Kapitel 16 - Elijah

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Kapitel 16:

Elijah

Keine fünfzehn Minuten dauert es, bis ich zurück in der Einrichtung bin. Dass die Ampeln mitgespielt haben, hat mir perfekt in die Karten gespielt. Kaum bin ich oben, kommen mir auch schon Jannes und Claire entgegen. Auf beiden Gesichtern liegt ein strahlendes Lächeln. „Da bist du ja wieder Elijah. Geht es dir besser?", werde ich sofort von meiner Cousine überrumpelt, während Jannes nur schmunzelt an uns vorbei geht. Ich nicke. „Auf jeden Fall. Aber jetzt knurrt mir der Magen. Ich habe Hunger", gebe ich zu, woraufhin wir beide auflachen. „Das passt wie die Faust aufs Auge“, sagt sie und klatscht in die Hände. Das tut sie fast immer, wenn sie sich freut. Eine süße Geste, welche sie schon als kleines Kind gemacht hat. „Wir haben gerade gekocht und können sofort essen“, hängt sie hinter dran. „Ach, und bevor du dich wunderst. Ich habe dein Gepäck zu uns ins Zimmer verlegt, damit keiner drüber stolpert“, erzählt sie, auf dem Weg in die Küche und mein Magen knurrt immer heftiger.

Schon beim Betreten der Küche riecht es herrlich. Es riecht nach selbst gekocht. „Jannes und ich haben Curryhuhn mit Reis gemacht", erfahre ich von ihr, die mir schon einen vollen Teller reicht. Dankend nehme ich ihn an mich und setze mich dann an den Esstisch. Das Wasser läuft mir schon jetzt im Mund zusammen, obwohl ich noch nicht einmal mit dem Essen angefangen habe. „Sind unsere Betreuer schon wieder da?", frag ich und nehme die erste volle Gabel in den Mund. Was für eine Geschmacksexplosion. Man merkt sofort, dass Claire diese Tochter eines Kochs ist. Schon als sie klein war, hat sie gern gekocht und vor allem gebacken. „Das ist das beste Curryhuhn, was ich je gegessen habe. Das habt ihr gut gemacht", lobe ich und esse weiter „Danke. Das bedeutet mir wirklich viel. Doch Jannes hat das auch echt gut gemacht“, sagt sie schmunzelt und widmet sich nun auch ihrem Essen. „Es war sehr lustig“, kommt es nun von ihm zurück.

„Aber nun zu deiner Frage Elijah“, macht er kurz darauf weiter. „Die drei müssten gleich wieder zurück sein", erklärt mir Jannes und schaufelt sich eine Gabel voll Reis und Currysoße in den Mund. Im selben Moment betritt eine weitere Mitbewohnerin die Küche. Es ist Lina. „Habt ihr gekocht?“, fragt sie neugierig und schaut in die zwei Töpfe. In den einen befindet sich der Reis und in den größeren, das Curryhuhn. „Das riecht aber gut“, hängt sie schnell hinten dran. „Haben wir“, antwortet meine Cousine. „Es ist noch ausreichend da. Nimm dir das und setz dich zu uns.“ Auf Linas Lippen bildet sich ein Lächeln. Sie ist so viel anders, als ihre beste Freundin. So freundlicher und vor allem offener gegenüber anderen.

„Wo ist eigentlich Mika?“, fragt Claire beim Essen nach. „Wir haben für sie mit gekocht." Lina kaut ihren Bissen schnell runter, bevor sie antwortet. „Sie ist in ihrem Zimmer. Ich weiß nicht, warum sie kein Hunger hat. Tut mir leid“, bekommen wir als antwortet. Niemand von den hier Anwesenden scheint ihre Antwort zu überraschen. Alle denken sich wahrscheinlich, dass das typisch für sie ist. So würde ich es auf dem ersten Blick einschätzen. Das ich weiß es besser. Ich weiß es von allen am besten. Denn sie ist bestimmt immer noch sauer auf mich. „Schon in Ordnung Lina. Aber es freut mich, dass du mitisst", bedankt sie sich indirekt bei ihr. „Mika mag zwar rebellisch und so sein, aber mir ist das friedliche Zusammenleben in der Wohngruppe hier sehr wichtig“, sagt sie und schaut in die Runde. Dabei sieht sie jeden von uns nach einander an. Ganz zum Schluss mich, als wüsste Lina doch, weswegen Mika nicht am Essen teilnimmt. Haben die beiden etwa miteinander darüber gesprochen? Zeit dafür hatten beiden. Jetzt habe ich voll das schlechte Gewissen, auch wenn ich das gar nicht haben sollte.

„Ich glaube, dass geht uns allen so“, schalte ich mich ins Gespräch ein. Meine erste Portion Curryhuhn mit Reis ist schon alle, weswegen ich kurz aufstehe, zum Herd gehe und mir eine zweite Portion auftue. „Und ich finde, die Ferienfahrt ist genau richtig dafür", fahre ich weiter und setze mich wieder hin. „Genau. Du sagst es Elijah“, antwortet Lina zufrieden und Lächelnd mir akzeptiert zu. Ich vertraue ihr, weswegen ich versuche, Mika so gut es geht eine Chance zu geben, auch wenn das nicht so einfach ist, wenn man bedenkt, wie ihre Art ist.

Elijah, Kira und das Geheimnis der MitbewohnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt