Kapitel 11 - Elijah

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Kapitel 11:

Elijah

„Setz dich. Mach es dir gemütlich“, sagt Frau Hauser und deutet auf den Stuhl neben dem Schreibtisch. Während der wenigen Schritte auf den Weg ins Büro ist meine Panik über das, worüber sie mit mir reden will, ins unermessliche gestiegen. „H...Hab ich irgendwas gemacht?“, stottere ich und bekomme im selben Moment nasse Hände. „Nein, alles gut. Ganz im Gegenteil“, versichert sie mir. Ihr aufrichtiger Gesichtsausdruck unterstreicht dies. „Es geht um die Ferienfahrt morgen“, fährt sie fort. „J...Ja?“ Meine Stimme ist immer noch ein wenig brüchig und unsicher. „Ich habe heute Morgen mit deiner Tante, Frau Kyle telefoniert. Sowohl sie, als auch Herr Reuter haben nichts dagegen, dass du morgen mitkommst.“ Auf meinen Lippen kräuselt sich ein Lächeln. „Meinen sie das wirklich so?“, hake ich vorsichtshalber nach, auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass sie keinen Scherz gemacht hat.

„Das meine ich wirklich so“, antwortet sie. Ich muss mich regelrecht zwingen, nicht genauso laut zu schreien, wie Kira und Claire vorhin in der Küche, auch wenn das leichter gesagt, als getan ist. „Danke. Ich freue mich gerade echt“, gebe ich zu, was Frau Hauser sicherlich schon mitbekommen hat. Meine Panik, die sich gebildet hat, ist komplett verschwunden. Jetzt fühlt es sich so an, als wäre sie nie da gewesen. Als hätte sie gar nicht existiert. „Das glaube ich dir aufs Wort Elijah. Hätte ich auch. Du bekommst auch noch Taschengeld und andere Sachen, aber das macht ihr morgen alles mit Herr Reuter.“ Eine der vielen Sachen, welche mir meine Cousine über die Einrichtung erzählt hat war, dass man auch Taschengeld bekommt. Laut ihr ist es nicht viel, aber immerhin etwas. „Schau mal. Ich habe hier noch ein paar Zettel, wo draufsteht, was ihr alles braucht. Kannst du das den anderen bitte geben? Und achte drauf, dass jeder von ihnen den richtigen Zettel bekommt. Der Name steht oben rechts in der Ecke.“ Noch immer etwas überrascht von der Neuigkeit, nicke ich. „Mach ich und danke nochmal.“ Ich darf wirklich mit. Das heißt, ich werde wahrscheinlich ein Teil meiner Familie wiedersehen. Das heißt, ich werde Mika öfter sehen und... Kira. Ich werde Zeit mit ihr verbringen können.

Zurück in die Küche ist das erste Bild, was ich sehe Kira, wie sie gerade ihr Geschirr in den Geschirrspüler einräumt. Dabei geht mein Blick zu ihrem Po, den sie mir unwissentlich entgegenstreckt. Als sie sich jedoch wieder umdreht und mich im Türrahmen angelehnt stehen sieht, läuft ihr Gesicht rot an. Ihre Haare sind nicht mehr geflochten, sondern liegen nun gelockt auf ihren Schultern. „W...Wie war das Gespräch Elijah? Was wollte sie?“, werde ich sofort von ihr überrumpelt. Man merkt ihr an, dass sie sichtlich verlegen ist. „I...Ich... Ich darf... Ich darf mit auf Ferienfahrt“, sag ich und kann es immer noch nicht wirklich fassen. Das fühlt sich alles noch so unrealistisch an, obwohl es auf der anderen Seite so real erscheint.

Sofort fängt Kira an, freudestrahlend zu schreien und springt mir in den Arm. Jetzt färben sich auch meine Wangen rot, was ich ganz allein diesem Mädchen zu verdanken habe. In meinem Arm merkt sie erst, was sie gerade getan hat, beißt sich auf die Unterlippe und schaut in meine blauen Augen. Es fühlt sich so an, als wäre ich ihr jetzt noch näher, wie gestern Abend. Ihr Atem schlägt stoßweise gegen meine Lippen, die sich dadurch leicht öffnen und ihren Blick auf sich ziehen. Fragt sie sich, ob sie mich küssen soll? „T...Tut mir leid. Ich freue mich nur etwas“, entschuldigt sie sich bei mir, löst sich eigenhändig von mir und zerstört somit diesen Gedanken. Ob ihr das gerade schwergefallen ist? „A...Alles gut. Ich war auch überrascht“, gebe ich zu und trete einen Schritt zurück, um mehr Platz zwischen uns zu schaffen. „Wir freuen uns auch für dich Elijah“, kommt es auch von Jannes und Claire, weiche ich schon längst ausgeblendet hatte. Das heißt, dass sie das von eben beobachten konnten. Die beiden stehen nun ebenfalls auf und umarmen mich nacheinander.

Elijah, Kira und das Geheimnis der MitbewohnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt