Kapitel 14

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Liam

Gereizt sitze ich am Abend mit meinen Eltern in der Küche und würge die Lasagne irgendwie herunter. Ich bereue es, mich von meiner Mom zu einem gemeinsamen Abendessen überreden haben zu lassen. Doch ihr enttäuschter Blick, nachdem ich ihre Bitte erneut ausgeschlagen hatte, gab mir echt den Rest, weshalb ich widerwillig zugesagt hatte.

Nun sitze ich gelangweilt am Tisch, während meine Eltern sich über Dads Arbeit und somit über die Schule unterhalten. Ich habe keinerlei Interesse daran, mich an dem Gespräch zu beteiligen und zähle einfach nur die Minuten, bis ich endlich aufstehen und wieder in mein Zimmer gehen kann. Doch scheinbar kann mein Dad mich einfach nicht in Ruhe lassen.

,,Wie war deine erste Woche, Liam?", fragt er mich vorsichtig, weshalb ich meine Hände zu Fäusten zusammenpresse. Denn ich hatte so gehofft, nicht mit ihm reden zu müssen, doch es hätte mir von Anfang an klar sein müssen, dass er einfach nicht locker lassen kann. Ich versuche, meine Wut zu kontrollieren,  da ich meiner Mom versprochen habe, mich heute ausnahmsweise mal zusammenzureißen, weshalb ich ihn nur emotionslos ansehe.

,,Gut", antworte ich ihm kalt, bevor ich mich wieder der Lasagne zuwende. Ich hoffe, dass er nun endlich Ruhe geben wird, doch wie erwartet Fehlanzeige.

,,Hast du dich schon für ein College entschieden? Bald geht die Bewerbungsfrist los", versucht er mich wieder in ein Gespräch zu verwickeln und mich dadurch auch noch unter Druck zu setzen. Schließlich weiß ich selbst, dass ich mich zeitnah für ein verdammtes College bewerben muss.

Ich verdrehe daher genervt die Augen und wende meinen Blick nicht von der Lasagne ab.

,,Keine Sorge", erwidere ich gereizt und erhebe mich, obwohl ich noch einen Großteil meiner Lasagne übrig habe. ,,Ich sorge schon dafür, dass ich nach diesem Schuljahr auf ein College gehen und endlich von hier verschwinden kann."

Das sind die letzten Worte, die ich an meinen Vater richte, bevor ich meinen Teller in die Spüle knalle und mit schnellen Schritten den Raum verlasse. Ich habe meiner Mom zuliebe zumindest ein paar Minuten durchgehalten.

Mein Vater läuft mir zum Glück nicht hinterher, weshalb ich mich in meinem Zimmer auf mein Bett schmeiße, mein Handy vom Nachttisch nehme und ein bisschen auf Insta und Co. rumzäppe. Ich halte inne, als mein Insta mich an eine Story erinnert, die heute vor zwei Jahren hochgeladen wurde. Nämlich ein Bild von Emma,Nick und Sarah, auf dem ich dennoch markiert wurde, da wir an diesem Tag Emmas 15ten Geburtstag am nahegelegenen See nachgefeiert hatten.

Ich kann nicht anders.

Meine Gedanken wandern automatisch zu diesem Abend zurück.

***

2 Jahre zuvor

,,Langsam die Kupplung kommen lassen. Ja genauso so", lobt mich mein Vater, während ich auf einem leeren Kaufhausparkplatz das Anfahren übe.

Langsam ein paar Meter weiterfahre und schließlich erfolgreich rückwärts in eine Parklücke einparke.

,,Das hast du sehr gut gemacht", sagt mein Vater stolz, als ich den Motor abstelle und erleichtert ausatme. Zu fahren hat sich sehr gut angefühlt und ich kann es kaum erwarten, bald alleine durch dir Straßen der Stadt zu düsen. ,,Den Führerschein bestehst du mit links", ermutigt mein Vater mich, bevor er mich lächelnd ansieht.

,,Danke Dad."

Ich lächle ebenfalls stolz zurück, doch das Lächeln hat noch einen anderen Grund.

Nämlich der Gedanke daran, Emma heute Abend endlich wieder zu sehen. Sie war mit ihrer Mutter für drei Wochen in Italien gewesen, weshalb wir leider ihren Geburtstag nicht zusammen verbringen konnten. Doch diesen würden wir heute Abend am nahegelegenen See nachfeiern   und ich kann es kaum erwarten sie wieder zu sehen. Ich habe mir auch fest vorgenommen, ihr heute meine Gefühl zu gestehen, weshalb ich seit Tagen vor Nervosität kaum noch etwas zustande bekomme. Die Angst, dass sie womöglich nicht das Geiche für mich empfindet, bringt mich beinahe um den Verstand. Denn ich habe Angst, sie durch mein Geständnis für immer zu verlieren, da sich allein bei dem Gedanken daran mein Herz schmerzhaft zusammenzieht. Ich scheine so sehr in Gedanken versunken zu sein, sodass mein Vater mir seine Hand auf meine Schulter legt und mehrmals meinen Namen sagt, bis ich reagiere.

I need you to save meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt