Kapitel 38 - Elijah

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Kapitel 38:

Elijah

Eine gefühlte Ewigkeit vergeht, bis sich die Tür plötzlich öffnet. Meine Anspannung steigt noch einmal ums doppelte, wenn das überhaupt noch möglich ist. Da die einzige Lichtquelle in dem Raum eine Lampe ist, welche sich links von mir, am Rande der Couch befindet, erblickt mich Mika binnen weniger Sekunden. Ihre bernsteinfarbenen Augen leuchten sofort auf und mit einem zarten Lächeln, was sich noch nicht ganz zuordnen lässt, kommt sie mit langsamen Schritten auf mich zu und setzt sich dann gleich darauf auf meinen Schoß. „M...Mika...“, versuche ich über die Lippen zu bringen, doch sie legt direkt ihre Hände hinter mein Nacken und küsst mich. Ihre Lippen schmecken wieder nach der Soure-Cherry-Wodka Mischung. Sie muss was getrunken haben, bevor sie hergekommen ist. Ob Lina das wusste? Oder hat sie das erst gar nicht mitbekommen? „Sei still Jake... Es tut mir leid... Es tut mir so leid. Ich mach das wieder gut“, flüstert sie in mein Ohr und drückt mir ihr Becken entgegen. Verdammt! Sie denkt wirklich, ich sei... ihr Ex-Freund. Ein Teil von mir dachte noch, dass ich mich an dem Abend, als sie mich zweimal so nannte, einfach nur verhörte, leider war dem dann doch nicht so. Aber ist es wirklich nur das Aussehen, weswegen ich ihm so ähnlichsehe oder steckt vielleicht weitaus mehr dahinter?  Diese Frage kann mir nur eine Person beantworten.

Mika küsst mich nun intensiver und schiebt dabei ihre Hände unter mein T-Shirt. „W...Was... Was wird das?“, will ich wissen, es herauszufinden, doch es ist zwecklos. Wieder versucht mich dieses eigentlich so hübsche und heiße Teenager Mädchen, mich zu verführen, aber diesmal muss ich standhaft bleiben. Ich darf kein zweites Mal schwach werden und zu lassen, erneut so verletzt zu werden. Nicht das ich diesmal wirklich ins Krankenhaus muss. Denn wenn das passiert, erfahren es die Betreuer erst recht und das will ich mit allen Mitteln verhindern. „Das wirst du gleich merken...“, keucht sie und versucht als nächstes, mit ihren Fingern meine Hose zu öffnen. Mit dem was sie macht, löst sie wieder dieses Gefühl in mir aus, was mich ganz warm werden lässt.

„Mhhhhh“, seufze ich, was sie dazu bringt, sich noch fester an mich zu drücken. Mein Penis wird hart und streift zwischen ihren Beinen entlang, was das Gefühl nur noch mehr verstärkt. Aber ich darf nicht nachlassen. Ich darf nicht schwach werden. Nicht diesmal. „N...Nicht...“, sag ich, nur leider viel zu leise, um es zu hören. „Fick mich Jake“, befehlt sie mir genauso, wie sie es an dem Abend auch tat.  Genau hier, genau in dieser Position und genau mit dieser zarten, verführerischen Stimme. Nur das ich diesmal dagegen ankämpfe. Ich lasse ihre Stimme erst gar nicht tiefer durchdringen. „Lass das... I...Ich will das nicht...“, wehre ich mich. Ich lege meine Hände auf ihre Brust und drücke sie mit einem kräftigen Stoß von mir weg.

Ich stehe sofort auf und merke erst da, dass sie es tatsächlich schaffte, mir zuvor das T-Shirt auszuziehen. Bin ich zwischenzeitig vielleicht doch schwach geworden? Habe ich sie vielleicht doch näher an mich herangelassen, als ich eigentlich wollte? „W...Was... Was soll das?“, fragt sie sichtlich verwundert und steht auf. Sie muss zu Boden gegangen sein, als ich sie von mir weggestoßen habe. „Ich bin nicht Jake“, mache ich ihr direkt klar und hoffe, dass sie es versteht.“ Sie sagt nichts, sondern kommt wieder auf mich zu. „Mika ich bin es, Elijah“, mache ich gleich darauf weiter. Doch es scheint mir so, als würde das, was ich zu ihr sage, einfach an ihr abprallen, vorbeiziehen oder dieses Mädchen gar nicht erst erreichen. Sie macht weitere Schritte auf mich zu, dabei legen sich ihre Hände erneut auf meine Schultern, doch auch dieses Mal lasse ich es nicht zu. „Nein!“, sag ich laut und schubse sie von mir weg.

Doch damit sollte es noch nicht vorbei sein. Diesmal bin ich es, der einen Schritt nach vorne macht, lasse aber noch genügend Abstand zwischen uns beiden. Das wegstoßen war diesmal viel stärker, weswegen sie mit ihrem Rücken, fast gegen die Tür gestoßen wäre. Hätten meine Freunde das von draußen gehört, wären sie sofort hier rein gestürmt. Oder noch schlimmer, Kira bekommt es mit. Mika rappelt sich schnell wieder auf und wird mit jeder Sekunde die vergeht, immer wütender. Doch das soll mich nicht davon abhalten, noch einen weiteren Schritt auf sie zuzumachen. „D...Das... Das stimmt nicht... D...Du bist doch Jake... Mein Jake...“

Selbst jetzt denkt sie noch, ich sei ihr Ex-Freund. Wie ist das möglich? Diese Liebe muss ihr wortwörtlich den Verstand vernebeln, wie meine Krankheit es bei mir immer tut. „Nein!“, kommt es diesmal etwas lauter aus mir heraus. Dabei merke ich, wie nun auch ich wütend werde. „Das bin nicht ich“, mache ich direkt weiter und setze einen weiteren Fuß nach vorne. „Du hast dich in mich verliebt.“ Ich halte kurz inne, um Mika anzuschauen. Sie hat ihre Hände zu Fäusten geballt, um die Wut, die sich in ihrem Körper anbaut, irgendwie auszugleichen und mit klar zu kommen. Doch in ihren Augen lässt sich erkennen, dass es nicht nur Wut ist, was sich in ihrem Körper befindet. Auch Schmerz und Trauer befinden sich dort. „W...Weil ich so aussehe, wie... er...“, erkläre ich zu Ende und muss bei meinen Worten erstmal den Kloß hinunter schlucken, welcher sich in meinem Hals gebildet hatte. Ich bin schon lange keine Person mehr so angegangen, wie jetzt gerade. Aber wenn sie es nicht anders versteht. „N...Nein... Nein... Nein!“, faucht sie zurück. „Hör auf sowas zu sagen“, und wird noch wütender. „Lass mich dir helfen Mika“, versuche ich sie zu beruhigen und mache dabei einen weiteren Schritt auf sie zu.

„Stopp! Kein Schritt weiter!“, schreit sie mich an und richtet plötzlich eine Pistole auf mich. Sofort weiche ich einen Schritt zurück und schaue sie entsetzt an. „Mika...“, bringe ich leise über meine Lippen. Hat sie jetzt komplett den Verstand verloren? „M...Mach jetzt kein scheiß, bitte.“ Wie ist sie überhaupt an eine Pistole gekommen? „wenn du mich tötest..., dann wird dies ziemliche Konsequenzen mit sich ziehen“, rede ich weiter auf sie ein und mache dabei kleine, vorsichtige Schritte nach vorne. „Halt die Klappe!“, schreit sie fordernd und richtet ihre Waffe auf mich. „Du musst das nicht tun Mika. W...Wir... Wir finden eine Lösung...“ Ich komme noch ein paar Schritte nach vorne, doch dann entsichert sie ihre Pistole, was mich dazu bringt, sofort stehen zu bleiben. „Bleib stehen! Sonst... schieße ich.“ Ein Blick in ihre bernsteinfarbenen Augen zeigt mir, dass sie durchaus in der Lage wäre, abzudrücken. Doch das Zittern in ihrer rechten Hand, lässt Zweifel aufkommen.

„Mika das bist nicht gut... Lass mich dir helfen, bitte“, rede ich weiter auf sie ein. Ihre Augen fangen an, zu leuchten und sind, auch wenn ich mit dieser Sichtweise wahrscheinlich der einzige bin, eine weitere, wenn auch nur kleine Lichtquelle, in diesem abgedunkelten Raum. Ihre Atmung ist schwer. Ihr Brustkorb hebt und senkt sich, wie bei einem Luftballon, bei dem man Luft hinein und dann wieder hinauspustet. Da das Zittern in ihrer Hand immer noch nicht aufgehört hat, nimmt sie kurzer Hand die andere hinzu, die linke und bekommt somit einen besseren Halt, womit ihr Auftreten direkt selbstbewusster wird. Dabei ist sie einen kurzen Moment abgelenkt, was mir einen Augenblick verschafft, welchen ich sofort ausnutze und somit versuche, ihr die Waffe abzunehmen.

„Netter versuch“, reagiert Mika blitzschnell und richtet ihre Pistole wieder auf mich. Das bringt mich dazu, erneut zurück zu weichen, lasse dieses Teenager Mädchen aber keine Sekunde aus den Augen. Damit habe ich sie, glaube ich noch wütender gemacht, als sie es eh schon ist. „Ich habe dich geliebt Jake...“, sagt sie erst leise. Ihre Stimme ist immer noch voller Wut und Hass, doch man kann den Schmerz und die Traurigkeit erkennen und herausfiltern. „Und was machst du? Du fickst mit... mit dieser Schlampe herum!“, schreit sie mich dann an. Meint sie damit etwa... Kira? „Sie ist keine Schlampe!“, verteidige ich sie und werde nun selbst etwas lauter. Doch sie lacht nur. Sie lacht und macht mit ihrer Pistole einen Schritt auf mich zu. „War ja klar, dass du das sagst.“ In ihren Augen ist ein ausdrucksloses funkeln zu sehen. Jetzt bin ich mir sicher: Dieses Mädchen schreckt vor nichts zurück.

„Bitte beruhige dich. Ich bin es, Elijah. Das weißt du...“ Selbst jetzt, wo sich nur noch ein paar Meter zwischen der Pistole und mir befinden, versuche ich weiter mein Glück und versuche erneut, auf sie einzureden. Doch das bringt nichts. Sie ist so sehr in ihre Liebe zu Jake fixiert, dass sie alles andere um sich herum ausblendet und somit nicht wahrnimmt. „Bleib verdammt noch mal stehen!“ Sie hält ihre Pistole nun wieder mit beiden Händen. Allerdings wird das Zittern diesmal stärker. Würde sie jetzt abdrücken, könnte ich nicht beurteilen, wo sie mich treffen würde. „Wenn ich dich nicht haben kann..“, sagt sie und hält kurz inne. In ihren Augen bilden sich plötzlich Tränen, wobei sich direkt eine löst und über ihre Wange rollt. „D...Dann... Dann soll dich keiner haben...“, sind ihre letzten Worte, bevor Mika abdrückt. Reflexartig drücke ich ihrer Hände zur Seite und hoffe, dass die Kugel mich nur gestreift hat.

Elijah, Kira und das Geheimnis der MitbewohnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt