Kapitel 49 - Elijah

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Kapitel 49:

Elijah

Nicht mehr als zehn Minuten dauert es, bis der Wagen vor der Einrichtung hält. Der Mann steigt aus, geht vorne um den Wagen herum und öffnet Olivia als erstes die Tür, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass sie das auch hätte allein geschafft. Meine lässt er aus, weswegen ich sie selbst aufmache, was nicht einmal Ansatzweise ein Problem darstellt. Meine Cousine hingegen stieg bei ihrer Freundin mit aus. „Wenn Sie irgendwas brauchen, kontaktieren Sie mich Miss Saltzman“, bittet er und verabschiedet sich mit einem freundlichen Lächeln. „Mach ich, danke“, antwortet sie. Ohne sich nochmal zu uns zu drehen oder ein weiteres Wort zu sagen, steigt er in den schwarzen Wagen und fährt vom Grundstück hinunter, nur um dann aus unseren Sichtfeld zu verschwinden.

Sie wartet ein paar Sekunden und dreht sich dann zu uns. „Claire, magst du vielleicht schon mal hochgehen?“, fragt sie ihre Freundin. „Ich möchte noch kurz mit Elijah reden.“ Verwirrt schaue ich meine beste Freundin an. Was hat sie vor? Worüber will sie mit mir reden? „Soll ich deine Sachen schon mit hochnehmen?“, möchte sie wissen und streicht sich ein paar Haare aus dem Gesicht, die ihr der Wind dorthin geweht hat. Olivia nickt. „Gern. Den Rucksack nehme ich aber dann mit hoch.“ Ich sehe meiner Cousine an, wie sich fragt, warum, lässt es dann aber doch sein. „Macht aber nicht so lange“, verlangt sie und zwinkert uns zu. Sie nimmt die Reisetasche und geht durch die Tür ins Treppenhaus.

Als Olivia hört, wie die Tür oben ins Schloss fällt, blickt sie zu mir. Wo vor ein paar Sekunden noch ein freundlicher Gesichtsausdruck zu sehen war, ist nun etwas Ernstes zu sehen. „Was hast du auf den Herzen Olivia?“, versuche ich direkt herauszufinden. „K…Können wir uns erstmal setzen?“ Ihre Stimme ist schon jetzt brüchig. Mit einem leichten nicken deutet sie auf die Bank, welche unter den Eichenbaum steht. Sie nimmt als erste Platz und klopft dann unsicher auf die rechte Seite ihres Schoßes. „Ich merke doch, dass da irgendwas ist…“, sage ich mit ruhiger Stimme. Ich setze mich auf den für mich vorgesehenen Platz und schlinge meinen Arm um sie. Seufzend legt sie ihren Kopf auf meine Schulter ab und antwortet: „Du kennst mich einfach zu gut Elijah.“ Ich ziehe sie näher an mich, weswegen sie direkt auf meinen Schoß krabbelt und sich dort an mich schmiegt. „Aber du hast recht…“ Wir beide müssen schmunzeln.

„Magst du es mir verraten?“, fragt ich sie mit leiser, zittriger Stimme, mit einem Hauch von Angst, was jetzt kommt. Auch ich bin nun angespannt. Sie löst sich von mir, greift nach meinen Händen und schaut mich an. Es mir zusagen, fällt ihr nicht leicht, dass sehe ich schon jetzt. „Mach ganz in Ruhe.“ Ich streiche mit dem Daumen sanft über ihren Handrücken mit der Hoffnung, sie damit ein wenig zu beruhigen.

„I…Ich hatte nicht ohne Grund einen Chauffeur heute Abend“, fängt sie an. Ohne dass ich sie anschauen merke ich, wie ihr eine Träne die Wange hinab rinnt und auf Olivias Schoß landet. „Das habe ich mir schon gedacht. Dieser Mann war mir schon am Anfang ganz suspekt“, antworte ich und entlocke ich damit ein kleines, zartes kichern. „Meine Mum hat ihm den Auftrag erteilt.“ Sie hält kurz inne und verschränkt unsere Finger miteinander. „Mich erst vom Flughafen abzuholen und dann von A nach B zu bringen. E…Er soll mich… Er soll mich beschützen.“ Mir Stockt leicht der Atem. „Gab es etwa wieder Stress mit deinem Dad?“, hinterfrage ich vorsichtig. „Nein“, versichert sie mir schnell. „Wir verstehen uns tatsächlich wieder etwas besser.“ Wieder hält sie inne. „Aber…“ Ich spüre, wie sie anfängt zu zittern. Nicht weil ihr kalt ist, nein, sondern weil sie Angst hat. Angst vor dem, was sie als Nächstes sagen muss.

„S…Sie hat mitbekommen, d…dass… dass Sean Vans…“, doch dann bricht Olivia ab und kann ihre Tränen endgültig nicht mehr zurückhalten. Ich nehme meine beste Freundin sofort in den Arm und lasse sie wieder ihren Kopf auf meine Brust ablegen. „Livia“, sag ich leise und ziehe sie näher an mich. „Nicht weinen.“ Ich streiche immer wieder über ihren Rücken und versuche sie damit, zu beruhigen. Unter schluchzenden Geräuschen löst sie sich von mir und schaut mich an. Ihre Augen schimmern, wie flammendes Feuer, aber zugleich berührend und faszinierend, wie ein entspanntes Lagerfeuer. Ich liebe diese Augen.

Elijah, Kira und das Geheimnis der MitbewohnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt