegenüber sitzt. 

,,Ist das wirklich ok für dich?", frage ich sie vorsichtig, da sie mir zuletzt mitgeteilt hatte, dass sie noch etwas Zeit und Abstand braucht, um mich wieder in ihr Leben zu lassen. Diese Zeit und diesen Abstand wollte ich ihr eigentlich geben und sie nicht unter Druck setzen. Es langsam angehen und warten, bis sie bereit dazu ist, daher weiß ich nicht, ob dieser Zeitpunkt jetzt bereits gekommen ist, doch Emma lächelt mich ermutigend an.

,,Ja. Es ist in Ordnung für mich", versichert sie mir, weshalb ich ihr Lächeln erleichtert erwidere und mich neben Liam setze, der mir zur Begrüßung kurz auf die rechte Schulter klopft.

,,Wie geht es deiner Mom?", frage ich ihn sofort, da ich seit Freitag nicht mehr mit ihm gesprochen habe und sie zu diesem Zeitpunkt noch im Krankenhaus gelegen hatte.

,,Es geht ihr wieder besser", teilt Liam mir erleichtert mit, während er seinen Teller
zu mir schiebt, der noch mit reichlich Pommes belegt ist. ,,Sie ist gestern entlassen worden, muss sich jetzt aber noch für ein paar Wochen zu Hause schonen. Ich hoffe, dass sie das auch kann, denn sie hasst es, einfach nur rumzuliegen. Aber Dad und ich werden sie schon davon abhalten, auch nur einen Finger zu rühren."

Ich atme erleichtert aus, da Liams Mom wieder gesund werden wird und hoffe, dass dieser betrunkene Fahrer, der ihr die Vorfahrt genommen hat, für immer seinen Führerschein los ist.

,,Ich bin froh, dass es deiner Mom wieder besser geht", teile ich ihm daher mit einem Lächeln mit und bediene mich anschließend an seinen Pommes, die er scheinbar nicht mehr essen möchte. Die Frage, wie es jetzt zwischen ihm und seinem Vater läuft, liegt mir bereits auf der Zunge, doch ich halte mich zurück. Denn ich weiß nicht, ob Liam über das Thema sprechen möchte. Vielleicht ist alles wieder wie vorher und er hat an  diesem Abend nur eine Ausnahme gemacht.  Ich möchte daher keinen Streit vom Zaun brechen, weshalb ich mich stattdessen mit einem Lächeln an Emma wende und sie frage, wie die Präsentation von ihr und Liam heute morgen gelaufen ist.

I need you to save meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt