Elijah, Kira und das Geheimnis der Mitbewohner

Kapitel 13 - Elijah

Kapitel 13:

Elijah

„Wie habt ihr euch das jetzt mit dem Spiel vorgestellt?“, versuche ich herauszufinden und ziehe die Beine an meinen Oberkörper, nur um dann einen roten Plastikbecher anzunehmen, den mir Kira reicht. Schon allein der Geruch verrät mir, dass sich darin Alkohol befindet. Ich schaue zu Claire und frage sie stumm, ob das in Ordnung ist. Bis jetzt ist sie die einzige hier im Rau, die weiß, was Alkohol mit mir anrichten kann. Ebenfalls wortlos teilt sie mir mit, dass es in Ordnung ist, ich aber aufpassen soll. Ich nippe kurz an dem Becher und befördere es sofort wieder zurück. Wodka.

„Wir machen es so wie Flaschendrehen. Das kennst du doch oder?“, erklärt Lilly, an stelle ihrer besten Freundin Kira. Ich nicke. „Natürlich“, antworte ich. „Gut dann fange ich“, beschließt nun Kira und dreht die Glasflasche, die in der Mitte unseres Kreises liegt. Sie sieht etwas angespannt und nervös aus. Versucht es sich aber so gut es geht, nicht anmerken zu lassen.

Nach ein paar Umdrehungen, hält der Kopf der Glasflasche bei mir an. Das fängt ja schon gut an. Mein Blick geht wieder zu ihr. Kira sieht so aus, als hätte sie damit nicht gerechnet. „Wahrheit oder Pflicht?“, fragt sie mich schließlich. Ich lasse es langsam angehen. „Wahrheit.“ Das Mädchen wird noch nervöser, was das anschauen durch die anderen nicht besser macht. Sie zupft an ihren Fingernägeln, bis sie mich fragt: „Bist du Single?“. Kaum hat sie ihre Frage ausgesprochen, wird sie rot. So rot, wie noch nie. Und jedes Geräusch hier im Raum verschwindet augenblicklich. „Bin ich“, antworte ich ehrlich und schaue ihr dabei direkt in die Augen. Erleichterung macht sich in mir breit. Jetzt bin ich dran. Auch wenn wir erst eine Runde gespielt haben, bekomme ich dieses vertraute Gefühl von damals wieder, als ich es spielte. Deswegen drehe ich Flasche, welche nun vor Claire zum Halt kommt. „Wahrheit oder Pflicht?“, frag ich sie und binnen weniger Sekunden, antwortet sie: „Wahrheit.“ Ich wusste es.

Es dauert ein bis zwei Minuten, bis mir etwas eingefallen ist. „Stimmt es, dass du mal einen Crush auf einen Lehrer hattest?“ Erst jetzt bemerke ich, was ich da gerade gefragt habe. Nicht nur meine Augen weiten sich, sondern auch die von Claire. Ich weiß wirklich viel über meine Cousine, aber das ist eine Sache, welche sie mir nie beantwortet hat. Jetzt ist die Gelegenheit einfach am passendsten, um es herauszufinden. Claire nickt daraufhin leicht. „Ja. Hatte ich und ich gebe ehrlich zu, dass der Typ echt heiß aussah“, gibt sie ohne zu zögern zu. In meinem Kopf rattern sämtliche Namen der Lehrer durch, die mir gerade einfallen. Aber keiner von ihnen passt zu dem Geschmack meiner Cousine. „Kenne ich ihn?“, will ich wissen und schaue zu ihr. Sie hat ihren Gesichtsausdruck vor einem unsichtbaren Schutzschild versteckt. Dieses Thema geht ihr nah. „Auf jeden Fall“, antwortet sie und ihre Stimme ist nur noch ein Flüstern. „Und wer ist es?“, hake ich weiter nach. Die anderen haben ebenfalls ihre Beine an sich gezogen und sind alle samt still. Ihre ganze Aufmerksamkeit ist auf uns gerichtet. „U...Unser Geschichtslehrer... i...in der siebten Klasse“, stottert sie und schaut mich dabei direkt an. In ihren Augen bilden sich Tränen. Ich schlucke. „Mr. Clark? Kai?“ Den Namen auszusprechen, fällt mir unglaublich schwer. Sie sagt nichts, sondern schaut mich stumm an. „Lasst uns bitte weiterspielen Elijah. Das gehört der Vergangenheit an“, sagt sie, wischt sich übers Gesicht und nimmt einen großen Schluck aus dem roten Becher. Kai war der Grund dafür, weswegen sich Claire und Olivia voneinander getrennt haben.

Mehrere Runden sind vergangen und ich darf seit längerem mal wieder drehen. In der vergangenen Runden musste Kira zum Beispiel ihrer besten Freundin, einen Kuss auf die Wange geben, wobei ich mich frage, ob das ihr erster Kuss bei einem Mädchen war oder sogar generell ihr erster überhaupt. Als sie ihre Lippen auf ihre Wange legte, habe ich Kira keine Sekunde aus den Augen gelassen. Sie hat das mit einer Leidenschaft gemacht, wo man denken könnte, sie hätte das schon öfters gemacht. Aber wie dem auch sei. Ich beschließe, die Tagung meiner Gedanken nach hinten zu verschieben und mich wieder aufs Spiel zu konzentrieren.