Kapitel 9 - Elijah

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Kapitel 9:

Elijah

Es vergehen nicht einmal zehn Minuten, bis wir bei Francesco angekommen sind. Den italienischen Flair bekommt man schon, wenn man als erstes auf der gemütlichen und einladenden Terrasse steht, aber in drin sieht es noch viel besser aus.

„Herr Reuter, schön sie nach langer Zeit mal wieder zu sehen", begrüßt er ihn mit seinem italienischen Akzent, der mich schon jetzt zum Schmunzeln bringt. Ich muss zugeben, dass sich sein deutsch um einiges besser wurde. „Und anscheinend haben sie wieder hungrige junge Gäste mitgebracht", sagt er nun zu uns und lächelt jeden nach einander an. Mit seiner Art verteilt er überall in seiner Pizzeria positive Energie. Das hat er schon früher so gemacht. Er hat ein Herz für Jugendliche, da er selbst zwei Töchter hat. Die eine heißt Sophia und ist in meinem Alter. Das andere Mädchen heißt Soraja. Sie müsste ungefähr fünf Jahre alt sein. Echt süß die kleine, aber verdammt frech.

Nachdem wir alle nach einander unsere Pizzen bestellt haben, nehme ich draußen auf der Terrasse Platz. Seid Francesco ihn vor 10 Jahren eröffnete, ist dies mein Lieblingsort in seinem Laden. „Hey. ist hier noch Platz?", fragt mich eine vertraute, weibliche Stimme. Ich schaue zu dem Teenager Mädchen hoch und erkenne das dunkelbraune, leicht rötliche Haar sofort wieder. „Sophia", sag ich mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen und klopfe auf die freie Sitzpolsterung. Es ist schon etwas kühler geworden, was wahrscheinlich der Grund dafür ist, dass sie einen viel zu großen Hoodie trägt. Groß genug, um ihre von dem italienischen Sonnen gebräunten Oberschenkel zu bedecken. Beim genauen Hinsehen fällt mir auf, dass das meiner ist.

„Ich hab deine Stimme drinnen gehört u...und wollte schauen, ob du es wirklich bist und wie ich sehe, hab ich mich nicht geirrt", berichtet Sophia und schaut mich an. Ihre grünen Augen passen perfekt zu ihr. „Schön dich zu sehen. Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dich hier an zu treffen", sag ich fahre mir durch mein Haar, welches schon wieder trocken ist. „Es sind Ferien Elijah. In den ersten Wochen bin ich immer hier", antwortet sie. Stimmt. Jetzt wo mich Sophia wieder dran erinnert. „Aber dich habe ich hier auch nicht erwartet. Meines Erachtens nach solltest du doch mit deinem Dad im Urlaub sein, sofern deine Nachricht in der Gruppe stimmt." Meine Miene verändert sich nach unten. „Was ist passiert Elijah?", möchte sie wissen, setzt sich in den Schneidersitz und streicht mir aufmunternd über mein Knie.

„Mein Dad ist passiert", kann ich nur sagen und versuche so gut es geht ihren Blick zu erwidern. Sie macht sich Sorgen. Sorgen um mich. Stumm vermittelt sie mir, dass sie weiß, was ich meine. Sophia ist eine der wenigen meiner engsten Freunde, bei denen man kaum Wörter braucht, um sich innig zu verstehen. „Wieder seine Arbeit?" Ich nicke, woraufhin sie mich in eine liebevolle Umarmung zieht. Eine Umarmung, welche ich gerade wirklich gebraucht habe. „Ich weiß ja, wie sehr du dich immer auf die Urlaube mit ihm gefreut hast. Das er dich jetzt wieder einfach so allein lässt, ist das aller letzte." Ich sollte wütend sein, doch in ihrer Gegenwart geht das nicht. Sie kann temperamentvoll sein, wie Mika, ja, aber ebenso freundlich wie Claire es ist.

„Ich bin nicht allein Sophia. Das war ich nie und bin es jetzt auch nicht." Meine Worte bringen sie zum Lachen. „Du bist verrückt Elijah. Wirklich verrückt. Aber wo wohnst du jetzt? Sag nicht bei Claire in der Einrichtung." Ich halte kurz inne, bis ich antwortend nicke. „Doch. Genauso sieht es aus. Ich hatte keine Lust, bei meiner Tante Jennifer zu wohnen. Du weißt ja, wie sie sein kann." Ihr Blick liegt voller Verständnis. „Solange du glücklich bist", sagt sie und fährt sich durch ihr Haar.

„Kommst du bitte wieder rein Sophia", unterbricht Francesco unsere Unterhaltung, noch bevor ich antworten kann. „War schön dich wieder zu sehen", sagt sie, beugt sich nach vorne und gibt mir einen Kuss auf die Wange, wie sie es immer zum Abschied getan hat, ehe sie dann aufsteht und rein geht. Sophia hat sich in den letzten Jahren echt verändert. Nicht nur ihr Haarschnitt, welcher jetzt nur noch bis zu den Schultern geht ist andern, sondern auch ihr ganzes Auftreten. Ich habe sie zuletzt im Italien Urlaub mit meiner Cousine Claire gesehen. Wir waren fast jeden Tag zu dritt unterwegs. Es war echt schön.

Elijah, Kira und das Geheimnis der MitbewohnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt