Kapitel 27

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Am nächsten Tag, stand ich schon früh auf, zog mich an und frühstückte mti den anderen zusammen. Ich war froh, dass die anderen zur selben Uni gingen und Alice belegte sogar die gleichen Kurse wie ich. So konnten sie mir den Campus zeigen und da ich gut mit ihnen klarkam war es für mich deutlich einfacher, als ich es mir vorgestellt hatte.

Der erste Tag verging wie im Flug und ehe ich es mich versah, war der letzte Kurs zu Ende. Ich muss zugeben, dass ich mich wirklich wohlfühlte und die Entscheidung nicht bereute. Das einzige was schade war, war, dass Shane nicht hier bei mir war. Aber seine Pläne standen lange vor meinen und ich wusste ja, wieso er nach Köln musste. Ich vermisste ihn einfach so sehr. Naja, und ich muss zugeben, dass ich durch ihn wirklich etwas selbstbewusster geworden bin. Das einzige das ich mich nicht traute, war nach wie vor kurze Sachen in der Öffentlichkeit zu tragen. Ich wollte immer noch nicht, dass jemand meine Narben sah. Ich wollte auch nicht, dass meine Mitbewohner davon wussten. Das war etwas, das nur Shane wusste und sah. Wir beide wussten, dass die Narben nicht nur äußerlich waren. Sie waren auch innerlich. Sie stammten von meinem Vater, seinem Verhalten. Aber diesen Sommer hatte ich neue dazubekommen. Dadurch, dass ich unser Kind verloren hatte, war ein Teil in mir zerbrochen und hinterließ seine Spuren. Aber nicht nur bei mir, auch bei Shane. Er wollte es vor mir verstecken, aber ich kannte ihn gut genug um es besser zu wissen. Ich wusste, dass es ihn schwer getroffen hatte und, dass er nun auch innere Narben trug. In den letzten Wochen unterstützten wir uns gegenseitig so gut wir konnten. Es war uns beiden nicht recht, den jeweils anderen in einer anderen Stadt zurückzulassen, aber wir konnten ja schlecht ein Jahr verpassen. Aber ich für mich hatte bereits den Entschluss gefasst, dass ich ihn am Wochenende besuchen wollte. Ich hatte vor am Samstagmorgen zu starten und über Nacht bei ihm zu bleiben. Das war wohl die einzige Möglichkeit wie wir uns in den nächsten Jahren sehen konnten und nicht nur durchs Telefon. Aber das nahmen wir in Kauf, wenn wir uns dafür nahe sein konnten. Ach, was man nicht alles für seine große Liebe tut.

Am Nachmittag ging ich mit den anderen in die Stadt und ließ mir alles von ihnen zeigen. Es war wirklich eine tolle Stadt, trotzdem musste man ziemlich gut aufpassen und ich war auch froh, dass wir zwei Jungs dabei hatten. Es war zwar eine tolle Sightseeingtour, aber ich wünschte, dass Shane hier wäre. Irgendwie fühle ich mich ganz komisch, wenn ich ihn nicht in meiner Nähe habe. Ich hab mich so sehr daran gewöhnt, ihn immer bei mir zu haben, dass es sich jetzt ohne ihn komisch anfühlt. Wir haben wirklich einen netten Nachmittag, gingen bald nach Hause und jeder machte so sein Ding. Ich zog mich in mein Zimmer zurück und packte noch die restlichen Sachen aus, die ich gestern nicht mehr geschafft hatte. Ich war wirklich froh, dass es nicht viel war. Als ich fertig war, nahm ich mein Handy und wählte Shane' Nummer.

Er ging sofort ran und begrüßte mich fröhlich: >>Hey. Ich musste gerade an dich denken.<<

>>Hey<<, sagte auch ich und fügte hinzu: >>Ich vermiss dich.<<

>>Ich dich auch<<, erwiderte er und sagte: >>Aber wir sehen uns ja am Wochenende.<<

>>Ja, ich freu mich schon<<, sagte ich.

>>Ich mich mehr<<, entgegnete er.

>>Unmöglich<<, erwiderte ich.

Er lachte ein bisschen und fragte: >>Wie geht's dir?<<

Ich antwortete: >>Gut. Und bei dir?<<

>>Auch gut<<, sagte er.

Wir erzählten uns von unseren ersten Erfahrungen an der Uni und tauschten uns aus. Schlussendlich telefonierten wir mehrere Stunden. Ich lag inzwischen in meinem Bett und starrte hoch zur Decke. Sobald wir nicht mehr wussten, worüber wir reden sollten, wünschten wir uns eine gute Nacht und legten auf. Ich legte mein Handy neben mich und es dauerte auch nicht mehr allzu lange bis ich einschlief.

Mit all deinen NarbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt