Kapitel 48:
Elijah
„Du bist aufgeregt oder?“, frage ich sie, als wir wenig später am Flughafen angekommen sind. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hätten wir nur maximal zwanzig Minuten gebraucht, doch wir wollten lieber zu Fuß gehe, weswegen es eine halbe Stunde wurde. „Ziemlich sogar“, gesteht Claire mir. „Ich habe sie lange nicht mehr gesehen. Möchte Olivia einfach nur in den Arm nehmen und nie wieder loslassen.“ Bei ihren Worten muss ich schmunzeln. „Das glaube ich dir.“ Wir betreten das große, mit Glasscheiben umzogene Gebäude und nehmen in der Empfangshalle Platz. „Boeing-724 von San Francisco, Gate 7“, ertönt eine weibliche Stimme durch die Lautsprecher. „Das müsste sie sein oder?“, fragt mich meine Cousine und versucht so gut es geht ihre Aufgeregtheit zu verbergen, was allerdings nicht ganz so funktioniert. Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche hervor und gehe auf den Chat mit Olivia, um mir ihre Reisedaten anzuschauen, die sie mir geschickt hat. „Ja, sie müsste jeden Augenblick kommen.“
Die Minuten nach der Durchsage, vergehen nur ganz langsam. Doch so lange wie sich dieser Zeitraum auch anfühlt, der Blick auf meine Armbanduhr verrät mir, dass gerade einmal zehn Minuten vergangen sind. Wenn man jedoch auf etwas so Schönes wartet, wie die Freundin, welche man seit über einem Jahr nicht mehr gesehen hat, dann wird diese Zeitspanne zur persönlichen Hölle. Und diese Hölle durchlebt Claire gerade Stück für Stück. Nicht ich, nur sie.
„Schau mal, da kommt sie“, sage ich plötzlich und zeige mit dem Finger auf ein Mädchen, welches im selben Moment durch die Kontrolle geht. Sie nimmt ihr Gepäck an sich, welches aus einem Rucksack und einer Reisetasche besteht und dreht sich dann erst um. Ihr Blick wandert durch den Empfangsbereich, auf der Suche nach uns beiden. Nur findet sie uns nicht. Doch kaum habe ich meinen Satz beendet, läuft Claire zu ihr und schreit ganz laut: „Olivia!“ Meine beste Freundin zuckt sofort zusammen und erblickt sie nun endlich auch. „Claire!“, höre ich sie ebenfalls schreien. Schnell genug stellt diese ihre Sachen ab, bevor meine Cousine ihr in die Arme springt. Ich ziehe erneut mein Handy aus der Hosentasche und halte diesen unvergesslichen Moment mit einem Foto fest. Dann stecke ich es zurück in meine Tasche und gehe ein paar Schritte auf die beiden zu. „Ich liebe dich Claire“, höre ich sie nebenbei sagen und schlingt ihre Arme um ihre Freundin. Daraufhin vergräbt sie ihr Gesicht an Olivias Brust und erwidert mit: „Ich liebe dich.“ Eine schöneres Wiederstehen der beiden hätte man sich nicht vorstellen können.
Es vergehen mehrere Minuten, vielleicht sogar eine viertel Stunde, bis sich die beiden das erste Mal voneinander lösen. Claire schaut in die Lagerfeuerähnlichen Augen von ihrer Freundin und Olivia, in die eisblauen Augen ihrer. Und dann geschieht es. Sie beugt sich nach vorne und legt ihre rosa Lippen auf die meiner Cousine. Diese wiederum schlingt ihre Arme um den Nacken, zieht sie somit näher an sich heran und erwidert den ersten Kuss zwischen den beiden, nach über einem Jahr. Auch diesen Moment halte ich mit meinem Handy fest. Einfach damit sie später etwas haben, was sie sich anschauen können. Ich könnte hier stundenlang stehen und ihnen dabei zuschauen, wie sie sich küssen. Die beiden lassen die Küsse kein einziges Mal intensiv werden, sondern bleiben ganz sanft und liebevoll. Ich kann mich nicht daran erinnern, Kira jemals solange geküsst zu haben.
Nach ein paar weiteren Minuten lösen sich die beiden endgültig voneinander. Das ist genau der Moment, indem mich meine beste Freundin erblickt. „Elijah!“, kommt es ebenfalls laut und erfreut über ihre Lippen. Schon mit geöffneten Armen kommt sie auf mich zu, legt diese ebenfalls um meinen Nacken und lässt sich dann von mir hochheben, wobei jedoch ein kleines, zartes: „Huch“, zu hören ist, gefolgt von einem süßen kichern. Dabei legen sich meine Hände automatisch unter ihren Po, damit sie nicht runterrutscht. „Ich habe dich vermisst Olivia“, sag ich. Sie klammert sich an mir fest, vergräbt ihr Gesicht in meiner Halsbeuge und murmelt: „Du hast mir gefehlt Elijah.“ Ihr Haar riecht dezent nach einem fruchtigen Mix aus Ananas und Mango, was bestimmt auch gut schmecken würde. „Schön, dass du wieder da bist.“ Auch für mich ist es nach über einem Jahr, das erste Mal, wo ich sie wiedersehe. Klar haben wir uns immer über Videoanruf und so gesehen, aber dass hier… das hier ist eine Nummer größer.
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Elijah, Kira und das Geheimnis der Mitbewohner
Teen FictionDer 16 jährige Elijah Black kommt, aufgrund der Arbeit seines Vaters, zu Beginn der Sommerferien in eine Kinder und Jugendeinrichtung. In den ersten zwei Tagen lernt er dort den gleichaltrigen Jannes, der später sein bester Freund wird, kennen, sowi...