Kapitel 35

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Zwei Tage später konnte ich mir dann die Wohnung auch schon ansehen. Sie war klein aber fein, hatte eine super Lage und konnte ich mir auch alleine leisten. Ich konnte noch am gleichen Tag den Mietvertrag unterschreiben und bekam die Schlüssel. Da aber keine Möbel drinnen waren, mussten wir noch ins Möbelhaus und welche aussuchen. Gott sei Dank, hatte ich noch genug erspartes um die Kaution und die Möbel zu bezahlen. Bei den Möbeln hatte ich mich für schlichtes dunkelgrau mit einem bisschen weiß entschieden. Da so ziemlich alles lagernd war, war ich zuversichtlich, dass ich in einer Woche schon richtig hier wohnen konnte.

Da auch schon zwei Tage später die Möbelaufbauer kamen und alles aufstellten, konnte nun alles eingeräumt werden. Das setzte nur leider voraus, dass ich in die alte Wohnung zurück musste. Ich hoffte nur, dass ich eine Zeit erwischte in der Michael nicht zu Hause war. Meine Eltern kamen mit und wir hatten einiges an Kartons dabei, aber so viele Sachen hatte ich ja sowieso nicht. Aber leider war er zu Hause, das konnte ich sehen, als ich die Tür aufmachte. Als er zu uns hochschaute, wusste er bereits was ich vorhatte. Ich ging geradewegs ins Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank. Meine Mutter fing im Bad an und Papa im Wohnzimmer beim Bücherregal. Michael kam ebenfalls ins Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich.

Er fragte: >>Kann ich mit dir reden?<<

>>Was gibt es denn da noch zu reden?<<, erwiderte ich.

Er sagte: >>Ich weiß, dass du es mir nicht verzeihen wirst, das verlange ich auch gar nicht. Was ich getan habe ist unverzeihlich. Ich weiß nicht, was mit mir los war. Aber ich will nur, dass du weißt, dass ich immer für dich da bin und dir helfe, wenn du mal Hilfe brauchen solltest. Ich liebe dich nach wie vor.<<

Ich drehte mich nun ganz zu ihm um und sagte: >>Michael, ich liebe dich ja auch, aber das geht einfach nicht. Und wegen Hilfe und Unterstützung; das überlege ich mir noch, aber ich werd es mir merken.<<

Er nickte etwas niedergeschlagen. Dann ging er wieder zurück in die Küche an seinen Laptop. In der Zwischenzeit packten wir alles ein, das mir gehörte. Als wir fertig waren, war es natürlich nicht viel und brachten alles hinunter zum Auto. Als ich den letzten Karton holte, machte ich noch den Schlüssel von meinem Bund und legte ihn auf den Tresen.

Ich drehte mich noch ein letztes Mal zu Michael um und sagte: >>Machs gut, Michael.<<

>>Pass auf dich auf, Julia<<, sagte er und schaute mir direkt in die Augen.

>>Du auch auf dich<<, gab ich zurück.

Dann drehte ich mich um und ging aus der Wohnung. Auf einmal überkam mich ein Gefühl der Leichtigkeit und der allgemeinen Erleichterung. Nun fahren wir zur neuen Wohnung und schleppen nun alles hoch. Nachdem alles oben war, war es draußen auch schon dunkel. Ich bedankte mich noch bei meinen Eltern und sie fuhren wieder zurück nach Frankfurt. Ich hatte beschlossen mein Bett noch zu überziehen und hier zu bleiben. Es war komisch, nun war ich zum ersten Mal in meinem Leben alleine in einer Wohnung. Im Studium war ich einer WG und gegen Ende des Studiums zog ich mit Michael zusammen. Und jetzt bin ich zum ersten Mal so richtig alleine. Aber das würde ich schon schaffen. Und jetzt war ich auch ganz froh, dass ich nächste Woche schon mit der Arbeit anfangen konnte, denn so war ich nicht den ganzen Tag alleine.


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