Kapitel 33 - Elijah

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Kapitel 33:

Elijah

Verschlafen reibe ich mir die Augen. Ich muss mitten in meiner Serie, eingeschlafen sein. Langsam richte ich mich auf und schaue, wie spät es jetzt ist. 13:08 Uhr. Zwei gute. Fast 90 Minuten, die ich geschlafen habe. Aber ich muss zugeben, dass es mir guttat. Dazu kommt auch noch, dass ich keine Schmerzen mehr habe. Sie sind weg, zumindest gerade und das ist gut. Das ist sehr gut. Im selben Moment vibriert mein Handy. Eine WhatsApp Nachricht. Hat mir Claire geschrieben? Als ich nachschaue sehe ich, dass sie es nicht ist. Es ist... Kira. Ein unsicheres Lächeln bildet sich auf meinen Lippen.

Kira: Tut mir leid, wegen vorhin Elijah... Ich hätte dich nicht so angehen dürfen... Das war nicht in Ordnung. Aber ich werde heute bei einer Freundin übernachten. Wir sehen uns dann morgen. Und... wir müssen reden...

Mein Herz fängt plötzlich an, schneller zu schlagen. Mir wird ganz warm und das Lächeln auf meinen Lippen wird sicherer. Viel sicherer. Das sie mir geschrieben hat, beruhigt mich. Das sie mir anscheinend nicht mehr sauer ist, beruhigt mich noch mehr. Und dass sie morgen mit mir reden will, beruhigt mich am aller meisten. Es besteht also dennoch die Hoffnung, dass es wieder besser wird. Aber ich kann mich natürlich auch irren, was ich nicht hoffe. Ich möchte einfach nur, dass es wieder so wird... wie vor heute Morgen. Trotzdem muss ich noch auf andere Gedanken kommen.

Ich schließe das Fahrrad, welches ich gestern benutzte auf und fahre damit in die Innenstadt. Das Wetter ist ziemlich gut und der Wind haucht mir währenddessen eine leichte Brise ins Gesicht. Dennoch scheint es so auszusehen, als würde langsam ein Gewitter aufziehen. Ich hoffe aber, dass es erst regnet, wenn ich wieder zurück bin, auch wenn ich nichts dagegen hab, nass zu werden. Der Verkehr ist recht locker, weswegen die Fahrt in die Innenstadt angenehm ist. Vor einem gutaussehenden Gebäude komme ich zum halt und schließe dort mein Rad an. Au lys d'or heißt das zwei Sterne Restaurant, dass dem Dad meiner Cousine Claire, also meinem Onkel Frank gehört. Ich mag es ehrlich gesagt nicht, aus einer solch noblen Küche zu essen. Allerdings war das eine mal, wo ich dort gegessen hatte, echt lecker. Das war ebenfalls im vergangenen Sommer. Aber was ich am meisten mag, ist der Name des Restaurants. Der ist Französisch und bedeutet übersetzt: zur goldenen Lilie.

Ich betrete das Au lys d'or und werde schon binnen weniger Sekunden von lieblichen, aromatischen Düften umhüllt. „Wir haben noch nicht geöffnet“, höre ich ihn sagen, der gerade aus der Küche kommt. Als er mich sieht, bildet sich ein erfreutes Lächeln auf seinen Lippen. „Elijah, du bist es.“ Auch ich muss jetzt lächeln. Ich habe ihn ein Jahr lang nicht mehr gesehen. „Tut mir leid. Ich wollte nicht stören Frank“, entschuldige ich mich und trete näher ein. Es ist noch genauso, wie ich es in Erinnerung hatte „Jetzt lass dich erstmal drücken Junge“, sagt er, kommt ein Schritt auf mich zu und nimmt mich dann in den Arm. Seine Umarmung ist angenehm und lässt mich direkt ein wenig entspannen. Er ist ein paar Zentimeter größer als ich und seine Statur ist kräftig, genauso wie bei meinem Dad. Würden sich die beiden nebeneinanderstellen, wären sie ziemlich einschüchternd. Aber von innen her, ist Frank der weichere und gefühlsvollere.

„Meine Tochter hat mir von den jüngsten Ereignissen erzählt. Das mein Bruder nach Australien musste und das du jetzt bei Claire mit in der Einrichtung lebst“, beginnt er zu erzählen. Er lebt mit seiner Frau Lexi, schon mehrere Jahre in Amsterdam. Seine Stimme hat währenddessen einen leichten Akzent angenommen, was sich meiner Meinung nach gut anhört. Lexi würde es als 'sexy und heiß' beschreiben. Den Moment, wo sie das am Essenstisch sagte, vergesse ich nie. „Aber jetzt sag mal, was führt dich hier her? Ihr seid doch auf Ferienfahrt.“ „I...Ich möchte mit dir reden...“, sag ich und muss innerlich ein wenig schmunzeln. Auf dem Weg in die Innenstadt wusste ich ehrlich gesagt noch nicht, was ich dort soll. Aber dann viel mir wieder das Gespräch mit Chleo im Tanzstudio ein und wusste dann sofort, wohin ich gehen kann. Zu Frank, meinem Onkel.

Elijah, Kira und das Geheimnis der MitbewohnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt