5 Kralle

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Die Luft brannte als ich die Höhle betrat. Die Luft flimmerte. Der Fels war Heiß. Es roch verbrannt während qualm unter der Decke entlang zog. Das Brüllen des Drachens hallte ohrenbetäubend von den Wänden wieder. „Jar-jar!" Rief ich zurück und das Brüllen stoppte. Der Tunnel endete. Die große Höhle die sich vor mir eröffnete war der Unterschlupf meines Drachens. Einem Malechin. Grollend bäumte er sich auf und stieß Rauch aus seinen Nüstern. Wütend knurrend. Auf den kräftigen Hinterbeinen machte er sich noch größer als er es ohnehin schon war. Brüllend schlug er mit den gefiederten schwarzen Flügeln. Donnernd kam er wieder zum stehen. Mit dem schuppigen schweif schlug er erbost auf dem Boden auf. Majestätisch hielt er den gehörnten Kopf hoch erhoben der in einem scharfen Schabel endete. Die Vier Paar Augen glühten in einem feurigen Rot so wie die Schuppen auf seinem Körper. Bis auf das schwarze Haarbüschel das ihm zwischen seinen nach hinten geschraubten Hörnern wuchs.

„Jar-jar." Ich hob die Hände vor mich und begann sie langsam im Kreis zu bewegen. Das Knurren stoppte. Hypnotisiert von meiner Bewegung begann er den Kopf mit meinen Händen im Kreis zu bewegen. Verspielt senkte er seinen Oberkörper ab und begann ein gurrendes Geräusch von sich zu geben. Ich stoppte in meiner Bewegung und trat vor ihn. „Hey Koka. Hab ich dich erschreckt?" Ich wuschelte ihm durch sein weniges Haar was ihn murrend schnauben ließ. Ich lächelte und gab ihm einen kurzen Kuss auf den Schnabel. Besänftigt ließ er sich auf den Boden nieder und stieß hörbar die Luft aus.

Jedem Drachentrainer wurde bei der Geburt ein Drachenei geschenkt. Sobald der Drachentrainer reif genug war schlüpfte der Drache und band sich an den Trainer. Durch diese Verbindung die mit den Jahren immer stärker wurde erhielt der Drachentrainer die Macht sich die Kraft des Drachen zu leihen. Die Drachenkraft. Durch dieses Band wurde der Drachentrainer stärker und sein Körper robuster. Wunden heilten schneller als bei normalen Menschen und sobald das Band stark genug war waren Drache und Trainer dazu in der lange die Emotionen des jeweils anderen wahrzunehmen. Wodurch meine Wut meinen Drachen in Rage gebracht hatte. Nur gut das er in seiner Höhle gewesen war überall anders hätte es sonst tote gegeben...

Mein Vater hatte mir damals gleich drei Dracheneier in die Wiege gelegt. Nicht ohne Grund wurde mein Vater früher immer als Drachenverrückt angesehen. Nostalgisch musste ich schmunzeln während er mir schmerzlich fehlte. Mitfühlend schmiegte Koka sich an mich und spendete mir Trost. Von meinen drei Drachen mit denen ich eine Verbindung hatte war Koka der älteste von ihnen. Er war bereits geschlüpft als ich Fünf war wodurch ich mit ihm die stärkste Verbindung besaß.   

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Es war bereits tiefste Nacht als ich ins Haus zurückkehrte. In der Küche machte ich mir etwas zu Essen das ich mit einem Tablett nach Oben trug. Leise öffnete ich die Tür zu Leris Zimmer. Mit einem schmunzeln stellte ich das Tablett auf der Fensterbank ab. Calen saß an Leris Bett. Zusammengesunken auf dem Stuhl schnarchte er leise vor sich hin. Ich warf ihm eine Decke über bevor ich den Precore aus seiner Kiste holte. Eine durchsichtige Kugel in der sich das wenige Licht in allen Farben des Regenbogens brach. Ich rief meinen Drachen. Fließend durchflutete mich seine Kraft. Meine Augen erstrahlten in einem tiefen Blau. Ich atmete tief ein und hauchte dem Precore meinen schimmernden Atem ein.

Mit einer knappen Bewegung warf ich den Precore übers Bett wo er in der Luft schweben blieb. Blaues Licht fiel auf Leris herab und versorgte ihren Körper mit den nötigen Nährstoffen die sie in ihrem Zustand nicht zu sich nehmen konnte. Ich dankte meinem Drachen und entließ seine Kraft. Danach wandte ich mich meinem Essen auf der Fensterbank zu. 

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„Hey Schnösel. Hoch mit dir!" mit voll bepackten Händen trat ich gegen den Stuhl. Erschrocken schreckte Calen aus seinem Schlaf hoch. Träge setzte er sich auf und rieb sich die Augen. „Ist es etwa schon Morgen?" gähnend streckte er sich. Seine Decke fiel dabei zu Boden. Ich stellte die Schalle Wasser auf dem Nachtisch ab. Die Verbände und Kräuter legte ich da neben. „Ich muss Leris Verbände wechseln also raus mit dir." Dabei zeigte ich zur Tür und sah ihn eindringlich an. „Dann... warte ich draußen." Kleinlaut schlurfte er auf den Flur wo er vorsichtig die Tür zu zog.

Ich krempelte meine Ärmel hoch und mischte die Kräuter an. Während die Kräutermischung neben der Wasserschale auf ihren Einsatz wartete setzte ich mich zu Leris ans Bett. Ich drückte die Decke beiseite. Mit einem Behutsamen Ruck setzte ich Leris auf und legte sie an meiner Schulter ab. Vorsichtig zog ich ihr das Hemd über den Bauch als ihr Körper plötzlich Spannung bekam. Leris Hand packte die meine. „Was denkst du tust du da?" kühl sah sie mich hellwach an während sie meine Hand fester drückte als nötig. „Deine Verbände wechseln sich nicht von allein, weißt du? Und ohne Hemd komme ich sogar ran... an deine Wunden." Ungerührt löste ich ihre Hand von der meinen und deutete zu den Vorbereiteten frischen Verbänden, Kräutern und Wasser.

Einsichtig wich die Kühle aus ihren Augen. „Wo ist... Calen?" fragte sie als nächstes mit suchendem Blick. „Er wartet im Flur. Wenn du mir etwas entgegenkommst bin ich auch schneller fertig und er kann wieder reinkommen." Fragend sah sie mich an. Ich seufzte. „Zieh einfach das Hemd aus." Beantwortete ich ihr ihre unausgesprochene frage. Gehorsam zog sie es sich langsam über den Kopf und verzog ein Paar mal schmerzhaft das Gesicht dabei.

Behutsam begann ich ihre Verbände von den Armen zu lösen. „Du bist ganz schon brutal zu dir selbst. Für einen Drachentrainer wäre es der sichere Tod so wenig auf den eigenen Körper zu achten. Eigenfürsorge ist sehr wichtig in meinem Beruf wo wir Tag täglich mit schier unzähmbaren Bestien arbeiten." Ich wrang den Lappen in der Schüssel aus und wusch vorsichtig über ihren Arm. „Für eine Leibwächterin sollte das doch auch gelten, oder nicht?" zischend zog sie scharf die Luft ein als ich die Kräuterpaste auf ihre Wunden auftrug. „Seid ihr etwa... wütend? Wegen mir?" verblüfft und verwirrt sah sie mir zu wie ich die Kräuterpaste sorgfältig über ihren Arm verteilte. „Du bist fast gestorben! Natürlich macht mich das Wütend! Wie kann man nur so dumm sein und seinen Körper so vernachlässigen?!" ernst sah ich sie an und stoppte in meiner Arbeit. „Wie sollst du den Schnösel beschützen können, wenn du Tod bist? Wie sollst du ihn verteidigen mit einem schartigen Schwert?" Ich nahm die Verbände zur Hand und wickelte sie sorgfältig um ihren Arm.

„Was bringt dir deine Loyalität schon, wenn du dabei stirbst?" Trauer schwang in meiner Stimme mit als meine Gedanken zu meinem Vater schlichen. Schnell vertrieb ich die schmerzlichen Erinnerungen an jenen Tag und konzentrierte mich darauf Leris Verbände sorgfältig zu wechseln. Leris schwieg derweil ganz in ihre eigenen Gedanken versunken. 

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„Wie lange wird es dauern bis ich wieder vollständig gesund bin?" fragte Leris schließlich als ich fertig war und sie sich wieder niederlegte. „Ich musste einiges Nähen und wenn ich deine drei gebrochenen Rippen dazu rechne... mit unserer Medizin... eine Woche schätze ich da die Entzündungen bereits gut abgeklungen sind." „Eine Woche?" wiederholte sie überrascht. „Durch den Precore und die starken Kräuter die wir hier anbauen kann selbst ein normaler Mensch für kurze Zeit eine schnellere Wundheilung erlangen, aber durch die Nebenwirkung der Kräuter wirst du die meiste Zeit über Schlafen. Diese Kräuter sind schließlich eigentlich nicht für normale Menschen vorgesehen." Ich klemmte mir die Wasserschale mit den abgelegten Verbänden unter den Arm und trat aus dem Zimmer. „Sie ist wach." Sagte ich knapp an Calen der gleich darauf voller Erleichterung ins Zimmer eilte. 

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Your sword and my DragonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt