31 Kralle

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Rumalbernd stolperten wir als letzte ins Esszimmer wo bereits alle am Tisch beim Frühstück saßen. Augenblicklich verstummten ihre Gespräche. „Morgen zusammen." Grüßte ich sie während ich Faratos dabei im Schwitzkasten unter meinem Arm hielt. „Kaum seid ihr wieder vereint macht ihr nichts als Quatsch." Seufzte Memissa und erhob sich lächelnd von ihrem Platz um mich in den Arm zu nehmen wodurch Faratos wieder frei kam. Sie war eine herzliche Frau mit krausem Lila Haar und einem Mütterlichen Blick. Sie war keine Drachentrainerin, aber konnte sich als Magierin im Ruhestand durchaus gegen die Bestien behaupten. Mit ihrem Geschick und Fürsorge half sie auf dem Hof wo sie nur konnte.

„Es ist schön dich in einem Stück wiederzusehen, Talrah." Sie drückte mich fest und musterte mich dann prüfend. „Ja in einem Stück. Ich freue mich auch dich zu sehen, Memissa." Erwiderte ich und sie löste ihre Hände von mir. „Dello wie ich hörte hast du deinen ersten Kalish gezähmt." Neckend fuhr ich dem mürrischen schweigsamen Muskelberg durch die kurzen bläulichen Haare. Er war um die dreißig, aber hatte das Herz eines Kindes. Von Abenteurern vor Sklavenhändlern befreit gelangte er zu den Drachentrainern und schließlich auf den Mogil Drachenhof. Dazu war er stumm da ihm die Zunge heraus geschnitten worden war.

Brummend gab er einen laut von sich und lächelte kurz. Mehr gab er nicht von sich preis. „Talrah es ist so schön, dass du da bist. Dieser Männerhort kann echt mal etwas Weiblichkeit vertragen." Begrüßte mich Tafren mit einer freundschaftlichen Umarmung. Breit grinsend erwiderte ich seine Umarmung. Er war ein erfahrener Drachentrainer mit der Seele eines Drachens. Stur und Stolz. Das blonde Haar trug er wie immer Lockig und seinen Mantel mit den Goldenen Knöpfen als wäre er brandneu. Ich hatte ihn an Faratos empfohlen nachdem er einige Monate auf meinem Hof gearbeitet hatte.

„Tafren wie geht's dir? Ich hoffe du hast dich hier gut einleben können." Wir setzten uns an den Tisch wo Calen und Leris nur schweigend ihr Frühstück aßen. „Sehr gut. Mir wurde eine der Weiden anvertraut und einer meiner Drachen wurde erst vor kurzem zu einem spitzenpreis verkauft." Verstehend nickte ich und füllte mir meinen Teller auf. „Ich wusste du würdest hier gut hinpassen." Selbstsicher warf ich mir ein Stück Speck in den Mund.

„Du solltest später mal auf das Kliff gehen. Jamelli würde sich sicher freuen dich zu sehen." Wandte Faratos am Kopfende des Tisches ein. „Ich werde dran denken." Erwiderte ich kauend. Calen räusperte sich hörbar. „Talrah da du nun hier bist würdest du den Herren vielleicht erklären das ich als Prinz keinem Stalldienst verpflichtet bin!" forderte Calen gepresst worauf alle zu mir sahen. „Das Prinzlein hat gesprochen." Verkündete ich spöttisch und wir lachten. „Das ist nicht Lustig!" aufgebracht erhob Calen sich abrupt. „Calen hier hat Faratos das sagen als oberster Drachentrainer und wenn er sagt du solltest die Ställe ausmisten dann mistest du die Ställe aus. Wir sind hier Gäste und das mindeste was wir tun können um ihre Freundlichkeit zu erwidern ist im Stall auszuhelfen." Erklärte ich sachlich. „Kapier endlich das dein Titel dir hier draußen reichlich wenig bringt." Aufgebracht rauschte Calen hinaus und Leris eilte ihm nach.

„Talrah findest du nicht das du etwas zu harsch zu dem armen Jungen bist? Er hat erst gerade alles verloren was er kannte und liebte. Das alles hier Draußen ist doch noch so neu für ihn." Besorgt sah Memissa den beiden noch nach. „Uns hat Damlas auch keiner auf das Leid vorbereitet!" gereizt rammte ich meine Gabel in das Stück Fleisch auf meinem Teller. „Du hast recht. Desto früher er lernt damit umzugehen desto schneller kann er daran wachsen." Stimmte Faratos finster zu. Schweigend Frühstückten wir zu Ende ohne dass es noch einmal zur Sprache kam.

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 Auch mir wurde Stalldienst aufgebrummt. Aber im Gegensatz zu Calen musste ich keinen Mist schaufeln, nein, für mich hieß das bei sämtlichen Drachen einen Medizinischen Check zu machen. Besonders bei den Weibchen. Es war eine Routineaufgabe die Faratos nur zu gerne an mich abgegeben hatte. So ging ich von Drache zu Drache. Mit glühenden blauen Augen legte ich ihnen meine Hände auf um zu spüren wie es um sie stand. Dabei hielt ich in einer Hand einen flachen ungeschliffenen Grünen Kristall der meine Untersuchungsergebnisse aufzeichnete.

Gerade als ich mit dem letzten Drachen fertig war tauchte Leris bei mir auf. „Warum fliegen wir nicht weiter? Die Drachen sind ausgeruht und wir auch. In den letzten Tagen hattest du es immer so eilig wieso rasten wir plötzlich?" fragte sie und wirkte irgendwie wütend dabei. Ich wusste nur nicht warum. „Ich halte es für besser das wir noch abwarten um sicher zu gehen das unsere Verfolger unsere Spur verloren haben." Ich trat an den Wasserhahn an der Stallwand, drehte ihn auf und wusch meine Hände mit dem kalten Wasser.

Ich entließ die Drachenkraft und meine Augen erloschen. „Das ist nicht der einzige Grund, habe ich recht?" ich drehte den Hahn zu und trocknete meine Hände mit einem Tuch ab. Beim genauen betrachten schien ihre Wut auf mich gerichtet zu sein... Vielleicht irrte ich mich aber auch. Diese Lage stresste sie und Calen sicher mehr als sie zugeben wollten. „Der Süden ist Gefährlicher als du ahnst. Ich erkläre es euch später, wenn Calen sich wieder beruhigt hat." Ich hing das Tuch zurück und Leris trat entschlossen näher. „Als die Leibwächterin des Prinzen muss ich alle Gefahren kennen die dem Prinzen schaden könnten!" ungerührt begegnete ich ihrem lodernden Blick. „Und er nicht?" Sie setzte gerade dazu an etwas zu erwidern als Faratos zu uns stapfte.

„Ladys! Lust auf ein Tänzchen?" demonstrativ zog er sein Schwert vom Rücken und streckte es hoch in die Luft. Heiß wirbelte der Wind um ihn herum während seine Augen sich zu einem tiefen Orange wandelten. Das Schwert das er hielt war lang mit breiter Klinge aus einem tief grünen Metall das von Goldenen Rissen durchzogen wurde. Der Griff war aus verdrehtem schwarzem Horn an dessen Knauf ein goldener Drachenkopf saß. Unterhalb des Griffes fraßen sich tief rote Blitze durch die Klinge bis sie in der Mitte abbrachen.

Abgelenkt von dem prachtvollen Schwert wandte Leris sich von mir ab. „Was ist das für ein Schwert? Ich habe noch nie etwas vergleichbares gesehen!" fasziniert trat sie näher und Faratos hielt es ihr entgegen damit sie es näher betrachten konnte. „Das was du hier vor dir siehst ist die mächtigste Waffe eines Drachentrainers. Geschmiedet aus einem Fragment seiner Seele, Schuppen seines Drachen und einem geheimen Herzstück. Das Reißzahnschwert!" mit Schwung riss er es hoch und eine starke Böe fegte über uns hinweg.

„Faratos ist der Einzige Drachentrainer, den ich kenne, der sein Schwert so gerne zur Show stellt." Breit grinsend schulterte er sein Schwert bei meinem Kommentar. „Ich zeige halt gerne was ich habe." Ich schüttelte nur augenrollend den Kopf. „Hat jeder Drachentrainer solch ein Schwert?" fragte Leris noch immer ganz fasziniert. „Sobald das Band von Trainer und Drache stark genug ist sind Drachentrainer dazu in der Lage solch ein Schwert zu formen und nach Belieben zu sich zu rufen." Faratos steckte das Schwert in den Boden und stützte sich darauf. „Ein Reißzahnschwert ist wie ein Geist den man beschwören muss um ihn nutzen zu können. So besitzt es keinen Kern oder Körper und kann nicht zerstört werden. Wenn es bricht regeneriert es sich. Wenn man es verliert kommt es zu einem zurück. Ziemlich praktisch, wenn man es im Suff verliert." Verschmitzt lachte Faratos der sein Schwert auf dieses Weise schon einige Male verloren hatte.

„Drachentrainer sind alle Schwertkämpfer. Interessiert dich sicher als Ritterin." Fügte er noch hinzu worauf Leris verwundert zu mir sah. „Ich habe Talrah nie eines tragen sehen. Also bezieht sich das wohl nicht auf alle." Sie sah wieder zu Faratos und sein lächeln verlor an Kraft. „Vielleicht gibt es Ausnahmen, aber ich habe noch nie von einem Drachentrainer gehört der nicht das Schwert führte. Auch Talrah besitzt ein wirklich Großartiges Reißzahnschwert." Er grinste breit. „Wenn Talrah ihr Reißzahnschwert ruft ist es als würde sich die Welt ihr unterwerfen. Ich sage dir diesen Anblick vergisst du deinen Lebtag nicht mehr." Erzählte er stolz da er einer der wenigen war der mein Schwert viele Male gesehen hatte.

„Beeindruckend. Talrah würdest du dan..." „Ich habe seit drei Jahren kein Schwert mehr geschwungen und das werde ich auch nicht ändern!" knurrte ich und unterbrach sie damit. Ergeben seufzte Faratos und schulterte sein Schwert. „Zu schade, oder? Ich versuche schon seit langem sie dazu zu bewegen mal wieder mit mir zu trainieren, aber sie ist und bleibt Drachenstur." Schulterzuckend lächelte er wissend um meinen Schmerz. „Leris wie steht es mit dir?" Leris schmunzelte und legte die Hand an ihr Schwert. „Das Angebot nehme ich gerne an." Sie stellten sich auf und schon krachten ihre Schwerter aufeinander. Ich kehrte ihnen den Rücken zu und machte mich auf den Weg zu den Weiden. 

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Your sword and my DragonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt