Kapitel 3

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Liam

Mein Blick ist auf die Schülermenge gerichtet, durch die Emma gerade verschwunden ist und ich versuche immer noch herauszufinden, was ich damals falsch gemacht haben könnte.

Doch die Schulglocke reißt mich aus meinen Gedanken und erst jetzt fällt mir wieder ein, dass ich eigentlich noch meinen Stundenplan holen sollte. Nun werde ich definitiv zu spät zum Unterricht kommen.

,,Na klasse!", verfluche ich mich selbst und schlängle mich gefühlt durch hunderte Schüler durch, die alle zu ihren Klassenräumen unterwegs sind. Wenn ich wüsste, welches Fach ich als erstes habe, könnte ich mich der Menge wenigsten anschließen. Doch ich habe keine Ahnung.

Auf halben Weg kommen mir Nick und Sarah entgegen. Erleichtert stelle ich fest, dass Nick bereits meinen Stundenplan abgeholt hat, denn er reicht mir einen kleinen Stapel Unterlagen.

Ich bedanke mich bei ihm, doch ich höre selbst, wie frustriert ich mich anhöre. Auch Nick scheint meinen Stimmungswechsel zu bemerken, denn er klopft mir aufmunternd auf die Schulter.

,,Mach dir keinen Kopf. Es liegt nicht an dir. Sie macht gerade eine schwere Zeit durch."

Hundert Szenarien gehen mir durch den Kopf. Es muss etwas Schlimmes passiert sein, denn ich erkenne Emma nicht wieder.

,,Was ist passiert?", frage ich Nick daher fordernd, da ich das Gefühl habe, seit Monaten belogen worden zu sein.

Ich sehe, wie Sarah bedrückt zu Boden sieht und auch Nick weicht meinen Blick aus. Irgendetwas stimmt hier ist ganz und gar nicht. Wir vier sind seit der ersten Klasse befreundet und hatten bisher nie Geheimnisse voreinander gehabt. Doch nun scheint ein Ereignis uns alle auseinander gerissen zu haben.

,,Nick...was zur Hölle ist passiert, während ich weg war?!"

Ich verliere selten die Beherrschung, aber wenn es um Emma geht, habe ich einfach keine Geduld.

Doch Nick schüttelt den Kopf.

,,Nicht hier", erwidert er nur. ,,Jetzt sollten wir erstmal in den Unterricht. Wir sind spät dran. Wir haben die erste Stunde gemeinsam."

Mit diesen Worten läuft er einfach an mir vorbei richtung Klassenräume und mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Denn auch Sarah sieht so aus, als hätte ich bei ihr keine Chance, denn sie läuft Nick direkt hinterher.

Im Klassenzimmer stelle ich zum Einen fest, dass wir wirklich die Letzten sind, die das Klassenzimmer betreten und dass ich zum anderen leider mal wieder das Vergnügen habe, Mr. Maison in Geschichte zu haben. Von allen Lehrern an der Schule ist er der Einzige, mit dem ich nicht im Geringsten klar komme. An seinen Blick kann ich erkennen, dass er über meine Rückkehr genauso wenig erfreut ist.

Ich wende den Blick von ihm ab und versuche einen freien Platz im Raum zu finden.

Leider muss ich feststellen, dass es nur noch einen freien Platz gibt. Und zwar mein alter Platz neben Emma.

Ich bleibe wie angewurzelt stehen und unsere Blicke treffen sich. Ich kann erkennen, wie sehr es ihr widerstrebt, dass ich mich neben sie setze, denn sie wendet sofort den Blick ab.

,,Brauchen Sie eine schriftliche Einladung um sich zu setzen, Mr. Fraser?", donnert Herr Maison mir entgegen, weshalb mir nichts anderes übrig bleibt, als mich neben sie zu setzen.

Emma nimmt eine angespannte Haltung ein und ich realisiere, dass sie den größtmöglichen Abstand zwischen uns schafft, in dem sie beinahe an den Rand des Tisches rückt.

Ich hätte nie für möglich gehalten, dass sie meine Gegenwart einmal so sehr stören könnte. Dass ich nun endgültig das Gefühl habe, meine beste Freundin für immer verloren zu haben.

I need you to save meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt