Kapitel 12 - Elijah

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Kapitel 12:

Elijah

Ich versuche mich zu entspannen, was nur halbwegs gut funktioniert und schaue dabei auf meinen sozialen Netzwerken, aber selbst dort ist nichts los. Nur ein paar Anfragen auf Instagram aber die Lust sich die Accounts anzuschauen, ist zu niedrig. Aufgrund des Umzuges viel der Kontakt zu den meisten Freunden aus Lakeshore und Umgebung leider weck. Eine der wenigen Sachen die noch aktiv sind, ist die Gruppe mit meinen engsten Freunden. Claire ist ebenfalls mit drin. Da fällt mir ein, dass ich noch die Nummer von Olivia habe. Sie ist ein Mädchen aus meiner Heimatstadt. Schon seit wir klein sind, sind wir beide beste Freunde. Sie bedeutet mir viel. Als ich die Staaten verließ, hatten wir noch regelmäßigen Kontakt, aber seit ein paar Wochen habe ich nichts mehr von ihr gehört. Ich würde echt gerne ihre Stimme hören. Mal etwas anderes, als Kira, Mika oder Stella. Ich schaue unter meinen Kontakten nach ihren Namen und drücke ohne zu zögern, auf anrufen.

„Hey“, höre ich sie, als Olivia nach dem zweiten Klingeln abnimmt. „Ich bin es, Elijah“, sag ich und lehne mich mit dem Rücken an die Wand. „Ich freue mich voll, deine Stimme zu hören“, antwortet sie und bringt mich schon jetzt zum Lächeln. „Alles gut bei dir Olivia?“, frag ich nach. Sie hält kurz inne. „Tut mir leid, dass wir in letzter Zeit nicht so viel Kontakt hatten, aber bei mir Zuhause ist viel passiert.“ Ich spüre, wie ihre gute Laune von Beginn des Gespräches, sich nun ins Negative verändert. „Was ist passiert?“, möchte ich sofort wissen und versuche, mir meine Sorge um sie, nicht anmerken zu lassen. Doch mein Körper spannt sich dennoch an. Claire und Olivia kennen sich ebenfalls seit dem Kindergarten. Die beiden hatten damals eine Beziehung miteinander. Sie waren das süßeste, lesbische Paar, was ich kenne. Leider endete es in einem nicht gerade ruhigen Streit. Ich würde mir wirklich wünschen, wenn sie sich wenigstens aussprechen. Das ist doch das mindeste.

„Nein alles gut Elijah. Es gab nur ein bisschen Zoff Zuhause mit meinen Eltern. Nichts gravierendes“, versucht sie mir zu versichern, aber ich weiß ganz genau, dass sie lügt. Mich kann sie nicht anlügen. Damals hat ihr Dad, Olivia fast geschlagen, als er herausfand, dass seine Tochter lesbisch ist. Mein Dad steht glaube ich noch mit ihm in Kontakt. „Na wenn das so ist“, meine ich und muss mich wirklich zusammenreißen, sie nicht zur Rede zu stellen. „Warum hast du eigentlich angerufen?“, fragt sie mich, um wahrscheinlich von dem für sie unangenehmes Thema abzulenken. „Ich wollte deine Stimme hören. Du bist eine der wenigen, mit denen ich von damals von Kontakt habe“, erkläre ich ihr und merke, wie ihre Laune durch meine Worte wieder besser wird. „Wie süß du doch bist“, sagt sie und bringt mich zum Schmunzeln. Verdammt. Ich kann ihr einfach nicht lange sauer sein, dass konnte ich noch nie. „Ich mache mir einfach Sorgen um meine Freunde.“ „Das hast du schon immer getan. Du hast dich nicht verändert.“ Bei ihrer Aussage müssen wir beide lachen. Wie Recht sie doch hat.

„Aber jetzt erzähl du mal bitte, ist bei dir irgendwas passiert?“, fragt sie mich und dreht den Spieß damit einfach um. „Naja. Mein Dad musste wieder kurzfristig ins Ausland und deswegen bin ich seit Freitag bei Claire in der Jugendeinrichtung. Meine Tante Jennifer hat mich dort reingebracht, da ich nicht die ganze Zeit bei ihr sein wollte. Du weißt ja, wie langweilig sie sein kann und Zeit hat sie eh nicht wirklich“, erkläre ich ihr. „Das ist echt scheiße. Tut mir voll leid wegen deinem Dad. Aber hey, sieh es positiv, so kannst du mehr Zeit mit deiner Cousine verbringen.“ „Ich weiß. Morgen fahren wir auf Ferienfahrt, nach Amsterdam“, erzähle ich weiter und kann meine Vorfreude nicht unterdrücken. „Wie cool. Dann gibt es ja sozusagen doch noch Urlaub für dich.“ Ich nicke automatisch, auch wenn ich kurz darauf merke, dass sie das ja gar nicht sieht. „Genau. Ich freue mich sehr, dass ich mitdarf. Geht es denn für dich auch in den Urlaub?“, möchte ich nun auch wissen. „Meine Mum und ich fahren für ein paar Tage mit dem Segelboot aufs Meer. Einfach nur ein Mutter-Tochter-Urlaub. Ich freue mich schon drauf.“ Ihre Eltern besitzen ein Segelboot, welches im Hafen von Lakeshore liegt. Meine Cousine und ich waren auch schon mal mit. Es war wirklich toll. Das Boot heißt, die MS Saltzman. „Glaub ich dir. Das wird bestimmt schön“, versichere ich ihr.

Elijah, Kira und das Geheimnis der MitbewohnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt