Kapitel 19

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Die zwei Wochen, in denen meine Eltern in den Flitterwochen waren, vergingen rasend schnell. Ich hatte in der Zeit bei Shane und seinen Eltern gewohnt. Ich liebe ihn nach wie vor und ich bin froh, dass er mich nicht betrogen hat, aber nochmal überstehe ich so etwas nicht. Das weiß ich ganz genau. Und ich glaube, er weiß es auch. Hoffe ich zumindest. Naja, auf alle Fälle, packte ich meine Sachen in eine Tasche, verabschiedete mich von Shane' Eltern und wir fuhren zu mir nach Hause. Immerhin wollte ich vor meinen Eltern zu Hause sein. Wir fuhren in die Einfahrt und gingen ins Haus. Shane brachte meine Tasche nach oben und ich setzte mich ins Wohnzimmer auf die Couch. Er kam wenige Minuten später zu mir und setzte sich dicht neben mich. Nach wie vor ging mir immer wieder die Frage durch den Kopf, wie es wohl zwischen uns werden würde, wenn der Sommer vorbei war. Immerhin ging er nach Köln und ich nach Berlin. Das war nicht gerade ein Katzensprung. Und ich wusste nicht, ob wir für eine Fernbeziehung geeignet waren. Ich hatte Angst vor der Zukunft, aber ich konnte sie ja schlecht aufhalten. Aber ich wollte und konnte ihn nicht bitten, mit mir nach Berlin zu kommen. Ich wusste, dass er schon vor unserer Beziehung in Köln angenommen war. Ich wollte es ihm nicht vermiesen. Und er wollte mir dir Chance mit Berlin nicht nehmen. Typisch Shane. Und deshalb liebte ich ihn so sehr. Das war einer der Gründe, weshalb ich so intensiv nach einem Anhaltspunkt gesucht habe, dass er mich nicht betrogen hat. Würde ich ihn nicht so sehr lieben, hätte ich es nicht getan. Dann hätte ich ihn einfach gehen lassen, hätte mich im Sommer verkrochen und wäre im Herbst stillschweigend nach Berlin gegangen und wir hätten uns nie wieder gesehen. Aber dafür liebte ich ihn einfach zu sehr. Wir saßen eine Weile so da und sagten keinen Ton. Nach einer Weile, hörte ich, wie jemand den Schlüssel im Schloss drehte und wenige Sekunden später, standen meine Eltern vor uns.

Ich stand auf, umarmte sie und hieß sie herzlich willkommen: >>Hi.<<

>>Hey<<, sagte auch meine Mutter.

>>Hey<<, sagte auch Markus der hinter ihr durch die Tür kam.

Sie setzten sich zu uns aufs Sofa und wir unterhielten uns über ihren Urlaub. Es hörte sich toll an. Zwei Wochen Sonne, Strand und Meer. Da konnte man glatt neidisch werden. Sie schwärmten vom tollen Essen des Hotels, dem tollen Service, den weißen Sandstränden, dem türkisblauen Wasser, den leckeren Cocktails und so weiter und so weiter.

Ich sagte: >>Das hört sich ja richtig cool an. Da könnte man fast neidisch werden.<<

Meine Mutter lächelte und sagte: >>Das einzig das gefehlt hat, warst du.<<

Ich erwiderte: >>Man fährt nicht mit der erwachsenen Tochter in die eigenen Flitterwochen.<<

Sie lächelte mich an. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Shane mich musterte. Ich fragte mich, was er wohl gerade aushäckte. Aber das würde ich früher oder später sicherlich erfahren. Daran hatte ich keinen Zweifel. Wir saßen also noch eine Weile zusammen, bestellten etwas zu essen und meine Mutter lud Shane zum übernachten ein. Sie wusste, dass ich die letzten zwei Wochen bei ihm gewohnt hatte, aber irgendwie hatte sie so einen Ausdruck im Gesicht, der mir verriet, dass sie dachte, dass es besser war, wenn er hierblieb. Und bevor ihr fragt: Nein, sie weiß noch nichts von DIESER EINEN GESCHICHTE. Ich wollte es ihr beim besten Willen nicht in den Flitterwochen erzählen. Das hätte sie nur beunruhigt und sie wären überstürtzt zurückgekommen. Und das wollte ich um jeden Preis vermeiden. Und immerhin haben wir ja die Wahrheit rausgefunden und alles ist wieder gut. Ich werde es ihr in den nächsten Tagen sicher erzählen, aber nicht jetzt.

Als es spät wurde, wünschten wir uns alle eine Gute Nacht und gingen in unsere Zimmer. Ich schloss die Tür und ging zu Shane der schon auf meinem Bett saß.

Ich sagte: >>Ich geh noch schnell duschen.<<

>>Alles klar, bis gleich<<, sagte er.

Mit all deinen NarbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt