Kapitel 24 - Elijah

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Kapitel 24:

Elijah

Wieder unten, warten auch schon Kira und die anderen drei auf mich. Anhand ihrer Gesichter lässt sich ablesen, dass ich mich nicht gerade beeilt habe. „Na da bist du ja", ruft Kira mir zu. Ich setze mich unter den Pavillon und schaue sie an. „Wie lange war ich weg?“, will ich wissen und stelle die Sachen auf den Tisch. „Mindestens zwanzig Minuten. Wenn nicht sogar eine halbe Stunde“, antwortet Claire und nimmt mir die Musikbox ab. Sie verbindet diese mit ihrem Handy und lässt im Hintergrund leise Musik laufen. Das tut sie fast immer, wenn wir was gemeinsam machen. Da fühlt sie sich am meisten wohl mit. So lange kam mir das gar nicht vor. „Tut mir leid. Ich konnte mich nicht entscheiden“, lüge ich, obwohl ich ganz genau weiß, dass es da nichts Großartiges zu entscheiden gab. Immerhin sind das fast die einzigen Sachen, die wir kauften. Aber ich kann ja schlecht zugeben, dass ich minutenlang im Zimmer der Mädchen stand und mich umschaute und mir unter anderem dabei vorstellte, wie es wäre, wenn Kira und Ich jetzt dort auf ihrem Bett liegen würden.

„Während meines Schüleraustauschs in Paris, habe ich nebenbei in einer Bar gearbeitet“, erzählt uns Kira, während ich ihr dabei helfe, die Drinks für sich und die anderen zu mixen. „In einer Bar? Das hast du uns gar nicht erzählt“, stellt Lilly überrascht fest und nimmt ihr Glas an sich, woraus sie direkt den ersten Schluck nimmt. „Weil ich es euch nie erzählt hatte“, gesteht sie ihrer besten Freundin. „Das ist doch nicht schlimm. Ich zum Beispiel habe euch nie erzählt, dass mein Dad selbst Alkohol herstellt“, ergreift Claire das Wort und nimmt nun auch ihr Glas entgegen. „Ich wusste es. Ich wusste es“, antworte ich grinsend und öffne den Deckel meiner Wasserflasche. „Und was für welchen?“, möchten Kira und Lilly gleichzeitig wissen. Meine Cousine hat anscheinend das Interesse der beiden geweckt. „Bourbon“, antworte ich einfach. „Ein Familienunternehmen.“

„Wo wir gerade bei dem Thema sind Elijah...“, führt meine Cousine fort. „Ich habe da noch etwas für dich“, und greift selbst nach ihrem Beutel. „Und was?“, möchte ich nun neugierig, wie ich bin wissen. „Es ist jetzt nicht genau der von meinem Dad, aber immerhin ist es Bourbon“, sagt sie und stellt eine Flasche mit brauner Flüssigkeit vor mir auf den Tisch. Meine Augen weiten sich. „Das ist... Du hast... Du hast du nicht gemacht...“, stottere ich ein bisschen überfordert. Ich trinke nicht viel Alkohol und auch nicht jeden. Irgendwie hat Bourbon mir schon immer geschmeckt. Einmal hat mir mein Dad, als ich noch ganz klein war, aus Spaß ein paar Teelöffel Bourbon in mein Fläschchen getan. Ich habe es nie gemerkt. Den letzten habe ich mit Hannah getrunken. Dazwischen liegen auch schon ein paar Monate.

„Doch Elijah“, sagt sie, nimmt eines der Gläser und schiebt es dann zu mir rüber. „Nur das Beste für dich.“ „W...Womit hab ich das verdient?“, will ich wissen. Die Flasche ich noch zu. Ich drehe sie auf und werde sofort von der süßlichen Note umhüllt. „Weil ich weiß, dass du lange keinen mehr hattest und wir etwas feiern.“ „Zu feiern? Was denn?“, hake ich etwas verwirrt nach. Claire richtet sich in ihrem Stuhl auf und breitet ihre Arme aus, um zu zeigen, was genau sie meint. „Das hier Elijah. Wir haben das hier. Hier beginnt etwas Neues. Ein neuer Abschnitt deines Lebens. Ein Neuanfang des Neuanfangs.“ Bei dem letzten Satz müssen wir beide lachen.

„Ich habe dich Claire“, kann ich daraufhin nur sagen und schenke mir etwas vom Bourbon ins Glas. Ich bewege ihn hin und her und beobachte, wie sich die Flüssigkeit darin dreht.

„D...Das... Das kann ich nicht annehmen... Das weißt du“, erinnere ich meine Cousine und stelle das Glas wieder ab. Auf ihren Lippen legt sich ein kleines Lächeln und ihr Blick ist gefüllt mit Verständnis. Verständnis über meine Entscheidung. Doch so wie ich Claire kenne, wird sie es nicht darauf beruhen lassen. Zumindest noch nicht. „Du darfst Elijah. Ich pass auf“, versichert sie mir lächelnd. Zu diskutieren bringt nicht. Allerdings merke ich die Blicke der anderen auf mir liegen. Sie horchen unserer Unterhaltung einfach nur zu und sagen nichts, wofür ich ihnen dankbar bin. Besonders Kira muss es schwer haben. Ich erkenne, dass sie voller Neugier steckt und sich in ihrem Kopf bestimmt schon hunderte Fragen bereitgestellt haben. „Wenn das so ist“, gebe ich mich geschlagen. Ich nippe am Glas und merke, wie die Flüssigkeit in meiner Kehle brennt.

Elijah, Kira und das Geheimnis der MitbewohnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt