Kapitel 32 - Elijah

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Kapitel 32:

Elijah

„Ich vermisse sie jetzt schon“, sag ich noch Minuten des Schweigens. Ich habe die ganze Zeit in mein Rührei herumgestochert und kein einziges Wort über meine Lippen gebracht. Ich saß einfach da und hab kein Ton von mir gegeben. Die anderen, Claire und Jannes, saßen die ganze Zeit mit am Tisch und haben mich angeschaut. Die beiden sagten ebenfalls nichts. Ließen mir diesen Moment der Stille, den ich brauchte.

„Lass ihr Zeit Elijah. Das wird sie brauchen“, sagt sie schon zum zweiten Mal und stupst mir mit den Ellenbogen in den Oberarm. „Und jetzt iss endlich. Du brauchst die Energie.“ Sie schiebt einen Teller zu mir, welcher mit mehreren Pancakes bestückt ist. „Bediene dich. Es ist genug für alle da.“ Ich schiebe das Rührei beiseite und tue mir einen der Pancakes auf, worüber ich etwas Ahornsirup verteile, welcher ebenfalls mit auf den Tisch steht.

Schon nach dem ersten Bissen merke ich, wie gut mir dann doch das Essen bekommt. Es ist nicht der perfekte Pancake, so wie ihn Olivia, meine beste Freundin immer macht, aber es schmeckt. Dabei geht mein Blick immer wieder vereinzelt und kurz zu Jannes hinüber. Er sitzt gegenüber meiner Cousine und konzentriert sich auf den Obstsalat in seinen Händen. „Jannes...“, versuche ich mit normaler Stimme zu sagen, was mir allerdings nur halb gelingt. „Sag nichts Elijah“, fordert er und stellt die Schale auf den Tisch ab. Dann richtet er sich auf und sieht mich direkt an. Ich schlucke hörbar. „Ich wollte deiner Schwester wirklich nicht weh tun... Das musst du mir glauben.“ Sein Blick ist ernst. Ich habe keine Ahnung, wie ich seine Miene einschätzen soll. Dafür kenne ich ihn noch nicht genug. Das er nichts sagt, macht mir Angst.

Das zieht sich noch mehrere Minuten hin, bis er seine Gesichtsmuskulatur lockert und anfängt zu lachen. „Warum lachst du jetzt?“, hinterfrage ich etwas unsicher und stecke mir ein Stück Pancake in den Mund. „Er ist nicht sauer auf dich Elijah“, beruhigt mich Claire und nippt an ihrem Kaffee. „Das könnte ich noch nicht einmal“, versichert er mir und steckt sich mit der Gabel ein Stück Mango in den Mund. „Nicht?“, hinterfrage ich vorsichtig. Jannes nickt. „Ich vertraue dir und weiß, dass du nicht schuld daran bist.“ Ein erfreutes Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. „Danke“, kann ich nur sagen und esse weiter. „Wenn jemand schuld daran ist, dann ist es Mika. Ganz allein sie“, macht er mir klar und lässt seine Stimme dabei ernster werden. Er meint es wirklich ernst und will mir damit zeigen, dass ich ihm glauben kann. Das ich jedes einzelne Wort, dass aus seinem Mund bezüglich dieses Themas kommt, glauben kann. Und das tue ich auch. Auch wenn es mir anfangs noch etwas schwerfällt.

„Darf ich dich was fragen Elijah?“, spricht mich Claire kurz darauf an. „Ja?“ antworte ich und nehme mir einen zweiten Pancake. Mein Hunger wird immer größer. „Du hast vorhin zu Mika gesagt, dass du dich wieder erinnern kannst... Stimmt das? Ich habe es nicht mit angehört und würde gern wissen...“ Ich lege meine Hand auf ihren Oberschenkel, um sie zu unterbrechen. „Es Stimmt“, sag ich und schaue sie an. Ihre eisblauen Augen schimmern ruhig vor sich hin. Es ist angenehm und beruhigend, darein zuschauen. „Magst du... Magst du es uns erzählen?“, hakt sie vorsichtig weiter. Claire würde es auch akzeptieren, wenn ich Nein sag, dafür liebe ich sie so sehr. Aber es täte mir gut, es den beiden zu sagen. Immerhin vertraue ich meiner Cousine. Ich vertraue ihr sehr. Und jetzt fange ich an, einer weiteren Person zu vertrauen. Uns zwar Jannes.

Wieder nicke ich. „Ich sag es euch“, lasse ich sie wissen. Wenn es weiterhin so gut läuft, dann kann ich mir vorstellen, Jannes als meinen besten Freund hier zusehen. In Lakeshore war es immer Leon. Aber auch wenn er mir fehlt, ist diese Stadt Vergangenheit. „Bist du dir sicher?“, hakt sie sicherheitshalber nochmal nach. „Bin ich. Zu 100 Prozent.“ Die beiden lächeln mich an und warten auf das, was ich ihnen gleich erzählen werde. Ich habe es immer noch nicht ganz verarbeitet, aber vielleicht wird mir das hier jetzt ein wenig dabei helfen. Mir eine Art Stütze sein.

Elijah, Kira und das Geheimnis der MitbewohnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt